Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.Oberkleider, deren Aermel sich bis an die Ellbogen fest anschlossen und von da aufgeschlizt herab hingen. Die Blöße der Arme war durch die seidenen Hemdärmel gedeckt. Um die Mitte schmiegten sich handbreite, steife Gürtel, vorne mit faustgroßen, an den Seiten mit kleineren Knöpfen geziert, -- die Knöpfe waren von Gold mit Email und getriebener Arbeit. -- Gefaßte Perlen, Edelsteine und Goldmünzen zierten Arme, Hals und Brust. Den Kopf deckte ein kleiner niedlicher Turban, der mit Goldketten oder Goldspitzen umwunden war, -- viele dünne Haarflechten stahlen sich darunter hervor und hingen bis an die Hüften hinab. Leider hatten manche der Schönen den schlechten Geschmack, die Haare mit Henne zu färben, wodurch sie das glänzende Schwarz verloren und sich in ein häßliches Braunroth verwandelten. So reizend dieser Frauenkranz anzusehen war, so langweilig wurde er mit der Zeit, denn regungslose Stille herrschte unter dem sonst so geschwätzigen Geschlechte, und keines der lieblichen Gesichter drückte irgend eine Erregung oder Empfindung aus -- Geist und Bildung, die Würze des Lebens, fehlten. Die eingebornen Mädchen lernen nichts; ihre Kenntnisse sind ausgebildet, wenn sie in ihrer Muttersprache (armenisch oder arabisch) lesen können, und dann bekommen sie außer einigen religiösen Büchern keine andere Lektüre in die Hand. Lebhafter ging es bei einem Besuche her, den ich einige Tage später in des Paschas Harem machte. Da wurde so viel gelacht, geschwatzt und geschäkert, daß es mir beinah zu arg wurde. Man hatte meinen Besuch erwartet, und die Frauen, fünfzehn an der Zahl, waren Oberkleider, deren Aermel sich bis an die Ellbogen fest anschlossen und von da aufgeschlizt herab hingen. Die Blöße der Arme war durch die seidenen Hemdärmel gedeckt. Um die Mitte schmiegten sich handbreite, steife Gürtel, vorne mit faustgroßen, an den Seiten mit kleineren Knöpfen geziert, — die Knöpfe waren von Gold mit Email und getriebener Arbeit. — Gefaßte Perlen, Edelsteine und Goldmünzen zierten Arme, Hals und Brust. Den Kopf deckte ein kleiner niedlicher Turban, der mit Goldketten oder Goldspitzen umwunden war, — viele dünne Haarflechten stahlen sich darunter hervor und hingen bis an die Hüften hinab. Leider hatten manche der Schönen den schlechten Geschmack, die Haare mit Henne zu färben, wodurch sie das glänzende Schwarz verloren und sich in ein häßliches Braunroth verwandelten. So reizend dieser Frauenkranz anzusehen war, so langweilig wurde er mit der Zeit, denn regungslose Stille herrschte unter dem sonst so geschwätzigen Geschlechte, und keines der lieblichen Gesichter drückte irgend eine Erregung oder Empfindung aus — Geist und Bildung, die Würze des Lebens, fehlten. Die eingebornen Mädchen lernen nichts; ihre Kenntnisse sind ausgebildet, wenn sie in ihrer Muttersprache (armenisch oder arabisch) lesen können, und dann bekommen sie außer einigen religiösen Büchern keine andere Lektüre in die Hand. Lebhafter ging es bei einem Besuche her, den ich einige Tage später in des Paschas Harem machte. Da wurde so viel gelacht, geschwatzt und geschäkert, daß es mir beinah zu arg wurde. Man hatte meinen Besuch erwartet, und die Frauen, fünfzehn an der Zahl, waren <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0131" n="123"/> Oberkleider, deren Aermel sich bis an die Ellbogen fest anschlossen und von da aufgeschlizt herab hingen. Die Blöße der Arme war durch die seidenen Hemdärmel gedeckt. Um die Mitte schmiegten sich handbreite, steife Gürtel, vorne mit faustgroßen, an den Seiten mit kleineren Knöpfen geziert, — die Knöpfe waren von Gold mit Email und getriebener Arbeit. — Gefaßte Perlen, Edelsteine und Goldmünzen zierten Arme, Hals und Brust. Den Kopf deckte ein kleiner niedlicher Turban, der mit Goldketten oder Goldspitzen umwunden war, — viele dünne Haarflechten stahlen sich darunter hervor und hingen bis an die Hüften hinab. Leider hatten manche der Schönen den schlechten Geschmack, die Haare mit Henne zu färben, wodurch sie das glänzende Schwarz verloren und sich in ein häßliches Braunroth verwandelten.</p> <p>So reizend dieser Frauenkranz anzusehen war, so langweilig wurde er mit der Zeit, denn regungslose Stille herrschte unter dem sonst so geschwätzigen Geschlechte, und keines der lieblichen Gesichter drückte irgend eine Erregung oder Empfindung aus — Geist und Bildung, die Würze des Lebens, fehlten. Die eingebornen Mädchen lernen nichts; ihre Kenntnisse sind ausgebildet, wenn sie in ihrer Muttersprache (armenisch oder arabisch) lesen können, und dann bekommen sie außer einigen religiösen Büchern keine andere Lektüre in die Hand.</p> <p>Lebhafter ging es bei einem Besuche her, den ich einige Tage später in des Paschas Harem machte. Da wurde so viel gelacht, geschwatzt und geschäkert, daß es mir beinah zu arg wurde. Man hatte meinen Besuch erwartet, und die Frauen, fünfzehn an der Zahl, waren </p> </div> </body> </text> </TEI> [123/0131]
Oberkleider, deren Aermel sich bis an die Ellbogen fest anschlossen und von da aufgeschlizt herab hingen. Die Blöße der Arme war durch die seidenen Hemdärmel gedeckt. Um die Mitte schmiegten sich handbreite, steife Gürtel, vorne mit faustgroßen, an den Seiten mit kleineren Knöpfen geziert, — die Knöpfe waren von Gold mit Email und getriebener Arbeit. — Gefaßte Perlen, Edelsteine und Goldmünzen zierten Arme, Hals und Brust. Den Kopf deckte ein kleiner niedlicher Turban, der mit Goldketten oder Goldspitzen umwunden war, — viele dünne Haarflechten stahlen sich darunter hervor und hingen bis an die Hüften hinab. Leider hatten manche der Schönen den schlechten Geschmack, die Haare mit Henne zu färben, wodurch sie das glänzende Schwarz verloren und sich in ein häßliches Braunroth verwandelten.
So reizend dieser Frauenkranz anzusehen war, so langweilig wurde er mit der Zeit, denn regungslose Stille herrschte unter dem sonst so geschwätzigen Geschlechte, und keines der lieblichen Gesichter drückte irgend eine Erregung oder Empfindung aus — Geist und Bildung, die Würze des Lebens, fehlten. Die eingebornen Mädchen lernen nichts; ihre Kenntnisse sind ausgebildet, wenn sie in ihrer Muttersprache (armenisch oder arabisch) lesen können, und dann bekommen sie außer einigen religiösen Büchern keine andere Lektüre in die Hand.
Lebhafter ging es bei einem Besuche her, den ich einige Tage später in des Paschas Harem machte. Da wurde so viel gelacht, geschwatzt und geschäkert, daß es mir beinah zu arg wurde. Man hatte meinen Besuch erwartet, und die Frauen, fünfzehn an der Zahl, waren
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/131>, abgerufen am 16.07.2024. |