Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850.nie eine Vorstellung von ihr machen, da eine Gasse der andern, und alle miteinander den Gängen eines Kerkers gleichen. Hier oben aber überblickte ich die ganze Stadt mit ihren unzähligen Häusern, von welchen viele in niedlichen Gärten liegen, ich sah tausend und tausend Terrassen zu meinen Füßen aufgedeckt und vor allem den schönen Strom, der sich an der fünf englische Meilen langen Stadt theilweise durch dunkle Frucht- und Palmenwäldchen fortwälzt. Alle Bauten sind, wie schon bemerkt, von gebrannten und ungebrannten Ziegeln aufgeführt, deren die meisten, wie man behauptet, auf dem Euphrat von den Ruinen des nahen Babylon hieher gebracht wurden. -- An den Festungswerken sieht man bei genauer Betrachtung noch Spuren des ersten Baues, -- die Ziegel daran haben bei zwei Fuß im Durchmesser und gleichen schönen Steinplatten. Die Häuser sind im Innern hübscher als von außen, haben reinliche, gepflasterte Höfe, viele Fenster u. s. w. Die Zimmer sind groß und hoch, allein bei weitem nicht so prachtvoll ausgestattet wie in Damaskus. -- Der Sommer ist hier so heiß, daß man dreimal des Tages den Wohnplatz ändert. Den frühen Morgen bringt man in den gewöhnlichen Zimmern zu, -- gegen neun Uhr flüchtet man in die unterirdischen Gemächer, Sardab genannt, die gleich Kellern oft 15 bis 20 Fuß unter der Erde liegen, und verweilt hier den Tag über, -- mit Sonnenuntergang zieht man auf die Terrassen, wo man Besuche empfängt, plaudert, Thee trinkt und sich bis in die Nacht hinein unterhält. Diese Zeit ist die angenehmste, da die nie eine Vorstellung von ihr machen, da eine Gasse der andern, und alle miteinander den Gängen eines Kerkers gleichen. Hier oben aber überblickte ich die ganze Stadt mit ihren unzähligen Häusern, von welchen viele in niedlichen Gärten liegen, ich sah tausend und tausend Terrassen zu meinen Füßen aufgedeckt und vor allem den schönen Strom, der sich an der fünf englische Meilen langen Stadt theilweise durch dunkle Frucht- und Palmenwäldchen fortwälzt. Alle Bauten sind, wie schon bemerkt, von gebrannten und ungebrannten Ziegeln aufgeführt, deren die meisten, wie man behauptet, auf dem Euphrat von den Ruinen des nahen Babylon hieher gebracht wurden. — An den Festungswerken sieht man bei genauer Betrachtung noch Spuren des ersten Baues, — die Ziegel daran haben bei zwei Fuß im Durchmesser und gleichen schönen Steinplatten. Die Häuser sind im Innern hübscher als von außen, haben reinliche, gepflasterte Höfe, viele Fenster u. s. w. Die Zimmer sind groß und hoch, allein bei weitem nicht so prachtvoll ausgestattet wie in Damaskus. — Der Sommer ist hier so heiß, daß man dreimal des Tages den Wohnplatz ändert. Den frühen Morgen bringt man in den gewöhnlichen Zimmern zu, — gegen neun Uhr flüchtet man in die unterirdischen Gemächer, Sardab genannt, die gleich Kellern oft 15 bis 20 Fuß unter der Erde liegen, und verweilt hier den Tag über, — mit Sonnenuntergang zieht man auf die Terrassen, wo man Besuche empfängt, plaudert, Thee trinkt und sich bis in die Nacht hinein unterhält. Diese Zeit ist die angenehmste, da die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0127" n="119"/> nie eine Vorstellung von ihr machen, da eine Gasse der andern, und alle miteinander den Gängen eines Kerkers gleichen. Hier oben aber überblickte ich die ganze Stadt mit ihren unzähligen Häusern, von welchen viele in niedlichen Gärten liegen, ich sah tausend und tausend Terrassen zu meinen Füßen aufgedeckt und vor allem den schönen Strom, der sich an der fünf englische Meilen langen Stadt theilweise durch dunkle Frucht- und Palmenwäldchen fortwälzt.</p> <p>Alle Bauten sind, wie schon bemerkt, von gebrannten und ungebrannten Ziegeln aufgeführt, deren die meisten, wie man behauptet, auf dem Euphrat von den Ruinen des nahen Babylon hieher gebracht wurden. — An den Festungswerken sieht man bei genauer Betrachtung noch Spuren des ersten Baues, — die Ziegel daran haben bei zwei Fuß im Durchmesser und gleichen schönen Steinplatten.</p> <p>Die Häuser sind im Innern hübscher als von außen, haben reinliche, gepflasterte Höfe, viele Fenster u. s. w. Die Zimmer sind groß und hoch, allein bei weitem nicht so prachtvoll ausgestattet wie in Damaskus. — Der Sommer ist hier so heiß, daß man dreimal des Tages den Wohnplatz ändert. Den frühen Morgen bringt man in den gewöhnlichen Zimmern zu, — gegen neun Uhr flüchtet man in die unterirdischen Gemächer, Sardab genannt, die gleich Kellern oft 15 bis 20 Fuß unter der Erde liegen, und verweilt hier den Tag über, — mit Sonnenuntergang zieht man auf die Terrassen, wo man Besuche empfängt, plaudert, Thee trinkt und sich bis in die Nacht hinein unterhält. Diese Zeit ist die angenehmste, da die </p> </div> </body> </text> </TEI> [119/0127]
nie eine Vorstellung von ihr machen, da eine Gasse der andern, und alle miteinander den Gängen eines Kerkers gleichen. Hier oben aber überblickte ich die ganze Stadt mit ihren unzähligen Häusern, von welchen viele in niedlichen Gärten liegen, ich sah tausend und tausend Terrassen zu meinen Füßen aufgedeckt und vor allem den schönen Strom, der sich an der fünf englische Meilen langen Stadt theilweise durch dunkle Frucht- und Palmenwäldchen fortwälzt.
Alle Bauten sind, wie schon bemerkt, von gebrannten und ungebrannten Ziegeln aufgeführt, deren die meisten, wie man behauptet, auf dem Euphrat von den Ruinen des nahen Babylon hieher gebracht wurden. — An den Festungswerken sieht man bei genauer Betrachtung noch Spuren des ersten Baues, — die Ziegel daran haben bei zwei Fuß im Durchmesser und gleichen schönen Steinplatten.
Die Häuser sind im Innern hübscher als von außen, haben reinliche, gepflasterte Höfe, viele Fenster u. s. w. Die Zimmer sind groß und hoch, allein bei weitem nicht so prachtvoll ausgestattet wie in Damaskus. — Der Sommer ist hier so heiß, daß man dreimal des Tages den Wohnplatz ändert. Den frühen Morgen bringt man in den gewöhnlichen Zimmern zu, — gegen neun Uhr flüchtet man in die unterirdischen Gemächer, Sardab genannt, die gleich Kellern oft 15 bis 20 Fuß unter der Erde liegen, und verweilt hier den Tag über, — mit Sonnenuntergang zieht man auf die Terrassen, wo man Besuche empfängt, plaudert, Thee trinkt und sich bis in die Nacht hinein unterhält. Diese Zeit ist die angenehmste, da die
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 3. Wien, 1850, S. 119. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt03_1850/127>, abgerufen am 16.07.2024. |