Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

hätte denken sollen, daß es daher auch für eine Europäerin gefährlich gewesen wäre, so allein herum zu streifen; aber nie erfuhr ich die geringste Beleidigung oder Beschimpfung von Chinesen; selbst ihre Neugierde war hier nicht belästigend.

In Victoria ward mir das Vergnügen zu Theil, den rühmlich bekannten Herrn Gützlaff kennen zu lernen *) Auch vier andere deutsche Misssionäre traf ich da. Sie studiren die chinesische Sprache, kleiden sich chinesisch, lassen sich die Köpfe scheeren gleich den Eingebornen

*) Karl Gützlaff ist am 8. Juli 1803 zu Pyritz in Pommern geboren. Schon als Knabe zeigte er viel frommen Sinn und ein ungewöhnliches Talent. Die Eltern ließen ihn das Gürtlerhandwerk lernen. Er arbeitete fleißig; allein es sagte ihm nicht zu. Im Jahre 1821 hatte er Gelegenheit, dem Könige von Preußen ein Gedicht zu überreichen, in welchem er seine Empfindungen und Wünsche aussprach. Der König erkannte darin das Talent des aufstrebenden Jünglings, und man öffnete ihm eine seinen Neigungen entsprechende Laufbahn. Im Jahre 1827 kam er als Millionär nach Batavia, später reiste er nach Bintang, wo er die chinesische Sprache so fleißig studirte, daß er sie in Zeit von zwei Jahren schon fertig genug sprach, um darin predigen zu können. Im Dezember 1831 ging er nach Macao, legte da Schulen für die chinesische Jugend an und begann eine Uebersetzung der Bibel in das Chinesische. Er begründete mit Morisson eine Gesellschaft für Verbreitung nützlicher Kenntnisse in China und gab ein chines. monatl. Magazin heraus, in welchem er die Chinesen für Geschichte, Geographie und Literatur zu interessiren suchte. -- In den Jahren 1832 und 1833 kam er bis in die Provinz Fo-Kien.

hätte denken sollen, daß es daher auch für eine Europäerin gefährlich gewesen wäre, so allein herum zu streifen; aber nie erfuhr ich die geringste Beleidigung oder Beschimpfung von Chinesen; selbst ihre Neugierde war hier nicht belästigend.

In Victoria ward mir das Vergnügen zu Theil, den rühmlich bekannten Herrn Gützlaff kennen zu lernen *) Auch vier andere deutsche Misssionäre traf ich da. Sie studiren die chinesische Sprache, kleiden sich chinesisch, lassen sich die Köpfe scheeren gleich den Eingebornen

