Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.fielen aber meist ab. Der Kamm blieb nach dem Tode aufgerichtet und der Körper vollkommen ausgedehnt; die schöne Rosafarbe aber ging in weiß über. 18. August. Heute wurde uns ein heftiges Donnerwetter zu Theil. Es war uns sehr erwünscht, da es die Luft bedeutend kühlte. Zwischen dem 11. und dem 2. bis 3. Breitengrade nördlich der Linie (Aequator) finden überhaupt häufige Veränderungen in Luft und Wetter statt. So überfiel uns auch am Morgen des 20. ein bedeutender Wind, der die Wogen des Meeres stockhoch aufthürmte, und bis Abend anhielt, wo ihn ein tropischer Regen, den man bei uns einen Wolkenbruch nennen würde, ablöste. Unser Deck war augenblicklich in einen See verwandelt, dabei trat solche Windstille ein, daß selbst das Steuerruder vollkommen Ferien hatte. Mich kostete dieser Regen eine Nacht, denn als ich Besitz von meiner Koje nehmen wollte, fand ich das Bettzeug ganz durchnäßt, und mußte mein Lager auf einer hölzernen Bank suchen. Am 27. August kamen wir aus dem Bereiche dieser uns so feindlichen Grade, und wurden nun von dem sehnlich erwünschten Süd-Ost-Passat empfangen, der uns rasch vorwärts brachte. Wir waren nun schon der Linie sehr nahe, und hätten gerne, gleich andern Reisenden, die gepriesenen Sternbilder des Südens gesehen. Am begeistertsten hörte ich immer von dem südlichen Kreuze sprechen. Da ich selbes aus den Sternen nicht heraus fand, so bat ich unsern Kapitän, es mir zu zeigen. Er meinte, nichts davon gehört zu haben, ebenso der Obersteuermann, nur fielen aber meist ab. Der Kamm blieb nach dem Tode aufgerichtet und der Körper vollkommen ausgedehnt; die schöne Rosafarbe aber ging in weiß über. 18. August. Heute wurde uns ein heftiges Donnerwetter zu Theil. Es war uns sehr erwünscht, da es die Luft bedeutend kühlte. Zwischen dem 11. und dem 2. bis 3. Breitengrade nördlich der Linie (Aequator) finden überhaupt häufige Veränderungen in Luft und Wetter statt. So überfiel uns auch am Morgen des 20. ein bedeutender Wind, der die Wogen des Meeres stockhoch aufthürmte, und bis Abend anhielt, wo ihn ein tropischer Regen, den man bei uns einen Wolkenbruch nennen würde, ablöste. Unser Deck war augenblicklich in einen See verwandelt, dabei trat solche Windstille ein, daß selbst das Steuerruder vollkommen Ferien hatte. Mich kostete dieser Regen eine Nacht, denn als ich Besitz von meiner Koje nehmen wollte, fand ich das Bettzeug ganz durchnäßt, und mußte mein Lager auf einer hölzernen Bank suchen. Am 27. August kamen wir aus dem Bereiche dieser uns so feindlichen Grade, und wurden nun von dem sehnlich erwünschten Süd-Ost-Passat empfangen, der uns rasch vorwärts brachte. Wir waren nun schon der Linie sehr nahe, und hätten gerne, gleich andern Reisenden, die gepriesenen Sternbilder des Südens gesehen. Am begeistertsten hörte ich immer von dem südlichen Kreuze sprechen. Da ich selbes aus den Sternen nicht heraus fand, so bat ich unsern Kapitän, es mir zu zeigen. Er meinte, nichts davon gehört zu haben, ebenso der Obersteuermann, nur <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="19"/> fielen aber meist ab. Der Kamm blieb nach dem Tode aufgerichtet und der Körper vollkommen ausgedehnt; die schöne Rosafarbe aber ging in weiß über.</p> <p> 18. August. Heute wurde uns ein heftiges Donnerwetter zu Theil. Es war uns sehr erwünscht, da es die Luft bedeutend kühlte. Zwischen dem 11. und dem 2. bis 3. Breitengrade nördlich der Linie (Aequator) finden überhaupt häufige Veränderungen in Luft und Wetter statt. So überfiel uns auch am Morgen des 20. ein bedeutender Wind, der die Wogen des Meeres stockhoch aufthürmte, und bis Abend anhielt, wo ihn ein tropischer Regen, den man bei uns einen Wolkenbruch nennen würde, ablöste. Unser Deck war augenblicklich in einen See verwandelt, dabei trat solche Windstille ein, daß selbst das Steuerruder vollkommen Ferien hatte.</p> <p> Mich kostete dieser Regen eine Nacht, denn als ich Besitz von meiner Koje nehmen wollte, fand ich das Bettzeug ganz durchnäßt, und mußte mein Lager auf einer hölzernen Bank suchen.</p> <p> Am 27. August kamen wir aus dem Bereiche dieser uns so feindlichen Grade, und wurden nun von dem sehnlich erwünschten Süd-Ost-Passat empfangen, der uns rasch vorwärts brachte.</p> <p> Wir waren nun schon der Linie sehr nahe, und hätten gerne, gleich andern Reisenden, die gepriesenen Sternbilder des Südens gesehen. Am begeistertsten hörte ich immer von dem <hi rendition="#g">südlichen Kreuze</hi> sprechen. Da ich selbes aus den Sternen nicht heraus fand, so bat ich unsern Kapitän, es mir zu zeigen. Er meinte, nichts davon gehört zu haben, ebenso der Obersteuermann, nur </p> </div> </body> </text> </TEI> [19/0026]
fielen aber meist ab. Der Kamm blieb nach dem Tode aufgerichtet und der Körper vollkommen ausgedehnt; die schöne Rosafarbe aber ging in weiß über.
18. August. Heute wurde uns ein heftiges Donnerwetter zu Theil. Es war uns sehr erwünscht, da es die Luft bedeutend kühlte. Zwischen dem 11. und dem 2. bis 3. Breitengrade nördlich der Linie (Aequator) finden überhaupt häufige Veränderungen in Luft und Wetter statt. So überfiel uns auch am Morgen des 20. ein bedeutender Wind, der die Wogen des Meeres stockhoch aufthürmte, und bis Abend anhielt, wo ihn ein tropischer Regen, den man bei uns einen Wolkenbruch nennen würde, ablöste. Unser Deck war augenblicklich in einen See verwandelt, dabei trat solche Windstille ein, daß selbst das Steuerruder vollkommen Ferien hatte.
Mich kostete dieser Regen eine Nacht, denn als ich Besitz von meiner Koje nehmen wollte, fand ich das Bettzeug ganz durchnäßt, und mußte mein Lager auf einer hölzernen Bank suchen.
Am 27. August kamen wir aus dem Bereiche dieser uns so feindlichen Grade, und wurden nun von dem sehnlich erwünschten Süd-Ost-Passat empfangen, der uns rasch vorwärts brachte.
Wir waren nun schon der Linie sehr nahe, und hätten gerne, gleich andern Reisenden, die gepriesenen Sternbilder des Südens gesehen. Am begeistertsten hörte ich immer von dem südlichen Kreuze sprechen. Da ich selbes aus den Sternen nicht heraus fand, so bat ich unsern Kapitän, es mir zu zeigen. Er meinte, nichts davon gehört zu haben, ebenso der Obersteuermann, nur
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