Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Unterlaß ihre Waare an, sie zogen, halb überredend, halb gewaltthätig die Käufer hin und her, diese schrien und lärmten nicht minder und so war das ein wahrhaft betäubendes Gewühl. Am meisten fielen mir die unzähligen Schuster auf, die zwischen den aufgethürmten Heu- und Stroh-Bündeln ihre einfache Werkstätte, ein kleines Tischchen mit Draht, Zwirn und Leder aufgerichtet hatten und emsig mit Heilung der Fußbekleidung ihrer Kunden beschäftigt waren. Bei dieser, wie bei vielen andern Gelegenheiten bemerkte ich, daß der Eingeborne bei weitem nicht so träge ist, als man ihn schilt, daß er vielmehr jeden günstigen Augenblick benützt, sich ein Stückchen Geld zu verdienen.

Alle Serai's am Eingange der Stadt waren überfüllt und so blieb uns nichts anderes übrig, als durch den ganzen Ort auf die jenseitige Seite zu ziehen. Das Stadtthor war vielversprechend, stolz und hochgewölbt erhob es sich in die Lüfte, ich hoffte entsprechende Gebäude zu sehen und sah -- -- -- elende Lehmhütten und enge Gassen, so enge, daß die Fußgeher unter die Eingänge der Hütten treten mußten, um unser Gespann vorüber zu lassen.

2. Februar. Einige Coose vor Matara lenkten wir von der gebahnten Straße ab, die von Delhi nach Mutra führt, einer Stadt, die noch unter englischer Botmäßigkeit steht.

Matara ist ein nettes Städtchen mit einer sehr niedlichen Moschee, mit breiten Gassen und gemauerten Häuserchen, deren manche sogar mit Gallerien, Pfeilern oder Sculpturen von rothem Sandstein verziert sind.

Unterlaß ihre Waare an, sie zogen, halb überredend, halb gewaltthätig die Käufer hin und her, diese schrien und lärmten nicht minder und so war das ein wahrhaft betäubendes Gewühl. Am meisten fielen mir die unzähligen Schuster auf, die zwischen den aufgethürmten Heu- und Stroh-Bündeln ihre einfache Werkstätte, ein kleines Tischchen mit Draht, Zwirn und Leder aufgerichtet hatten und emsig mit Heilung der Fußbekleidung ihrer Kunden beschäftigt waren. Bei dieser, wie bei vielen andern Gelegenheiten bemerkte ich, daß der Eingeborne bei weitem nicht so träge ist, als man ihn schilt, daß er vielmehr jeden günstigen Augenblick benützt, sich ein Stückchen Geld zu verdienen.

Alle Serai’s am Eingange der Stadt waren überfüllt und so blieb uns nichts anderes übrig, als durch den ganzen Ort auf die jenseitige Seite zu ziehen. Das Stadtthor war vielversprechend, stolz und hochgewölbt erhob es sich in die Lüfte, ich hoffte entsprechende Gebäude zu sehen und sah — — — elende Lehmhütten und enge Gassen, so enge, daß die Fußgeher unter die Eingänge der Hütten treten mußten, um unser Gespann vorüber zu lassen.

2. Februar. Einige Coose vor Matara lenkten wir von der gebahnten Straße ab, die von Delhi nach Mutra führt, einer Stadt, die noch unter englischer Botmäßigkeit steht.

Matara ist ein nettes Städtchen mit einer sehr niedlichen Moschee, mit breiten Gassen und gemauerten Häuserchen, deren manche sogar mit Gallerien, Pfeilern oder Sculpturen von rothem Sandstein verziert sind.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0014" n="6"/>
Unterlaß ihre Waare an, sie zogen, halb überredend, halb gewaltthätig die Käufer hin und her, diese schrien und lärmten nicht minder und so war das ein wahrhaft betäubendes Gewühl. Am meisten fielen mir die unzähligen Schuster auf, die zwischen den aufgethürmten Heu- und Stroh-Bündeln ihre einfache Werkstätte, ein kleines Tischchen mit Draht, Zwirn und Leder aufgerichtet hatten und emsig mit Heilung der Fußbekleidung ihrer Kunden beschäftigt waren. Bei dieser, wie bei vielen andern Gelegenheiten bemerkte ich, daß der Eingeborne bei weitem nicht so träge ist, als man ihn schilt, daß er vielmehr jeden günstigen Augenblick benützt, sich ein Stückchen Geld zu verdienen.</p>
        <p>Alle Serai&#x2019;s am Eingange der Stadt waren überfüllt und so blieb uns nichts anderes übrig, als durch den ganzen Ort auf die jenseitige Seite zu ziehen. Das Stadtthor war vielversprechend, stolz und hochgewölbt erhob es sich in die Lüfte, ich hoffte entsprechende Gebäude zu sehen und sah &#x2014; &#x2014; &#x2014; elende Lehmhütten und enge Gassen, so enge, daß die Fußgeher unter die Eingänge der Hütten treten mußten, um unser Gespann vorüber zu lassen.</p>
        <p>2. Februar. Einige Coose vor <hi rendition="#aq">Matara</hi> lenkten wir von der gebahnten Straße ab, die von <hi rendition="#aq">Delhi</hi> nach <hi rendition="#aq">Mutra</hi> führt, einer Stadt, die noch unter englischer Botmäßigkeit steht.</p>
        <p><hi rendition="#aq">Matara</hi> ist ein nettes Städtchen mit einer sehr niedlichen Moschee, mit breiten Gassen und gemauerten Häuserchen, deren manche sogar mit Gallerien, Pfeilern oder Sculpturen von rothem Sandstein verziert sind.</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0014] Unterlaß ihre Waare an, sie zogen, halb überredend, halb gewaltthätig die Käufer hin und her, diese schrien und lärmten nicht minder und so war das ein wahrhaft betäubendes Gewühl. Am meisten fielen mir die unzähligen Schuster auf, die zwischen den aufgethürmten Heu- und Stroh-Bündeln ihre einfache Werkstätte, ein kleines Tischchen mit Draht, Zwirn und Leder aufgerichtet hatten und emsig mit Heilung der Fußbekleidung ihrer Kunden beschäftigt waren. Bei dieser, wie bei vielen andern Gelegenheiten bemerkte ich, daß der Eingeborne bei weitem nicht so träge ist, als man ihn schilt, daß er vielmehr jeden günstigen Augenblick benützt, sich ein Stückchen Geld zu verdienen. Alle Serai’s am Eingange der Stadt waren überfüllt und so blieb uns nichts anderes übrig, als durch den ganzen Ort auf die jenseitige Seite zu ziehen. Das Stadtthor war vielversprechend, stolz und hochgewölbt erhob es sich in die Lüfte, ich hoffte entsprechende Gebäude zu sehen und sah — — — elende Lehmhütten und enge Gassen, so enge, daß die Fußgeher unter die Eingänge der Hütten treten mußten, um unser Gespann vorüber zu lassen. 2. Februar. Einige Coose vor Matara lenkten wir von der gebahnten Straße ab, die von Delhi nach Mutra führt, einer Stadt, die noch unter englischer Botmäßigkeit steht. Matara ist ein nettes Städtchen mit einer sehr niedlichen Moschee, mit breiten Gassen und gemauerten Häuserchen, deren manche sogar mit Gallerien, Pfeilern oder Sculpturen von rothem Sandstein verziert sind.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/14
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/14>, abgerufen am 28.11.2024.