*) Karl Gützlaff ist am 8. Juli 1803 zu Pyritz in Pommern geboren. Schon als Knabe zeigte er viel frommen Sinn und ein ungewöhnliches Talent. Die Eltern ließen ihn das Gürtlerhandwerk lernen. Er arbeitete fleißig; allein es sagte ihm nicht zu. Im Jahre 1821 hatte er Gelegenheit, dem Könige von Preußen ein Gedicht zu überreichen, in welchem er seine Empfindungen und Wünsche aussprach. Der König erkannte darin das Talent des aufstrebenden Jünglings, und man öffnete ihm eine seinen Neigungen entsprechende Laufbahn. Im Jahre 1827 kam er als Millionär nach Batavia, später reiste er nach Bintang, wo er die chinesische Sprache so fleißig studirte, daß er sie in Zeit von zwei Jahren schon fertig genug sprach, um darin predigen zu können. Im Dezember 1831 ging er nach Macao, legte da Schulen für die chinesische Jugend an und begann eine Uebersetzung der Bibel in das Chinesische. Er begründete mit Morisson eine Gesellschaft für Verbreitung nützlicher Kenntnisse in China und gab ein chines. monatl. Magazin heraus, in welchem er die Chinesen für Geschichte, Geographie und Literatur zu interessiren suchte. — In den Jahren 1832 und 1833 kam er bis in die Provinz Fo-Kien.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0013" n="6"/>
hätte denken sollen, daß es daher auch für eine Europäerin gefährlich gewesen wäre, so allein herum zu streifen; aber nie erfuhr ich die geringste Beleidigung oder Beschimpfung von Chinesen; selbst ihre Neugierde war hier nicht belästigend.</p>
        <p>In Victoria ward mir das Vergnügen zu Theil, den rühmlich bekannten Herrn Gützlaff kennen zu lernen <note xml:id="ID01" next="ID02" place="foot" n="*)">Karl Gützlaff ist am 8. Juli 1803 zu Pyritz in Pommern geboren. Schon als Knabe zeigte er viel frommen Sinn und ein ungewöhnliches Talent. Die Eltern ließen ihn das Gürtlerhandwerk lernen. Er arbeitete fleißig; allein es sagte ihm nicht zu. Im Jahre 1821 hatte er Gelegenheit, dem Könige von Preußen ein Gedicht zu überreichen, in welchem er seine Empfindungen und Wünsche aussprach. Der König erkannte darin das Talent des aufstrebenden Jünglings, und man öffnete ihm eine seinen Neigungen entsprechende Laufbahn. Im Jahre 1827 kam er als Millionär nach Batavia, später reiste er nach Bintang, wo er die chinesische Sprache so fleißig studirte, daß er sie in Zeit von zwei Jahren schon fertig genug sprach, um darin predigen zu können. Im Dezember 1831 ging er nach Macao, legte da Schulen für die chinesische Jugend an und begann eine Uebersetzung der Bibel in das Chinesische. Er begründete mit Morisson eine Gesellschaft für Verbreitung nützlicher Kenntnisse in China und gab ein chines. monatl. Magazin heraus, in welchem er die Chinesen für Geschichte, Geographie und Literatur zu interessiren suchte. &#x2014; In den Jahren 1832 und 1833 kam er bis in die Provinz Fo-Kien.</note> Auch vier andere deutsche Misssionäre traf ich da. Sie studiren die chinesische Sprache, kleiden sich chinesisch, lassen sich die Köpfe scheeren gleich den Eingebornen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[6/0013] hätte denken sollen, daß es daher auch für eine Europäerin gefährlich gewesen wäre, so allein herum zu streifen; aber nie erfuhr ich die geringste Beleidigung oder Beschimpfung von Chinesen; selbst ihre Neugierde war hier nicht belästigend. In Victoria ward mir das Vergnügen zu Theil, den rühmlich bekannten Herrn Gützlaff kennen zu lernen *) Auch vier andere deutsche Misssionäre traf ich da. Sie studiren die chinesische Sprache, kleiden sich chinesisch, lassen sich die Köpfe scheeren gleich den Eingebornen *) Karl Gützlaff ist am 8. Juli 1803 zu Pyritz in Pommern geboren. Schon als Knabe zeigte er viel frommen Sinn und ein ungewöhnliches Talent. Die Eltern ließen ihn das Gürtlerhandwerk lernen. Er arbeitete fleißig; allein es sagte ihm nicht zu. Im Jahre 1821 hatte er Gelegenheit, dem Könige von Preußen ein Gedicht zu überreichen, in welchem er seine Empfindungen und Wünsche aussprach. Der König erkannte darin das Talent des aufstrebenden Jünglings, und man öffnete ihm eine seinen Neigungen entsprechende Laufbahn. Im Jahre 1827 kam er als Millionär nach Batavia, später reiste er nach Bintang, wo er die chinesische Sprache so fleißig studirte, daß er sie in Zeit von zwei Jahren schon fertig genug sprach, um darin predigen zu können. Im Dezember 1831 ging er nach Macao, legte da Schulen für die chinesische Jugend an und begann eine Uebersetzung der Bibel in das Chinesische. Er begründete mit Morisson eine Gesellschaft für Verbreitung nützlicher Kenntnisse in China und gab ein chines. monatl. Magazin heraus, in welchem er die Chinesen für Geschichte, Geographie und Literatur zu interessiren suchte. — In den Jahren 1832 und 1833 kam er bis in die Provinz Fo-Kien.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/13
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 2. Wien, 1850, S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt02_1850/13>, abgerufen am 24.11.2024.