Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

einer kostbaren Agraffe von Diamanten und Perlen, an den Ohren hatte er große Perlen hängen und um die Handgelenke reiche, schwere Armbänder. Der ältere Prinz war ein schöner Mann mit überaus gutmüthigen und auch geistvollen Gesichtszügen; der jüngere gefiel mir bei weitem weniger.

Kaum hatten wir Platz genommen, als man große, silberne Becken mit zierlich gearbeiteten Nargilehs brachte und uns zu rauchen einlud. Wir dankten für diesen Hochgenuß und der Prinz rauchte allein; er machte aus ein und demselben Nargileh immer nur einige Züge, hierauf ersetzte ein anderes, schöneres, das so eben gebrauchte.

Das Benehmen des Prinzen war voll Anstand und Lebhaftigkeit, -- schade, daß wir nur mittelst eines Dolmetschers mit ihm verkehren konnten. Er ließ mich fragen, ob ich schon einen Natsch (Festtanz) gesehen habe. Auf meine verneinende Antwort ertheilte er sogleich den Befehl, einen solchen aufzuführen.

Nach einer halben Stunde erschienen zwei Tänzerinnen (Devedassi) und drei Musikanten. Die Tänzerinnen waren in bunten, goldgestickten Musselin gekleidet, hatten seidene, golddurchwirkte, weite Beinkleider an, die bis an den Boden reichten und die unbeschuhten Füße ganz überdeckten. Von den Musikanten wirbelte der eine auf zwei kleinen Trommeln, die beiden andern strichen viersaitige, unsern Violinen ähnliche Instrumente. Sie standen knapp hinter den Tänzerinnen und spielten ohne Melodie und Harmonie; die Tänzerinnen machten dabei sehr lebhafte Bewegungen mit den Armen, Händen und

einer kostbaren Agraffe von Diamanten und Perlen, an den Ohren hatte er große Perlen hängen und um die Handgelenke reiche, schwere Armbänder. Der ältere Prinz war ein schöner Mann mit überaus gutmüthigen und auch geistvollen Gesichtszügen; der jüngere gefiel mir bei weitem weniger.

Kaum hatten wir Platz genommen, als man große, silberne Becken mit zierlich gearbeiteten Nargilehs brachte und uns zu rauchen einlud. Wir dankten für diesen Hochgenuß und der Prinz rauchte allein; er machte aus ein und demselben Nargileh immer nur einige Züge, hierauf ersetzte ein anderes, schöneres, das so eben gebrauchte.

Das Benehmen des Prinzen war voll Anstand und Lebhaftigkeit, — schade, daß wir nur mittelst eines Dolmetschers mit ihm verkehren konnten. Er ließ mich fragen, ob ich schon einen Natsch (Festtanz) gesehen habe. Auf meine verneinende Antwort ertheilte er sogleich den Befehl, einen solchen aufzuführen.

Nach einer halben Stunde erschienen zwei Tänzerinnen (Devedassi) und drei Musikanten. Die Tänzerinnen waren in bunten, goldgestickten Musselin gekleidet, hatten seidene, golddurchwirkte, weite Beinkleider an, die bis an den Boden reichten und die unbeschuhten Füße ganz überdeckten. Von den Musikanten wirbelte der eine auf zwei kleinen Trommeln, die beiden andern strichen viersaitige, unsern Violinen ähnliche Instrumente. Sie standen knapp hinter den Tänzerinnen und spielten ohne Melodie und Harmonie; die Tänzerinnen machten dabei sehr lebhafte Bewegungen mit den Armen, Händen und

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0185" n="178"/>
einer kostbaren Agraffe von Diamanten und Perlen, an den Ohren hatte er große Perlen hängen und um die Handgelenke reiche, schwere Armbänder. Der ältere Prinz war ein schöner Mann mit überaus gutmüthigen und auch geistvollen Gesichtszügen; der jüngere gefiel mir bei weitem weniger.</p>
          <p>Kaum hatten wir Platz genommen, als man große, silberne Becken mit zierlich gearbeiteten Nargilehs brachte und uns zu rauchen einlud. Wir dankten für diesen Hochgenuß und der Prinz rauchte allein; er machte aus ein und demselben Nargileh immer nur einige Züge, hierauf ersetzte ein anderes, schöneres, das so eben gebrauchte.</p>
          <p>Das Benehmen des Prinzen war voll Anstand und Lebhaftigkeit, &#x2014; schade, daß wir nur mittelst eines Dolmetschers mit ihm verkehren konnten. Er ließ mich fragen, ob ich schon einen Natsch (Festtanz) gesehen habe. Auf meine verneinende Antwort ertheilte er sogleich den Befehl, einen solchen aufzuführen.</p>
          <p>Nach einer halben Stunde erschienen zwei Tänzerinnen (Devedassi) und drei Musikanten. Die Tänzerinnen waren in bunten, goldgestickten Musselin gekleidet, hatten seidene, golddurchwirkte, weite Beinkleider an, die bis an den Boden reichten und die unbeschuhten Füße ganz überdeckten. Von den Musikanten wirbelte der eine auf zwei kleinen Trommeln, die beiden andern strichen viersaitige, unsern Violinen ähnliche Instrumente. Sie standen knapp hinter den Tänzerinnen und spielten ohne Melodie und Harmonie; die Tänzerinnen machten dabei sehr lebhafte Bewegungen mit den Armen, Händen und
</p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[178/0185] einer kostbaren Agraffe von Diamanten und Perlen, an den Ohren hatte er große Perlen hängen und um die Handgelenke reiche, schwere Armbänder. Der ältere Prinz war ein schöner Mann mit überaus gutmüthigen und auch geistvollen Gesichtszügen; der jüngere gefiel mir bei weitem weniger. Kaum hatten wir Platz genommen, als man große, silberne Becken mit zierlich gearbeiteten Nargilehs brachte und uns zu rauchen einlud. Wir dankten für diesen Hochgenuß und der Prinz rauchte allein; er machte aus ein und demselben Nargileh immer nur einige Züge, hierauf ersetzte ein anderes, schöneres, das so eben gebrauchte. Das Benehmen des Prinzen war voll Anstand und Lebhaftigkeit, — schade, daß wir nur mittelst eines Dolmetschers mit ihm verkehren konnten. Er ließ mich fragen, ob ich schon einen Natsch (Festtanz) gesehen habe. Auf meine verneinende Antwort ertheilte er sogleich den Befehl, einen solchen aufzuführen. Nach einer halben Stunde erschienen zwei Tänzerinnen (Devedassi) und drei Musikanten. Die Tänzerinnen waren in bunten, goldgestickten Musselin gekleidet, hatten seidene, golddurchwirkte, weite Beinkleider an, die bis an den Boden reichten und die unbeschuhten Füße ganz überdeckten. Von den Musikanten wirbelte der eine auf zwei kleinen Trommeln, die beiden andern strichen viersaitige, unsern Violinen ähnliche Instrumente. Sie standen knapp hinter den Tänzerinnen und spielten ohne Melodie und Harmonie; die Tänzerinnen machten dabei sehr lebhafte Bewegungen mit den Armen, Händen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/185
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/185>, abgerufen am 22.11.2024.