Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.bedeckt und mit hohen Gebirgen umgeben war. Schön nahmen sich am Saume des Weges die wild wachsenden Ananase aus, die, noch nicht ganz gereist, in rosenrothen Farben erglühten. Leider sind sie bei weitem nicht so schmackhaft, als sie schön aussehen, und werden daher auch nur selten gepflückt. Großes Vergnügen gewährten mir die Kolibris, deren ich hier mehrere der kleinsten Gattung sah. Man kann sich wirklich nichts zarteres und anmuthigeres als diese Thierchen denken. Sie holen ihre Nahrung aus den Blumenkelchen, die sie flatternd umschweben, wie die Schmetterlinge, mit welchen man sie in ihrem eiligen Fluge auf Aestchen sitzen. Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, gelangten wir an die Serra so benennen die Brasilianer die Spitze jedes Gebirges, das man übersteigen muß. Diese hier vor uns war an 3000 Fuß hoch. Eine breite, gepflasterete Straße führte zwischen Urwaldungen den Berg hinan. Ich hatte mir immer vorgestellt, daß in einem Urwalde die Bäume ungewöhnlich dicke und hohe Stämme haben müßten. Dies fand ich nun hier nicht wahrscheinlich ist die Vegetation zu stark, und die Hauptstämme erstricken und verfaulen unter den Massen kleinerer Bäume, Gesträuche, Schling- und Schmarotzerpflanzen. Beide letztere Gattungen sind so häufig und überdecken derart die Bäume, daß man oft kaum die Blätter, viel weniger die Stämme derselben sieht. Ein Botaniker, Herr Schleierer, versicherte uns, einst auf einem Baume sechs und dreißigerlei Schling- und Schmarotzerpflanzen gefunden zu haben. Wir machten eine reiche Ernte an Blumen, Pflanzen bedeckt und mit hohen Gebirgen umgeben war. Schön nahmen sich am Saume des Weges die wild wachsenden Ananase aus, die, noch nicht ganz gereist, in rosenrothen Farben erglühten. Leider sind sie bei weitem nicht so schmackhaft, als sie schön aussehen, und werden daher auch nur selten gepflückt. Großes Vergnügen gewährten mir die Kolibris, deren ich hier mehrere der kleinsten Gattung sah. Man kann sich wirklich nichts zarteres und anmuthigeres als diese Thierchen denken. Sie holen ihre Nahrung aus den Blumenkelchen, die sie flatternd umschweben, wie die Schmetterlinge, mit welchen man sie in ihrem eiligen Fluge auf Aestchen sitzen. Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, gelangten wir an die Serra so benennen die Brasilianer die Spitze jedes Gebirges, das man übersteigen muß. Diese hier vor uns war an 3000 Fuß hoch. Eine breite, gepflasterete Straße führte zwischen Urwaldungen den Berg hinan. Ich hatte mir immer vorgestellt, daß in einem Urwalde die Bäume ungewöhnlich dicke und hohe Stämme haben müßten. Dies fand ich nun hier nicht wahrscheinlich ist die Vegetation zu stark, und die Hauptstämme erstricken und verfaulen unter den Massen kleinerer Bäume, Gesträuche, Schling- und Schmarotzerpflanzen. Beide letztere Gattungen sind so häufig und überdecken derart die Bäume, daß man oft kaum die Blätter, viel weniger die Stämme derselben sieht. Ein Botaniker, Herr Schleierer, versicherte uns, einst auf einem Baume sechs und dreißigerlei Schling- und Schmarotzerpflanzen gefunden zu haben. Wir machten eine reiche Ernte an Blumen, Pflanzen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0077" n="70"/> bedeckt und mit hohen Gebirgen umgeben war. Schön nahmen sich am Saume des Weges die wild wachsenden Ananase aus, die, noch nicht ganz gereist, in rosenrothen Farben erglühten. Leider sind sie bei weitem nicht so schmackhaft, als sie schön aussehen, und werden daher auch nur selten gepflückt. Großes Vergnügen gewährten mir die Kolibris, deren ich hier mehrere der kleinsten Gattung sah. Man kann sich wirklich nichts zarteres und anmuthigeres als diese Thierchen denken. Sie holen ihre Nahrung aus den Blumenkelchen, die sie flatternd umschweben, wie die Schmetterlinge, mit welchen man sie in ihrem eiligen Fluge auf Aestchen sitzen. Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, gelangten wir an die <hi rendition="#aq">Serra</hi> so benennen die Brasilianer die Spitze jedes Gebirges, das man übersteigen muß. Diese hier vor uns war an 3000 Fuß hoch. Eine breite, gepflasterete Straße führte zwischen Urwaldungen den Berg hinan.</p> <p> Ich hatte mir immer vorgestellt, daß in einem Urwalde die Bäume ungewöhnlich dicke und hohe Stämme haben müßten. Dies fand ich nun hier nicht wahrscheinlich ist die Vegetation zu stark, und die Hauptstämme erstricken und verfaulen unter den Massen kleinerer Bäume, Gesträuche, Schling- und Schmarotzerpflanzen. Beide letztere Gattungen sind so häufig und überdecken derart die Bäume, daß man oft kaum die Blätter, viel weniger die Stämme derselben sieht. Ein Botaniker, Herr Schleierer, versicherte uns, einst auf einem Baume sechs und dreißigerlei Schling- und Schmarotzerpflanzen gefunden zu haben.</p> <p> Wir machten eine reiche Ernte an Blumen, Pflanzen </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [70/0077]
bedeckt und mit hohen Gebirgen umgeben war. Schön nahmen sich am Saume des Weges die wild wachsenden Ananase aus, die, noch nicht ganz gereist, in rosenrothen Farben erglühten. Leider sind sie bei weitem nicht so schmackhaft, als sie schön aussehen, und werden daher auch nur selten gepflückt. Großes Vergnügen gewährten mir die Kolibris, deren ich hier mehrere der kleinsten Gattung sah. Man kann sich wirklich nichts zarteres und anmuthigeres als diese Thierchen denken. Sie holen ihre Nahrung aus den Blumenkelchen, die sie flatternd umschweben, wie die Schmetterlinge, mit welchen man sie in ihrem eiligen Fluge auf Aestchen sitzen. Nachdem wir das Thal durchschritten hatten, gelangten wir an die Serra so benennen die Brasilianer die Spitze jedes Gebirges, das man übersteigen muß. Diese hier vor uns war an 3000 Fuß hoch. Eine breite, gepflasterete Straße führte zwischen Urwaldungen den Berg hinan.
Ich hatte mir immer vorgestellt, daß in einem Urwalde die Bäume ungewöhnlich dicke und hohe Stämme haben müßten. Dies fand ich nun hier nicht wahrscheinlich ist die Vegetation zu stark, und die Hauptstämme erstricken und verfaulen unter den Massen kleinerer Bäume, Gesträuche, Schling- und Schmarotzerpflanzen. Beide letztere Gattungen sind so häufig und überdecken derart die Bäume, daß man oft kaum die Blätter, viel weniger die Stämme derselben sieht. Ein Botaniker, Herr Schleierer, versicherte uns, einst auf einem Baume sechs und dreißigerlei Schling- und Schmarotzerpflanzen gefunden zu haben.
Wir machten eine reiche Ernte an Blumen, Pflanzen
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