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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Zwei der größten Blumenboote, herrlich beleuchtet, schwammen langsam den Strom herab, drei Reihen Lampen umgaben die obersten Theile der Schiffe und bildeten wahre Feuergallerien, alle Zimmer hingen voll Kronleuchter und Lampen, und am Vorderdecke brannten große Feuer, aus welchen zeitweise Raketen aufstiegen, zwar tüchtig knallend, aber nur einige Fuß hoch fliegend. Auf dem vorderen Schiffe hatte man eine große Stange aufgepflanzt, die ebenfalls bis an die höchste Spitze mit zahllosen farbigen Papierlampen erleuchtet war und eine schöne Pyramide bildete. -- Vor diesen beiden Feuerkörpern zogen zwei reichlich mit Fackeln versehene Boote mit lärmender Musik.

Langsam schwebten die Feuermassen durch die finstere Nacht -- man hätte sie für Zauberwerke ansehen können. Zeitweise hielten sie ein, und dann loderten in den kleinen Booten hohe Feuer auf, die von heiligem und wohlriechendem Papiere genährt wurden.

Geräuchertes Papier, welches man von den Priestern kaufen muß, wird bei jeder Gelegenheit, ja sogar häufig vor und nach jedem Gebete verbrannt. Dieser Papierhandel bildet den größten Theil der Einkünfte der Priester.



Einige Mal machte ich in Begleitung des Herrn v. Carlowitz kleine Spaziergänge in den der Faktorei nahe gelegenen Straßen. Es gewährte mir viel Vergnügen, all die schönen chinesischen Waaren anzusehen, um so mehr, als man dies hier mit Muße thun konnte, da die Buden nicht so offen waren wie jene, die ich zu sehen bekam, als

Zwei der größten Blumenboote, herrlich beleuchtet, schwammen langsam den Strom herab, drei Reihen Lampen umgaben die obersten Theile der Schiffe und bildeten wahre Feuergallerien, alle Zimmer hingen voll Kronleuchter und Lampen, und am Vorderdecke brannten große Feuer, aus welchen zeitweise Raketen aufstiegen, zwar tüchtig knallend, aber nur einige Fuß hoch fliegend. Auf dem vorderen Schiffe hatte man eine große Stange aufgepflanzt, die ebenfalls bis an die höchste Spitze mit zahllosen farbigen Papierlampen erleuchtet war und eine schöne Pyramide bildete. — Vor diesen beiden Feuerkörpern zogen zwei reichlich mit Fackeln versehene Boote mit lärmender Musik.

Langsam schwebten die Feuermassen durch die finstere Nacht — man hätte sie für Zauberwerke ansehen können. Zeitweise hielten sie ein, und dann loderten in den kleinen Booten hohe Feuer auf, die von heiligem und wohlriechendem Papiere genährt wurden.

Geräuchertes Papier, welches man von den Priestern kaufen muß, wird bei jeder Gelegenheit, ja sogar häufig vor und nach jedem Gebete verbrannt. Dieser Papierhandel bildet den größten Theil der Einkünfte der Priester.



Einige Mal machte ich in Begleitung des Herrn v. Carlowitz kleine Spaziergänge in den der Faktorei nahe gelegenen Straßen. Es gewährte mir viel Vergnügen, all die schönen chinesischen Waaren anzusehen, um so mehr, als man dies hier mit Muße thun konnte, da die Buden nicht so offen waren wie jene, die ich zu sehen bekam, als

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[56/0063] Zwei der größten Blumenboote, herrlich beleuchtet, schwammen langsam den Strom herab, drei Reihen Lampen umgaben die obersten Theile der Schiffe und bildeten wahre Feuergallerien, alle Zimmer hingen voll Kronleuchter und Lampen, und am Vorderdecke brannten große Feuer, aus welchen zeitweise Raketen aufstiegen, zwar tüchtig knallend, aber nur einige Fuß hoch fliegend. Auf dem vorderen Schiffe hatte man eine große Stange aufgepflanzt, die ebenfalls bis an die höchste Spitze mit zahllosen farbigen Papierlampen erleuchtet war und eine schöne Pyramide bildete. — Vor diesen beiden Feuerkörpern zogen zwei reichlich mit Fackeln versehene Boote mit lärmender Musik. Langsam schwebten die Feuermassen durch die finstere Nacht — man hätte sie für Zauberwerke ansehen können. Zeitweise hielten sie ein, und dann loderten in den kleinen Booten hohe Feuer auf, die von heiligem und wohlriechendem Papiere genährt wurden. Geräuchertes Papier, welches man von den Priestern kaufen muß, wird bei jeder Gelegenheit, ja sogar häufig vor und nach jedem Gebete verbrannt. Dieser Papierhandel bildet den größten Theil der Einkünfte der Priester. Einige Mal machte ich in Begleitung des Herrn v. Carlowitz kleine Spaziergänge in den der Faktorei nahe gelegenen Straßen. Es gewährte mir viel Vergnügen, all die schönen chinesischen Waaren anzusehen, um so mehr, als man dies hier mit Muße thun konnte, da die Buden nicht so offen waren wie jene, die ich zu sehen bekam, als

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 56. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/63>, abgerufen am 24.11.2024.