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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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sondern bestehen ganz einfach aus einem dichten Walde von Fruchtbäumen aller Gattungen (Dattel-, Aepfel-, Aprikosen-, Pfirsich-, Feigen-, Maulbeer-Bäumen u. s. w.), der von einer Ziegelmauer umgeben ist. Es herrscht da weder Ordnung noch Reinlichkeit, es gibt weder Grasplätze noch Blumenbeete, nicht einmal ordentliche Wege, sondern nur viele Kanäle, da Regen und Thau durch künstliche Bewässerung ersetzt werden müssen.

Ich machte von Bagdad zwei größere Ausflüge, -- einen nach den Ruinen von Ktesiphon, den andern nach den Ruinen von Babylon. Erstere sind achtzehn, letztere sechzig englische Meilen von Bagdad entfernt. Zu beiden Ausflügen gab mir Herr Rawlinson gute arabische Pferde und einen verläßlichen Diener.

Den Ritt nach Ktesiphon ware ich, wenn ich nicht in der Wüste übernachten wollte, gezwungen, hin und zurück in einem Tage, und zwar von Sonnenauf- bis vor Sonnenuntergang zu machen, da in Bagdad, wie in allen türkischen Städten, nach Sonnenuntergang die Thore gesperrt und die Schlüssel dem Stadtkommandanten übergeben werden. Geöffnet werden sie mit Sonnenaufgang.

Meine sorgsame Hausfrau wollte mir eine ganze Menge Lebensmittel mitgeben; allein meine Regel auf Reisen ist, jeder Art des Ueberflusses zu entsagen. Wenn ich irgendwo Menschen zu finden weiß, nehme ich keine Eßwaaren mit, denn wovon sie leben kann auch ich leben; mundet mir ihre Kost nicht, so fehlt mir der ächte Hunger, und da

sondern bestehen ganz einfach aus einem dichten Walde von Fruchtbäumen aller Gattungen (Dattel-, Aepfel-, Aprikosen-, Pfirsich-, Feigen-, Maulbeer-Bäumen u. s. w.), der von einer Ziegelmauer umgeben ist. Es herrscht da weder Ordnung noch Reinlichkeit, es gibt weder Grasplätze noch Blumenbeete, nicht einmal ordentliche Wege, sondern nur viele Kanäle, da Regen und Thau durch künstliche Bewässerung ersetzt werden müssen.

Ich machte von Bagdad zwei größere Ausflüge, — einen nach den Ruinen von Ktesiphon, den andern nach den Ruinen von Babylon. Erstere sind achtzehn, letztere sechzig englische Meilen von Bagdad entfernt. Zu beiden Ausflügen gab mir Herr Rawlinson gute arabische Pferde und einen verläßlichen Diener.

Den Ritt nach Ktesiphon ware ich, wenn ich nicht in der Wüste übernachten wollte, gezwungen, hin und zurück in einem Tage, und zwar von Sonnenauf- bis vor Sonnenuntergang zu machen, da in Bagdad, wie in allen türkischen Städten, nach Sonnenuntergang die Thore gesperrt und die Schlüssel dem Stadtkommandanten übergeben werden. Geöffnet werden sie mit Sonnenaufgang.

Meine sorgsame Hausfrau wollte mir eine ganze Menge Lebensmittel mitgeben; allein meine Regel auf Reisen ist, jeder Art des Ueberflusses zu entsagen. Wenn ich irgendwo Menschen zu finden weiß, nehme ich keine Eßwaaren mit, denn wovon sie leben kann auch ich leben; mundet mir ihre Kost nicht, so fehlt mir der ächte Hunger, und da

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[128/0136] sondern bestehen ganz einfach aus einem dichten Walde von Fruchtbäumen aller Gattungen (Dattel-, Aepfel-, Aprikosen-, Pfirsich-, Feigen-, Maulbeer-Bäumen u. s. w.), der von einer Ziegelmauer umgeben ist. Es herrscht da weder Ordnung noch Reinlichkeit, es gibt weder Grasplätze noch Blumenbeete, nicht einmal ordentliche Wege, sondern nur viele Kanäle, da Regen und Thau durch künstliche Bewässerung ersetzt werden müssen. Ich machte von Bagdad zwei größere Ausflüge, — einen nach den Ruinen von Ktesiphon, den andern nach den Ruinen von Babylon. Erstere sind achtzehn, letztere sechzig englische Meilen von Bagdad entfernt. Zu beiden Ausflügen gab mir Herr Rawlinson gute arabische Pferde und einen verläßlichen Diener. Den Ritt nach Ktesiphon ware ich, wenn ich nicht in der Wüste übernachten wollte, gezwungen, hin und zurück in einem Tage, und zwar von Sonnenauf- bis vor Sonnenuntergang zu machen, da in Bagdad, wie in allen türkischen Städten, nach Sonnenuntergang die Thore gesperrt und die Schlüssel dem Stadtkommandanten übergeben werden. Geöffnet werden sie mit Sonnenaufgang. Meine sorgsame Hausfrau wollte mir eine ganze Menge Lebensmittel mitgeben; allein meine Regel auf Reisen ist, jeder Art des Ueberflusses zu entsagen. Wenn ich irgendwo Menschen zu finden weiß, nehme ich keine Eßwaaren mit, denn wovon sie leben kann auch ich leben; mundet mir ihre Kost nicht, so fehlt mir der ächte Hunger, und da

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/136>, abgerufen am 24.11.2024.