Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.heißt es denn so lange fasten, bis er so tüchtig wird, daß man jedes Gericht gut findet. Ich nahm nichts mit als meine lederne Wasserflasche, und auch diese war überflüßig, denn häufig kamen wir an Kanälen des Tigris und am Tigris selbst vorbei, obwohl der größte Theil des Weges durch die Wüste führte. Auf halbem Wege setzten wir in einem großen Boote über den Fluß Dhyalah. Auf der andern Seite des Flusses in gemauerten Löchern hausen einige Familien, die von der Pachtung der Ueberfahrt leben. Ich war so glücklich, hier Brod und Buttermilch zu bekommen, woran ich mich labte. Man sieht nun schon die Ruinen von Ktesiphon, obschon sie noch neun Meilen entfernt sind. In drei und einer halben Stunde hatten wir die ganze Entfernung von Bagdad bis an die Ruinen zurückgelegt. Ktesiphon hatte sich einst zu einer sehr mächtigen Stadt am Tigris erhoben, sie folgte Babylonia und Seleucia; im Sommer hielten sich Persiens Regenten zu Ecbatania, im Winter zu Ktesiphon auf. Jetzt bestehen die ganzen Ruinen nur mehr in einzelnen Bruchstücken von dem Palaste des Schach's Chosroes. Es sind dies: die kolossal gewölbte Thorhalle sammt dem Thore, ein Theil der Hauptfronte und einige Seitenwände, die aber alle so fest stehen, daß wohl noch nach Jahrhunderten sich Reisende daran werden erfreuen können. -- Die Wölbung des Thores Tauk-Kosra ist die höchste aller bekannten Thorwölbungen, -- sie mißt neunzig Fuß, ist also um fünfzehn Fuß höher als die Hauptforte zu Fattipore Sikri, nahe bei Agra, die von vielen als die höchste angeführt heißt es denn so lange fasten, bis er so tüchtig wird, daß man jedes Gericht gut findet. Ich nahm nichts mit als meine lederne Wasserflasche, und auch diese war überflüßig, denn häufig kamen wir an Kanälen des Tigris und am Tigris selbst vorbei, obwohl der größte Theil des Weges durch die Wüste führte. Auf halbem Wege setzten wir in einem großen Boote über den Fluß Dhyalah. Auf der andern Seite des Flusses in gemauerten Löchern hausen einige Familien, die von der Pachtung der Ueberfahrt leben. Ich war so glücklich, hier Brod und Buttermilch zu bekommen, woran ich mich labte. Man sieht nun schon die Ruinen von Ktesiphon, obschon sie noch neun Meilen entfernt sind. In drei und einer halben Stunde hatten wir die ganze Entfernung von Bagdad bis an die Ruinen zurückgelegt. Ktesiphon hatte sich einst zu einer sehr mächtigen Stadt am Tigris erhoben, sie folgte Babylonia und Seleucia; im Sommer hielten sich Persiens Regenten zu Ecbatania, im Winter zu Ktesiphon auf. Jetzt bestehen die ganzen Ruinen nur mehr in einzelnen Bruchstücken von dem Palaste des Schach’s Chosroes. Es sind dies: die kolossal gewölbte Thorhalle sammt dem Thore, ein Theil der Hauptfronte und einige Seitenwände, die aber alle so fest stehen, daß wohl noch nach Jahrhunderten sich Reisende daran werden erfreuen können. — Die Wölbung des Thores Tauk-Kosra ist die höchste aller bekannten Thorwölbungen, — sie mißt neunzig Fuß, ist also um fünfzehn Fuß höher als die Hauptforte zu Fattipore Sikri, nahe bei Agra, die von vielen als die höchste angeführt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="129"/> heißt es denn so lange fasten, bis er so tüchtig wird, daß man jedes Gericht gut findet. Ich nahm nichts mit als meine lederne Wasserflasche, und auch diese war überflüßig, denn häufig kamen wir an Kanälen des Tigris und am Tigris selbst vorbei, obwohl der größte Theil des Weges durch die Wüste führte.</p> <p>Auf halbem Wege setzten wir in einem großen Boote über den Fluß Dhyalah. 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heißt es denn so lange fasten, bis er so tüchtig wird, daß man jedes Gericht gut findet. Ich nahm nichts mit als meine lederne Wasserflasche, und auch diese war überflüßig, denn häufig kamen wir an Kanälen des Tigris und am Tigris selbst vorbei, obwohl der größte Theil des Weges durch die Wüste führte.
Auf halbem Wege setzten wir in einem großen Boote über den Fluß Dhyalah. Auf der andern Seite des Flusses in gemauerten Löchern hausen einige Familien, die von der Pachtung der Ueberfahrt leben. Ich war so glücklich, hier Brod und Buttermilch zu bekommen, woran ich mich labte. Man sieht nun schon die Ruinen von Ktesiphon, obschon sie noch neun Meilen entfernt sind. In drei und einer halben Stunde hatten wir die ganze Entfernung von Bagdad bis an die Ruinen zurückgelegt.
Ktesiphon hatte sich einst zu einer sehr mächtigen Stadt am Tigris erhoben, sie folgte Babylonia und Seleucia; im Sommer hielten sich Persiens Regenten zu Ecbatania, im Winter zu Ktesiphon auf. Jetzt bestehen die ganzen Ruinen nur mehr in einzelnen Bruchstücken von dem Palaste des Schach’s Chosroes. Es sind dies: die kolossal gewölbte Thorhalle sammt dem Thore, ein Theil der Hauptfronte und einige Seitenwände, die aber alle so fest stehen, daß wohl noch nach Jahrhunderten sich Reisende daran werden erfreuen können. — Die Wölbung des Thores Tauk-Kosra ist die höchste aller bekannten Thorwölbungen, — sie mißt neunzig Fuß, ist also um fünfzehn Fuß höher als die Hauptforte zu Fattipore Sikri, nahe bei Agra, die von vielen als die höchste angeführt
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