Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.beziehen und dessen ohngeachtet ganz verschuldet sein. Die Ursachen davon sind: der große Luxus in Kleidern und Schmuck, die vielen Frauen, die zahllose Dienerschaft, die Menge von Pferden, Kamehlen und Elephanten u. s. w. Man erzählte mir, daß dieser Prinz vierzig Frauen, bei tausend Diener und Soldaten, hundert Pferde, fünfzig Kamehle und zwanzig Elephanten besitze. -- Am folgenden Morgen ließ sich der Rajah erkundigen, wie mir der Ausflug bekommen sei, und sandte mir bei dieser Gelegenheit Backwerk, Süßigkeiten und die auserlesensten Früchte, darunter Weintrauben und Granatäpfel, die in dieser Jahreszeit unter die Seltenheiten gehören, -- sie kommen von Kabul, das bei siebenhundert engl. Meilen von hier entfernt ist. Schließlich muß ich noch bemerken, daß in dem Palaste, welchen der Rajah bewohnt, schon seit vielen Jahren kein Mensch gestorben ist. Die Ursache hiervon soll folgende sein: "Einer der Beherrscher dieses Palastes frug einst einen Brahminen, was aus der Seele desjenigen würde, der im Palaste stürbe. Der Brahmine antwortete, sie käme in's Himmelreich. Neunundneunzigmal wiederholte der Rajah dieselbe Frage und erhielt immer dieselbe Antwort. Als er aber zum hundertsten Male frug, da verlor der Brahmine die Geduld und antwortete, sie würde in einen Esel fahren." -- Seit jener Zeit flieht Jedermann, vom Prinzen bis zum geringsten Diener, den Palast, sobald er sich unwohl fühlt. Keiner will nach dem Tode die Rolle fortspielen, beziehen und dessen ohngeachtet ganz verschuldet sein. Die Ursachen davon sind: der große Luxus in Kleidern und Schmuck, die vielen Frauen, die zahllose Dienerschaft, die Menge von Pferden, Kamehlen und Elephanten u. s. w. Man erzählte mir, daß dieser Prinz vierzig Frauen, bei tausend Diener und Soldaten, hundert Pferde, fünfzig Kamehle und zwanzig Elephanten besitze. — Am folgenden Morgen ließ sich der Rajah erkundigen, wie mir der Ausflug bekommen sei, und sandte mir bei dieser Gelegenheit Backwerk, Süßigkeiten und die auserlesensten Früchte, darunter Weintrauben und Granatäpfel, die in dieser Jahreszeit unter die Seltenheiten gehören, — sie kommen von Kabul, das bei siebenhundert engl. Meilen von hier entfernt ist. Schließlich muß ich noch bemerken, daß in dem Palaste, welchen der Rajah bewohnt, schon seit vielen Jahren kein Mensch gestorben ist. Die Ursache hiervon soll folgende sein: „Einer der Beherrscher dieses Palastes frug einst einen Brahminen, was aus der Seele desjenigen würde, der im Palaste stürbe. Der Brahmine antwortete, sie käme in’s Himmelreich. Neunundneunzigmal wiederholte der Rajah dieselbe Frage und erhielt immer dieselbe Antwort. Als er aber zum hundertsten Male frug, da verlor der Brahmine die Geduld und antwortete, sie würde in einen Esel fahren.“ — Seit jener Zeit flieht Jedermann, vom Prinzen bis zum geringsten Diener, den Palast, sobald er sich unwohl fühlt. Keiner will nach dem Tode die Rolle fortspielen, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0188" n="181"/> beziehen und dessen ohngeachtet ganz verschuldet sein. Die Ursachen davon sind: der große Luxus in Kleidern und Schmuck, die vielen Frauen, die zahllose Dienerschaft, die Menge von Pferden, Kamehlen und Elephanten u. s. w. Man erzählte mir, daß dieser Prinz vierzig Frauen, bei tausend Diener und Soldaten, hundert Pferde, fünfzig Kamehle und zwanzig Elephanten besitze. —</p> <p>Am folgenden Morgen ließ sich der Rajah erkundigen, wie mir der Ausflug bekommen sei, und sandte mir bei dieser Gelegenheit Backwerk, Süßigkeiten und die auserlesensten Früchte, darunter Weintrauben und Granatäpfel, die in dieser Jahreszeit unter die Seltenheiten gehören, — sie kommen von Kabul, das bei siebenhundert engl. Meilen von hier entfernt ist.</p> <p>Schließlich muß ich noch bemerken, daß in dem Palaste, welchen der Rajah bewohnt, schon seit vielen Jahren kein Mensch gestorben ist. Die Ursache hiervon soll folgende sein: „Einer der Beherrscher dieses Palastes frug einst einen Brahminen, was aus der Seele desjenigen würde, der im Palaste stürbe. Der Brahmine antwortete, sie käme in’s Himmelreich. Neunundneunzigmal wiederholte der Rajah dieselbe Frage und erhielt immer dieselbe Antwort. Als er aber zum hundertsten Male frug, da verlor der Brahmine die Geduld und antwortete, sie würde in einen Esel fahren.“ — Seit jener Zeit flieht Jedermann, vom Prinzen bis zum geringsten Diener, den Palast, sobald er sich unwohl fühlt. Keiner will nach dem Tode die Rolle fortspielen, </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [181/0188]
beziehen und dessen ohngeachtet ganz verschuldet sein. Die Ursachen davon sind: der große Luxus in Kleidern und Schmuck, die vielen Frauen, die zahllose Dienerschaft, die Menge von Pferden, Kamehlen und Elephanten u. s. w. Man erzählte mir, daß dieser Prinz vierzig Frauen, bei tausend Diener und Soldaten, hundert Pferde, fünfzig Kamehle und zwanzig Elephanten besitze. —
Am folgenden Morgen ließ sich der Rajah erkundigen, wie mir der Ausflug bekommen sei, und sandte mir bei dieser Gelegenheit Backwerk, Süßigkeiten und die auserlesensten Früchte, darunter Weintrauben und Granatäpfel, die in dieser Jahreszeit unter die Seltenheiten gehören, — sie kommen von Kabul, das bei siebenhundert engl. Meilen von hier entfernt ist.
Schließlich muß ich noch bemerken, daß in dem Palaste, welchen der Rajah bewohnt, schon seit vielen Jahren kein Mensch gestorben ist. Die Ursache hiervon soll folgende sein: „Einer der Beherrscher dieses Palastes frug einst einen Brahminen, was aus der Seele desjenigen würde, der im Palaste stürbe. Der Brahmine antwortete, sie käme in’s Himmelreich. Neunundneunzigmal wiederholte der Rajah dieselbe Frage und erhielt immer dieselbe Antwort. Als er aber zum hundertsten Male frug, da verlor der Brahmine die Geduld und antwortete, sie würde in einen Esel fahren.“ — Seit jener Zeit flieht Jedermann, vom Prinzen bis zum geringsten Diener, den Palast, sobald er sich unwohl fühlt. Keiner will nach dem Tode die Rolle fortspielen,
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/188>, abgerufen am 16.02.2025. |