Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.
Die Tempel der Hindus, die Gauths (Treppen, Hallen, Thorwege) nach dem Ganges versprechen, wie die Moscheen der Mohamedaner, immer von der Ferne unendlich mehr, als sie bei näherer Besichtigung gewähren. Das einzige sehenswerthe, was ich hier fand, waren einige Mausoleen in Glockenform, wie jene auf Ceylon, zwar nicht kunstvoller, doch bei weitem größer--ihr Umfang mochte wohl zweihundert, ihre Höhe achtzig Fuß überschreiten. Ganz schmale Eingänge mit einfachen Thüren führten ins Innere. Von außen leiteten an zwei Seiten schmale Treppen, einen Halbkreis bildend, bis an die Spitze. Man schloß die Thüre nicht auf, und wir mußten uns mit der Versicherung begnügen, daß außer einem einfachen Sarkophage nichts darinnen enthalten sey. Patna ist ein höchst wichtiger Platz für den Opiumhandel, dessen Betrieb viele der Eingebornen bereichert. Ihren Reichthum zeigen sie für gewöhnlich weder in Kleidern noch in sonstigem öffentlichen Luxus. Es gibt nur zwei Trachten, die des Bemittelten, der orientalischen ähnlich, und die des ganz Armen, aus einem Tuche bestehend, das um die Lenden geschlagen wird. Die Hauptstraße der Stadt ist höchst belebt, sowohl von Fahrenden als von Fußgängern. Der Hindu ist, wie der Jude, ein so abgesagter Feind des Gehens, daß er den schlechtesten Platz auf dem erbärmlichsten Karren nicht verachtet. Das gebräuchlichste Fuhrwerk besteht in einem
Die Tempel der Hindus, die Gauths (Treppen, Hallen, Thorwege) nach dem Ganges versprechen, wie die Moscheen der Mohamedaner, immer von der Ferne unendlich mehr, als sie bei näherer Besichtigung gewähren. Das einzige sehenswerthe, was ich hier fand, waren einige Mausoleen in Glockenform, wie jene auf Ceylon, zwar nicht kunstvoller, doch bei weitem größer—ihr Umfang mochte wohl zweihundert, ihre Höhe achtzig Fuß überschreiten. Ganz schmale Eingänge mit einfachen Thüren führten ins Innere. Von außen leiteten an zwei Seiten schmale Treppen, einen Halbkreis bildend, bis an die Spitze. Man schloß die Thüre nicht auf, und wir mußten uns mit der Versicherung begnügen, daß außer einem einfachen Sarkophage nichts darinnen enthalten sey. Patna ist ein höchst wichtiger Platz für den Opiumhandel, dessen Betrieb viele der Eingebornen bereichert. Ihren Reichthum zeigen sie für gewöhnlich weder in Kleidern noch in sonstigem öffentlichen Luxus. Es gibt nur zwei Trachten, die des Bemittelten, der orientalischen ähnlich, und die des ganz Armen, aus einem Tuche bestehend, das um die Lenden geschlagen wird. Die Hauptstraße der Stadt ist höchst belebt, sowohl von Fahrenden als von Fußgängern. Der Hindu ist, wie der Jude, ein so abgesagter Feind des Gehens, daß er den schlechtesten Platz auf dem erbärmlichsten Karren nicht verachtet. Das gebräuchlichste Fuhrwerk besteht in einem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0164" n="157"/><lb/> diesen Häusern mußte man auch die hübschen und kostbaren Waarenlager suchen.</p> <p>Die Tempel der Hindus, die Gauths (Treppen, Hallen, Thorwege) nach dem Ganges versprechen, wie die Moscheen der Mohamedaner, immer von der Ferne unendlich mehr, als sie bei näherer Besichtigung gewähren. Das einzige sehenswerthe, was ich hier fand, waren einige Mausoleen in Glockenform, wie jene auf Ceylon, zwar nicht kunstvoller, doch bei weitem größer—ihr Umfang mochte wohl zweihundert, ihre Höhe achtzig Fuß überschreiten. Ganz schmale Eingänge mit einfachen Thüren führten ins Innere. Von außen leiteten an zwei Seiten schmale Treppen, einen Halbkreis bildend, bis an die Spitze. Man schloß die Thüre nicht auf, und wir mußten uns mit der Versicherung begnügen, daß außer einem einfachen Sarkophage nichts darinnen enthalten sey.</p> <p>Patna ist ein höchst wichtiger Platz für den Opiumhandel, dessen Betrieb viele der Eingebornen bereichert. Ihren Reichthum zeigen sie für gewöhnlich weder in Kleidern noch in sonstigem öffentlichen Luxus. Es gibt nur zwei Trachten, die des Bemittelten, der orientalischen ähnlich, und die des ganz Armen, aus einem Tuche bestehend, das um die Lenden geschlagen wird.</p> <p>Die Hauptstraße der Stadt ist höchst belebt, sowohl von Fahrenden als von Fußgängern. Der Hindu ist, wie der Jude, ein so abgesagter Feind des Gehens, daß er den schlechtesten Platz auf dem erbärmlichsten Karren nicht verachtet.</p> <p>Das gebräuchlichste Fuhrwerk besteht in einem </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0164]
diesen Häusern mußte man auch die hübschen und kostbaren Waarenlager suchen.
Die Tempel der Hindus, die Gauths (Treppen, Hallen, Thorwege) nach dem Ganges versprechen, wie die Moscheen der Mohamedaner, immer von der Ferne unendlich mehr, als sie bei näherer Besichtigung gewähren. Das einzige sehenswerthe, was ich hier fand, waren einige Mausoleen in Glockenform, wie jene auf Ceylon, zwar nicht kunstvoller, doch bei weitem größer—ihr Umfang mochte wohl zweihundert, ihre Höhe achtzig Fuß überschreiten. Ganz schmale Eingänge mit einfachen Thüren führten ins Innere. Von außen leiteten an zwei Seiten schmale Treppen, einen Halbkreis bildend, bis an die Spitze. Man schloß die Thüre nicht auf, und wir mußten uns mit der Versicherung begnügen, daß außer einem einfachen Sarkophage nichts darinnen enthalten sey.
Patna ist ein höchst wichtiger Platz für den Opiumhandel, dessen Betrieb viele der Eingebornen bereichert. Ihren Reichthum zeigen sie für gewöhnlich weder in Kleidern noch in sonstigem öffentlichen Luxus. Es gibt nur zwei Trachten, die des Bemittelten, der orientalischen ähnlich, und die des ganz Armen, aus einem Tuche bestehend, das um die Lenden geschlagen wird.
Die Hauptstraße der Stadt ist höchst belebt, sowohl von Fahrenden als von Fußgängern. Der Hindu ist, wie der Jude, ein so abgesagter Feind des Gehens, daß er den schlechtesten Platz auf dem erbärmlichsten Karren nicht verachtet.
Das gebräuchlichste Fuhrwerk besteht in einem
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