Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.in nichts von ihrer Landestracht und Lebensweise, und nur die farbigen Diener der Schiffsoffiziere waren mitunter sehr zierlich und geschmackvoll gekleidet. Sie trugen weiße Beinkleider, weite, weiße Ueberkleider mit weißen Binden, bunte, seidene Jäckchen und kleine gestickte, weiße Käppchen oder schöne Turbane. Die Art und Weise, mit welcher all diese farbigen Menschen behandelt wurden, fand ich durchaus nicht christengemäß; es fehlte nie an rauhen Worten, an Stößen, Puffen und Fußtritten, ja der geringste europäische Matrosenbube erlaubte sich die gröbsten Handlungen, die gemeinsten Späße gegen jene. -- Arme Geschöpfe! wie ist es möglich, daß sie Liebe und Achtung für die Christen fühlen sollen! Am 9. Oktober landeten wir auf dem Eiländchen Pinang. Das Städtchen gleichen Namens liegt in einer kleinen Ebene, die zur Hälfte eine Erdzunge bildet. Unfern des Städtchens erheben sich hübsche Gebirge, welche dieser kleinen Insel ein reizendes Aussehen verleihen. Ich erhielt fünf Stunden Urlaub, die ich dazu benutzte, in einem Palankine kreuz und quer durch das Städtchen, ja sogar ein wenig ins Land hinein zu fahren. Alles was ich sah, könnte ich mit Singapore vergleichen. Das Städtchen selbst ist nicht hübsch, dagegen sind es aber die Landhäuser, die alle in herrlichen Gärten liegen. Viele gebahnte Wege durchschneiden auch dies Inselchen. Auf einem der nahen Berge soll man einen schönen Ueberblick über Pinang, einen Theil von Malacca und die See haben; auf dem Wege dahin soll auch ein Wasserfall in nichts von ihrer Landestracht und Lebensweise, und nur die farbigen Diener der Schiffsoffiziere waren mitunter sehr zierlich und geschmackvoll gekleidet. Sie trugen weiße Beinkleider, weite, weiße Ueberkleider mit weißen Binden, bunte, seidene Jäckchen und kleine gestickte, weiße Käppchen oder schöne Turbane. Die Art und Weise, mit welcher all diese farbigen Menschen behandelt wurden, fand ich durchaus nicht christengemäß; es fehlte nie an rauhen Worten, an Stößen, Puffen und Fußtritten, ja der geringste europäische Matrosenbube erlaubte sich die gröbsten Handlungen, die gemeinsten Späße gegen jene. — Arme Geschöpfe! wie ist es möglich, daß sie Liebe und Achtung für die Christen fühlen sollen! Am 9. Oktober landeten wir auf dem Eiländchen Pinang. Das Städtchen gleichen Namens liegt in einer kleinen Ebene, die zur Hälfte eine Erdzunge bildet. Unfern des Städtchens erheben sich hübsche Gebirge, welche dieser kleinen Insel ein reizendes Aussehen verleihen. Ich erhielt fünf Stunden Urlaub, die ich dazu benutzte, in einem Palankine kreuz und quer durch das Städtchen, ja sogar ein wenig ins Land hinein zu fahren. Alles was ich sah, könnte ich mit Singapore vergleichen. Das Städtchen selbst ist nicht hübsch, dagegen sind es aber die Landhäuser, die alle in herrlichen Gärten liegen. Viele gebahnte Wege durchschneiden auch dies Inselchen. Auf einem der nahen Berge soll man einen schönen Ueberblick über Pinang, einen Theil von Malacca und die See haben; auf dem Wege dahin soll auch ein Wasserfall <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="89"/> in nichts von ihrer Landestracht und Lebensweise, und nur die farbigen Diener der Schiffsoffiziere waren mitunter sehr zierlich und geschmackvoll gekleidet. Sie trugen weiße Beinkleider, weite, weiße Ueberkleider mit weißen Binden, bunte, seidene Jäckchen und kleine gestickte, weiße Käppchen oder schöne Turbane.</p> <p>Die Art und Weise, mit welcher all diese farbigen Menschen behandelt wurden, fand ich durchaus nicht christengemäß; es fehlte nie an rauhen Worten, an Stößen, Puffen und Fußtritten, ja der geringste europäische Matrosenbube erlaubte sich die gröbsten Handlungen, die gemeinsten Späße gegen jene. — Arme Geschöpfe! wie ist es möglich, daß sie Liebe und Achtung für die Christen fühlen sollen!</p> <p>Am 9. Oktober landeten wir auf dem Eiländchen Pinang. Das Städtchen gleichen Namens liegt in einer kleinen Ebene, die zur Hälfte eine Erdzunge bildet. Unfern des Städtchens erheben sich hübsche Gebirge, welche dieser kleinen Insel ein reizendes Aussehen verleihen.</p> <p>Ich erhielt fünf Stunden Urlaub, die ich dazu benutzte, in einem Palankine kreuz und quer durch das Städtchen, ja sogar ein wenig ins Land hinein zu fahren. Alles was ich sah, könnte ich mit Singapore vergleichen. Das Städtchen selbst ist nicht hübsch, dagegen sind es aber die Landhäuser, die alle in herrlichen Gärten liegen. Viele gebahnte Wege durchschneiden auch dies Inselchen.</p> <p>Auf einem der nahen Berge soll man einen schönen Ueberblick über Pinang, einen Theil von Malacca und die See haben; auf dem Wege dahin soll auch ein Wasserfall </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0096]
in nichts von ihrer Landestracht und Lebensweise, und nur die farbigen Diener der Schiffsoffiziere waren mitunter sehr zierlich und geschmackvoll gekleidet. Sie trugen weiße Beinkleider, weite, weiße Ueberkleider mit weißen Binden, bunte, seidene Jäckchen und kleine gestickte, weiße Käppchen oder schöne Turbane.
Die Art und Weise, mit welcher all diese farbigen Menschen behandelt wurden, fand ich durchaus nicht christengemäß; es fehlte nie an rauhen Worten, an Stößen, Puffen und Fußtritten, ja der geringste europäische Matrosenbube erlaubte sich die gröbsten Handlungen, die gemeinsten Späße gegen jene. — Arme Geschöpfe! wie ist es möglich, daß sie Liebe und Achtung für die Christen fühlen sollen!
Am 9. Oktober landeten wir auf dem Eiländchen Pinang. Das Städtchen gleichen Namens liegt in einer kleinen Ebene, die zur Hälfte eine Erdzunge bildet. Unfern des Städtchens erheben sich hübsche Gebirge, welche dieser kleinen Insel ein reizendes Aussehen verleihen.
Ich erhielt fünf Stunden Urlaub, die ich dazu benutzte, in einem Palankine kreuz und quer durch das Städtchen, ja sogar ein wenig ins Land hinein zu fahren. Alles was ich sah, könnte ich mit Singapore vergleichen. Das Städtchen selbst ist nicht hübsch, dagegen sind es aber die Landhäuser, die alle in herrlichen Gärten liegen. Viele gebahnte Wege durchschneiden auch dies Inselchen.
Auf einem der nahen Berge soll man einen schönen Ueberblick über Pinang, einen Theil von Malacca und die See haben; auf dem Wege dahin soll auch ein Wasserfall
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/96>, abgerufen am 16.02.2025. |