Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.die er in diesem Leben vielleicht oft schon so meisterhaft begonnen hat. Ich hatte in Benares zweimal Gelegenheit, sogenannte Märtyrer unter den Fakiren (eine Priestersecte der Hindus) zu sehen. Diese Märtyrer legen sich die mannigfaltigsten Qualen auf: sie lassen sich z. B. einen eisernen Hacken durch das Fleisch stechen und bis zu einer Höhe von zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß aufziehen; sie stehen mehrere Stunden des Tages auf einem Beine und strecken die Arme dabei in die Lüfte oder sie halten in verschiedenen Stellungen schwere Lasten oder drehen sich stundenlang im Kreise, zerfleischen ihren Körper u. s. w. Oft quälen sie sich dermaßen, daß sie dem Tod bald erliegen. Diese Märtyrer werden vom Volke noch so ziemlich verehrt; jedoch gibt es heut zu Tage nur wenige mehr. Einer von den beiden, die ich sah, hielt eine schwere Hacke über den Kopf und hatte dabei die gebückte Stellung eines Arbeiters angenommen, der Holz spaltet. Ich beobachtete ihn über eine Viertelstunde, er verharrte in der gleichen Stellung so fest und ruhig, wie wenn er in Stein verwandelt gewesen wäre, -- er mochte wohl schon jahrelang diese nützliche Beschäftigung geübt haben. -- Der andere hielt die Fußspitze an die Nase. Eine andere Secte dieser Fakire legt sich die Buße auf, wenig und nur die ekelhafteste Nahrung zu genießen: Fleisch von gefallenem Vieh, halbverfaulte Vegetabilien, Unrath jeder Art, ja sogar Schlamm und Erde; sie sagen, es sei ganz gleich, mit was man den Magen stopfe. Die Fakire gehen alle so viel wie ganz entblößt, die er in diesem Leben vielleicht oft schon so meisterhaft begonnen hat. Ich hatte in Benares zweimal Gelegenheit, sogenannte Märtyrer unter den Fakiren (eine Priestersecte der Hindus) zu sehen. Diese Märtyrer legen sich die mannigfaltigsten Qualen auf: sie lassen sich z. B. einen eisernen Hacken durch das Fleisch stechen und bis zu einer Höhe von zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß aufziehen; sie stehen mehrere Stunden des Tages auf einem Beine und strecken die Arme dabei in die Lüfte oder sie halten in verschiedenen Stellungen schwere Lasten oder drehen sich stundenlang im Kreise, zerfleischen ihren Körper u. s. w. Oft quälen sie sich dermaßen, daß sie dem Tod bald erliegen. Diese Märtyrer werden vom Volke noch so ziemlich verehrt; jedoch gibt es heut zu Tage nur wenige mehr. Einer von den beiden, die ich sah, hielt eine schwere Hacke über den Kopf und hatte dabei die gebückte Stellung eines Arbeiters angenommen, der Holz spaltet. Ich beobachtete ihn über eine Viertelstunde, er verharrte in der gleichen Stellung so fest und ruhig, wie wenn er in Stein verwandelt gewesen wäre, — er mochte wohl schon jahrelang diese nützliche Beschäftigung geübt haben. — Der andere hielt die Fußspitze an die Nase. Eine andere Secte dieser Fakire legt sich die Buße auf, wenig und nur die ekelhafteste Nahrung zu genießen: Fleisch von gefallenem Vieh, halbverfaulte Vegetabilien, Unrath jeder Art, ja sogar Schlamm und Erde; sie sagen, es sei ganz gleich, mit was man den Magen stopfe. Die Fakire gehen alle so viel wie ganz entblößt, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0189" n="182"/> die er in diesem Leben vielleicht oft schon so meisterhaft begonnen hat.</p> <p>Ich hatte in Benares zweimal Gelegenheit, sogenannte Märtyrer unter den Fakiren (eine Priestersecte der Hindus) zu sehen. Diese Märtyrer legen sich die mannigfaltigsten Qualen auf: sie lassen sich z. B. einen eisernen Hacken durch das Fleisch stechen und bis zu einer Höhe von zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß aufziehen; sie stehen mehrere Stunden des Tages auf einem Beine und strecken die Arme dabei in die Lüfte oder sie halten in verschiedenen Stellungen schwere Lasten oder drehen sich stundenlang im Kreise, zerfleischen ihren Körper u. s. w. Oft quälen sie sich dermaßen, daß sie dem Tod bald erliegen. Diese Märtyrer werden vom Volke noch so ziemlich verehrt; jedoch gibt es heut zu Tage nur wenige mehr. Einer von den beiden, die ich sah, hielt eine schwere Hacke über den Kopf und hatte dabei die gebückte Stellung eines Arbeiters angenommen, der Holz spaltet. Ich beobachtete ihn über eine Viertelstunde, er verharrte in der gleichen Stellung so fest und ruhig, wie wenn er in Stein verwandelt gewesen wäre, — er mochte wohl schon jahrelang diese nützliche Beschäftigung geübt haben. — Der andere hielt die Fußspitze an die Nase.</p> <p>Eine andere Secte dieser Fakire legt sich die Buße auf, wenig und nur die ekelhafteste Nahrung zu genießen: Fleisch von gefallenem Vieh, halbverfaulte Vegetabilien, Unrath jeder Art, ja sogar Schlamm und Erde; sie sagen, es sei ganz gleich, mit was man den Magen stopfe.</p> <p>Die Fakire gehen alle so viel wie ganz entblößt, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [182/0189]
die er in diesem Leben vielleicht oft schon so meisterhaft begonnen hat.
Ich hatte in Benares zweimal Gelegenheit, sogenannte Märtyrer unter den Fakiren (eine Priestersecte der Hindus) zu sehen. Diese Märtyrer legen sich die mannigfaltigsten Qualen auf: sie lassen sich z. B. einen eisernen Hacken durch das Fleisch stechen und bis zu einer Höhe von zwanzig bis fünfundzwanzig Fuß aufziehen; sie stehen mehrere Stunden des Tages auf einem Beine und strecken die Arme dabei in die Lüfte oder sie halten in verschiedenen Stellungen schwere Lasten oder drehen sich stundenlang im Kreise, zerfleischen ihren Körper u. s. w. Oft quälen sie sich dermaßen, daß sie dem Tod bald erliegen. Diese Märtyrer werden vom Volke noch so ziemlich verehrt; jedoch gibt es heut zu Tage nur wenige mehr. Einer von den beiden, die ich sah, hielt eine schwere Hacke über den Kopf und hatte dabei die gebückte Stellung eines Arbeiters angenommen, der Holz spaltet. Ich beobachtete ihn über eine Viertelstunde, er verharrte in der gleichen Stellung so fest und ruhig, wie wenn er in Stein verwandelt gewesen wäre, — er mochte wohl schon jahrelang diese nützliche Beschäftigung geübt haben. — Der andere hielt die Fußspitze an die Nase.
Eine andere Secte dieser Fakire legt sich die Buße auf, wenig und nur die ekelhafteste Nahrung zu genießen: Fleisch von gefallenem Vieh, halbverfaulte Vegetabilien, Unrath jeder Art, ja sogar Schlamm und Erde; sie sagen, es sei ganz gleich, mit was man den Magen stopfe.
Die Fakire gehen alle so viel wie ganz entblößt,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/189>, abgerufen am 16.02.2025. |