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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Kanten, mit fünf Stockwerken oder Gallerien, dessen Durchmesser am Fundamente vierundfünfzig Fuß und dessen Höhe zweihundert sechsundzwanzig Fuß beträgt. Eine Wendeltreppe von 386 Stufen führt hinauf. Dieser Bau soll aus dem dreizehnten Jahrhundert von Kotab-ud-dun stammen. Die Säule ist aus rothem Sandstein und nur die oberste Abtheilung ist mit weißem Marmor ausgelegt; Verzierungen und wundervolle Sculpturen winden sich in breiten Streifen rund um die Säule; sie sind so fein und nett gemeiselt, daß sie einem geschmackvollen Spitzenmuster gleichen. Jede Beschreibung von der Zartheit und dem Effecte dieser Arbeit wird weit durch die Wirklichkeit übertroffen. Die Säule ist glücklicherweise so gut erhalten, als wenn sie kaum hundert Jahre stünde. Die oberste Abtheilung neigt sich etwas vor (ob künstlich wie am Thurme zu Bologna ist nicht ermittelt), sie endigt flach, gleich einer Terrasse, was dem Baue nicht recht anpaßt. Man weiß nicht ob früher etwas darauf stand. Als die Engländer Delhi eroberten, war die Säule im jetzigen Zustande.

Wir stiegen bis auf die höchste Spitze, -- eine überraschende Ansicht der ganzen Trümmerwelt Neu-Delhi's, des Jumna, der unbegränzten Fläche that sich vor uns auf. Hier in den stufenweise aufeinander gehäuften Ruinen der Kaiserstädte könnte man die Geschichte der Völker studiren, die einst Hindostan beherrschten, -- es war ein großer, ein ergreifender Anblick!! --

Viele Stellen, auf welchen einst prachtvolle Paläste und Monumente standen, sind jetzt mit Saaten überdeckt;

Kanten, mit fünf Stockwerken oder Gallerien, dessen Durchmesser am Fundamente vierundfünfzig Fuß und dessen Höhe zweihundert sechsundzwanzig Fuß beträgt. Eine Wendeltreppe von 386 Stufen führt hinauf. Dieser Bau soll aus dem dreizehnten Jahrhundert von Kotab-ud-dun stammen. Die Säule ist aus rothem Sandstein und nur die oberste Abtheilung ist mit weißem Marmor ausgelegt; Verzierungen und wundervolle Sculpturen winden sich in breiten Streifen rund um die Säule; sie sind so fein und nett gemeiselt, daß sie einem geschmackvollen Spitzenmuster gleichen. Jede Beschreibung von der Zartheit und dem Effecte dieser Arbeit wird weit durch die Wirklichkeit übertroffen. Die Säule ist glücklicherweise so gut erhalten, als wenn sie kaum hundert Jahre stünde. Die oberste Abtheilung neigt sich etwas vor (ob künstlich wie am Thurme zu Bologna ist nicht ermittelt), sie endigt flach, gleich einer Terrasse, was dem Baue nicht recht anpaßt. Man weiß nicht ob früher etwas darauf stand. Als die Engländer Delhi eroberten, war die Säule im jetzigen Zustande.

Wir stiegen bis auf die höchste Spitze, — eine überraschende Ansicht der ganzen Trümmerwelt Neu-Delhi’s, des Jumna, der unbegränzten Fläche that sich vor uns auf. Hier in den stufenweise aufeinander gehäuften Ruinen der Kaiserstädte könnte man die Geschichte der Völker studiren, die einst Hindostan beherrschten, — es war ein großer, ein ergreifender Anblick!! —

Viele Stellen, auf welchen einst prachtvolle Paläste und Monumente standen, sind jetzt mit Saaten überdeckt;

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Kanten, mit fünf Stockwerken oder Gallerien, dessen Durchmesser am Fundamente vierundfünfzig Fuß und dessen Höhe zweihundert sechsundzwanzig Fuß beträgt. Eine Wendeltreppe von 386 Stufen führt hinauf. Dieser Bau soll aus dem dreizehnten Jahrhundert von Kotab-ud-dun stammen. Die Säule ist aus rothem Sandstein und nur die oberste Abtheilung ist mit weißem Marmor ausgelegt; Verzierungen und wundervolle Sculpturen winden sich in breiten Streifen rund um die Säule; sie sind so fein und nett gemeiselt, daß sie einem geschmackvollen Spitzenmuster gleichen. Jede Beschreibung von der Zartheit und dem Effecte dieser Arbeit wird weit durch die Wirklichkeit übertroffen. Die Säule ist glücklicherweise so gut erhalten, als wenn sie kaum hundert Jahre stünde. Die oberste Abtheilung neigt sich etwas vor (ob künstlich wie am Thurme zu Bologna ist nicht ermittelt), sie endigt flach, gleich einer Terrasse, was dem Baue nicht recht anpaßt. Man weiß nicht ob früher etwas darauf stand. Als die Engländer Delhi eroberten, war die Säule im jetzigen Zustande.</p>
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[222/0229] Kanten, mit fünf Stockwerken oder Gallerien, dessen Durchmesser am Fundamente vierundfünfzig Fuß und dessen Höhe zweihundert sechsundzwanzig Fuß beträgt. Eine Wendeltreppe von 386 Stufen führt hinauf. Dieser Bau soll aus dem dreizehnten Jahrhundert von Kotab-ud-dun stammen. Die Säule ist aus rothem Sandstein und nur die oberste Abtheilung ist mit weißem Marmor ausgelegt; Verzierungen und wundervolle Sculpturen winden sich in breiten Streifen rund um die Säule; sie sind so fein und nett gemeiselt, daß sie einem geschmackvollen Spitzenmuster gleichen. Jede Beschreibung von der Zartheit und dem Effecte dieser Arbeit wird weit durch die Wirklichkeit übertroffen. Die Säule ist glücklicherweise so gut erhalten, als wenn sie kaum hundert Jahre stünde. Die oberste Abtheilung neigt sich etwas vor (ob künstlich wie am Thurme zu Bologna ist nicht ermittelt), sie endigt flach, gleich einer Terrasse, was dem Baue nicht recht anpaßt. Man weiß nicht ob früher etwas darauf stand. Als die Engländer Delhi eroberten, war die Säule im jetzigen Zustande. Wir stiegen bis auf die höchste Spitze, — eine überraschende Ansicht der ganzen Trümmerwelt Neu-Delhi’s, des Jumna, der unbegränzten Fläche that sich vor uns auf. Hier in den stufenweise aufeinander gehäuften Ruinen der Kaiserstädte könnte man die Geschichte der Völker studiren, die einst Hindostan beherrschten, — es war ein großer, ein ergreifender Anblick!! — Viele Stellen, auf welchen einst prachtvolle Paläste und Monumente standen, sind jetzt mit Saaten überdeckt;

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 222. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/229>, abgerufen am 30.04.2024.