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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.

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u. s. w. waschen und färben, die andern wurden mit Wasser begossen oder mit wohlriechenden Oelen und Salben eingerieben, dazwischen tollte die Jugend herum, und was das schlimmste war -- ein großer Theil der Gesellschaft mußte wohl vermeinen im Paradiese zu sein, und zwar zur Zeit, wo des Apfels noch nicht gedacht wurde. Die hier geführten Gespräche sollen, was sich auch leicht denken läßt, dem Benehmen entsprechen. -- Arme Jugend, wie sollst du Gefühl für Sittlichkeit bekommen, wenn du schon im zartesten Alter solchen Scenen und Unterhaltungen beiwohnst?! --

Von den Merkwürdigkeiten Bagdad's sah ich noch das Grabmonument der Königin Zobiede, Lieblingsgemahlin des Kalifen Haroun-al-Radschid. Es ist interessant, weil es von den gewöhnlichen Monumenten der Mohamedaner sehr verschieden ist. Statt schöner Kuppeln und Minarets, erhebt sich ein sehr mittelmäßiger Thurm auf einem achteckigen kleinen Gebäude; der Thurm hat viel Aehnlichkeit mit jenen auf den Tempeln der Hindus. In dem Gemache stehen drei einfache gemauerte Grabmäler, in deren einem die Königin, in den andern Verwandte der königlichen Familie ruhen. Das Ganze ist von Ziegeln gebaut und war einst, wie noch Spuren zeigen, mit schönem Cement überkleidet, mit farbigen Thonplatten ausgelegt und mit Arabesken verziert.

Alle dergleichen Monumente sind dem Muselmanne heilig, -- er kommt oft weit daher, seine Andacht vor ihnen zu verrichten. Nicht minder wünschenswerth ist es für ihn, in der Nähe eines solchen Monumentes einen

u. s. w. waschen und färben, die andern wurden mit Wasser begossen oder mit wohlriechenden Oelen und Salben eingerieben, dazwischen tollte die Jugend herum, und was das schlimmste war — ein großer Theil der Gesellschaft mußte wohl vermeinen im Paradiese zu sein, und zwar zur Zeit, wo des Apfels noch nicht gedacht wurde. Die hier geführten Gespräche sollen, was sich auch leicht denken läßt, dem Benehmen entsprechen. — Arme Jugend, wie sollst du Gefühl für Sittlichkeit bekommen, wenn du schon im zartesten Alter solchen Scenen und Unterhaltungen beiwohnst?! —

Von den Merkwürdigkeiten Bagdad’s sah ich noch das Grabmonument der Königin Zobiedé, Lieblingsgemahlin des Kalifen Haroun-al-Radschid. Es ist interessant, weil es von den gewöhnlichen Monumenten der Mohamedaner sehr verschieden ist. Statt schöner Kuppeln und Minarets, erhebt sich ein sehr mittelmäßiger Thurm auf einem achteckigen kleinen Gebäude; der Thurm hat viel Aehnlichkeit mit jenen auf den Tempeln der Hindus. In dem Gemache stehen drei einfache gemauerte Grabmäler, in deren einem die Königin, in den andern Verwandte der königlichen Familie ruhen. Das Ganze ist von Ziegeln gebaut und war einst, wie noch Spuren zeigen, mit schönem Cement überkleidet, mit farbigen Thonplatten ausgelegt und mit Arabesken verziert.

Alle dergleichen Monumente sind dem Muselmanne heilig, — er kommt oft weit daher, seine Andacht vor ihnen zu verrichten. Nicht minder wünschenswerth ist es für ihn, in der Nähe eines solchen Monumentes einen

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[126/0134] u. s. w. waschen und färben, die andern wurden mit Wasser begossen oder mit wohlriechenden Oelen und Salben eingerieben, dazwischen tollte die Jugend herum, und was das schlimmste war — ein großer Theil der Gesellschaft mußte wohl vermeinen im Paradiese zu sein, und zwar zur Zeit, wo des Apfels noch nicht gedacht wurde. Die hier geführten Gespräche sollen, was sich auch leicht denken läßt, dem Benehmen entsprechen. — Arme Jugend, wie sollst du Gefühl für Sittlichkeit bekommen, wenn du schon im zartesten Alter solchen Scenen und Unterhaltungen beiwohnst?! — Von den Merkwürdigkeiten Bagdad’s sah ich noch das Grabmonument der Königin Zobiedé, Lieblingsgemahlin des Kalifen Haroun-al-Radschid. Es ist interessant, weil es von den gewöhnlichen Monumenten der Mohamedaner sehr verschieden ist. Statt schöner Kuppeln und Minarets, erhebt sich ein sehr mittelmäßiger Thurm auf einem achteckigen kleinen Gebäude; der Thurm hat viel Aehnlichkeit mit jenen auf den Tempeln der Hindus. In dem Gemache stehen drei einfache gemauerte Grabmäler, in deren einem die Königin, in den andern Verwandte der königlichen Familie ruhen. Das Ganze ist von Ziegeln gebaut und war einst, wie noch Spuren zeigen, mit schönem Cement überkleidet, mit farbigen Thonplatten ausgelegt und mit Arabesken verziert. Alle dergleichen Monumente sind dem Muselmanne heilig, — er kommt oft weit daher, seine Andacht vor ihnen zu verrichten. Nicht minder wünschenswerth ist es für ihn, in der Nähe eines solchen Monumentes einen

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/134>, abgerufen am 24.11.2024.