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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

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Theil des Handels und der Gewerbe sich befindet. Auch verdingen sie sich bei den Europäern gerne als Dienstleute.

Die Männer verrichten hier auch jene Arbeiten, die wir gewöhnt sind vom weiblichen Geschlechte gethan zu sehen. Sie sticken in weißer Wolle, in farbiger Seide und Gold, sie machen Damenkopfputz, waschen und glätten, bessern die Wäsche aus und lassen sich sogar statt der Wärterinnen bei kleinen Kindern gebrauchen. -- Auch einige Chinesen leben hier, die meistens das Schusterhandwerk betreiben.

Calcutta, die Hauptstadt von Bengalen, liegt am Hugly, der hier so breit und tief ist, daß die größten Kriegsschiffe und Ostindienfahrer längs der Stadt vor Anker liegen können. Die Bevölkerung beträgt bei 600,000 Seelen, worunter, ohne das englische Militär, nur wenig mehr als 2000 Europäer und Amerikaner. Die Stadt ist in mehrere Theile getheilt: in die Geschäftsstadt, in die sogenannte schwarze Stadt und in das europäische Quartier. Die Geschäftsstadt und die "schwarze Stadt" sind häßlich, die Straßen enge und krumm und mit schlechten Häusern und erbärmlichen Hütten überfüllt, zwischen welchen Magazine, Geschäftslocale und mitunter auch einzelne Paläste liegen. Schmale, gemauerte Kanäle durchziehen alle Straßen, da die Hindus sehr viel Wasser gebrauchen, um ihre täglichen häufigen Waschungen vorzunehmen. -- In der Geschäftsstadt und in der schwarzen Stadt ist alles von Menschen der Art überfüllt, daß, wenn eine Equipage durchfährt, die Diener

Theil des Handels und der Gewerbe sich befindet. Auch verdingen sie sich bei den Europäern gerne als Dienstleute.

Die Männer verrichten hier auch jene Arbeiten, die wir gewöhnt sind vom weiblichen Geschlechte gethan zu sehen. Sie sticken in weißer Wolle, in farbiger Seide und Gold, sie machen Damenkopfputz, waschen und glätten, bessern die Wäsche aus und lassen sich sogar statt der Wärterinnen bei kleinen Kindern gebrauchen. — Auch einige Chinesen leben hier, die meistens das Schusterhandwerk betreiben.

Calcutta, die Hauptstadt von Bengalen, liegt am Hugly, der hier so breit und tief ist, daß die größten Kriegsschiffe und Ostindienfahrer längs der Stadt vor Anker liegen können. Die Bevölkerung beträgt bei 600,000 Seelen, worunter, ohne das englische Militär, nur wenig mehr als 2000 Europäer und Amerikaner. Die Stadt ist in mehrere Theile getheilt: in die Geschäftsstadt, in die sogenannte schwarze Stadt und in das europäische Quartier. Die Geschäftsstadt und die „schwarze Stadt“ sind häßlich, die Straßen enge und krumm und mit schlechten Häusern und erbärmlichen Hütten überfüllt, zwischen welchen Magazine, Geschäftslocale und mitunter auch einzelne Paläste liegen. Schmale, gemauerte Kanäle durchziehen alle Straßen, da die Hindus sehr viel Wasser gebrauchen, um ihre täglichen häufigen Waschungen vorzunehmen. — In der Geschäftsstadt und in der schwarzen Stadt ist alles von Menschen der Art überfüllt, daß, wenn eine Equipage durchfährt, die Diener

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[123/0130] Theil des Handels und der Gewerbe sich befindet. Auch verdingen sie sich bei den Europäern gerne als Dienstleute. Die Männer verrichten hier auch jene Arbeiten, die wir gewöhnt sind vom weiblichen Geschlechte gethan zu sehen. Sie sticken in weißer Wolle, in farbiger Seide und Gold, sie machen Damenkopfputz, waschen und glätten, bessern die Wäsche aus und lassen sich sogar statt der Wärterinnen bei kleinen Kindern gebrauchen. — Auch einige Chinesen leben hier, die meistens das Schusterhandwerk betreiben. Calcutta, die Hauptstadt von Bengalen, liegt am Hugly, der hier so breit und tief ist, daß die größten Kriegsschiffe und Ostindienfahrer längs der Stadt vor Anker liegen können. Die Bevölkerung beträgt bei 600,000 Seelen, worunter, ohne das englische Militär, nur wenig mehr als 2000 Europäer und Amerikaner. Die Stadt ist in mehrere Theile getheilt: in die Geschäftsstadt, in die sogenannte schwarze Stadt und in das europäische Quartier. Die Geschäftsstadt und die „schwarze Stadt“ sind häßlich, die Straßen enge und krumm und mit schlechten Häusern und erbärmlichen Hütten überfüllt, zwischen welchen Magazine, Geschäftslocale und mitunter auch einzelne Paläste liegen. Schmale, gemauerte Kanäle durchziehen alle Straßen, da die Hindus sehr viel Wasser gebrauchen, um ihre täglichen häufigen Waschungen vorzunehmen. — In der Geschäftsstadt und in der schwarzen Stadt ist alles von Menschen der Art überfüllt, daß, wenn eine Equipage durchfährt, die Diener

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/130>, abgerufen am 27.04.2024.