Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.verpflegt und zu leichten Arbeiten verwendet. Eine Papier-Fabrik wird meist von ihnen beschickt. In diesem Orte scheinen die Bewohner zu den sehr fanatischen zu gehören. Ich ging in Gesellschaft eines Reisenden, Herrn Lau, im Städtchen spazieren, und wir wollten in ein Gäßchen einbiegen, in welchem ein kleiner Hindu-Tempel stand. Als die Leute unsere Absicht gewahrten, fingen sie ein jämmerliches Geschrei an und drängten sich an uns, so daß wir es für gerathen hielten, unsere Neugierde zu bezähmen und umzukehren. 19. Dec. Heute zeigten sich niedrige Gebirgsketten, Rajmahal-Hills, die ersten seit Madras. Abends saßen wir ganz fest auf einer Sandbank auf. Wir brachten die Nacht ziemlich ruhig zu; am Morgen wurde aber alles angewandt, uns flott zu machen. Die Schleppschiffe wurden losgehängt, die Maschinen bis auf den höchsten Grad geheizt, die Matrosen arbeiteten unermüdet, und gegen Mittag -- saßen wir noch so fest wie Abends zuvor. Da kam ein Dampfer, von Allahabed nach Calcutta segelnd, heran. Unser Kapitän zog keine Nothflagge auf; -- er war in übelster Laune, von einem Cameraden in dieser Lage gesehen zu werden. Der Kapitän des andern Schiffes bot ihm dessen ohngeachtet seine Hülfe an; wurde aber mit kurzen, trockenen Worten abgefertigt. -- Erst nach vielen Stunden unsäglicher Mühe gelang es uns, von dem Sande ab in freies Fahrwasser zu kommen. Im Laufe des Tages berührten wir Radschmahal (Rajmahal) *), ein ausgebreitetes Dorf, das der dichten *) Radschmahal war um das 17. Jahrhundert die Hauptstadt Bengalens.
verpflegt und zu leichten Arbeiten verwendet. Eine Papier-Fabrik wird meist von ihnen beschickt. In diesem Orte scheinen die Bewohner zu den sehr fanatischen zu gehören. Ich ging in Gesellschaft eines Reisenden, Herrn Lau, im Städtchen spazieren, und wir wollten in ein Gäßchen einbiegen, in welchem ein kleiner Hindu-Tempel stand. Als die Leute unsere Absicht gewahrten, fingen sie ein jämmerliches Geschrei an und drängten sich an uns, so daß wir es für gerathen hielten, unsere Neugierde zu bezähmen und umzukehren. 19. Dec. Heute zeigten sich niedrige Gebirgsketten, Rajmahal-Hills, die ersten seit Madras. Abends saßen wir ganz fest auf einer Sandbank auf. Wir brachten die Nacht ziemlich ruhig zu; am Morgen wurde aber alles angewandt, uns flott zu machen. Die Schleppschiffe wurden losgehängt, die Maschinen bis auf den höchsten Grad geheizt, die Matrosen arbeiteten unermüdet, und gegen Mittag — saßen wir noch so fest wie Abends zuvor. Da kam ein Dampfer, von Allahabed nach Calcutta segelnd, heran. Unser Kapitän zog keine Nothflagge auf; — er war in übelster Laune, von einem Cameraden in dieser Lage gesehen zu werden. Der Kapitän des andern Schiffes bot ihm dessen ohngeachtet seine Hülfe an; wurde aber mit kurzen, trockenen Worten abgefertigt. — Erst nach vielen Stunden unsäglicher Mühe gelang es uns, von dem Sande ab in freies Fahrwasser zu kommen. Im Laufe des Tages berührten wir Radschmahal (Rajmahal) *), ein ausgebreitetes Dorf, das der dichten *) Radschmahal war um das 17. Jahrhundert die Hauptstadt Bengalens.
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verpflegt und zu leichten Arbeiten verwendet. Eine Papier-Fabrik wird meist von ihnen beschickt.
In diesem Orte scheinen die Bewohner zu den sehr fanatischen zu gehören. Ich ging in Gesellschaft eines Reisenden, Herrn Lau, im Städtchen spazieren, und wir wollten in ein Gäßchen einbiegen, in welchem ein kleiner Hindu-Tempel stand. Als die Leute unsere Absicht gewahrten, fingen sie ein jämmerliches Geschrei an und drängten sich an uns, so daß wir es für gerathen hielten, unsere Neugierde zu bezähmen und umzukehren.
19. Dec. Heute zeigten sich niedrige Gebirgsketten, Rajmahal-Hills, die ersten seit Madras. Abends saßen wir ganz fest auf einer Sandbank auf. Wir brachten die Nacht ziemlich ruhig zu; am Morgen wurde aber alles angewandt, uns flott zu machen. Die Schleppschiffe wurden losgehängt, die Maschinen bis auf den höchsten Grad geheizt, die Matrosen arbeiteten unermüdet, und gegen Mittag — saßen wir noch so fest wie Abends zuvor. Da kam ein Dampfer, von Allahabed nach Calcutta segelnd, heran. Unser Kapitän zog keine Nothflagge auf; — er war in übelster Laune, von einem Cameraden in dieser Lage gesehen zu werden. Der Kapitän des andern Schiffes bot ihm dessen ohngeachtet seine Hülfe an; wurde aber mit kurzen, trockenen Worten abgefertigt. — Erst nach vielen Stunden unsäglicher Mühe gelang es uns, von dem Sande ab in freies Fahrwasser zu kommen.
Im Laufe des Tages berührten wir Radschmahal (Rajmahal) *), ein ausgebreitetes Dorf, das der dichten
*) Radschmahal war um das 17. Jahrhundert die Hauptstadt Bengalens.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/158>, abgerufen am 16.07.2024. |