Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

Kanal ziemlich kalt und rauh; nur selten stieg der Thermometer über 15 Grad*).

Endlich, am 24. Juli, erreichten wir das Ende des Kanales, und kamen in die hohe See; wir hatten ziemlich guten Wind, und befanden uns an 2. August schon auf der Höhe von Gibraltar, wo uns eine Windstill überfiel, die 24 Stunden anhielt. Der Kapitän warf einige Stücke weißen Geschirres, so wie einige große Knochen in das Meer, um uns zu zeigen, wie wunderschön grün derlei Gegenstände erscheinen, wenn sie langsam in die Tiefe sinken; natürlich kann man dies nur bei gänzlicher Windstille bemerken.

Des Abends erfreuten uns viele Mollusken durch ihr schönes Leuchten im Meere; sie sahen aus wie handgroße, schwimmende Sterne; auch bei Tage sahen wir sie häufig unter dem Wasser. Bräunlichroth gefärbt glichen sie an Form einem Fliegenschwamme; manche hatten einen dicken Stengel, der unter etwas ausgefranzt war; bei andern hingen statt des Stengels viele Fäden hinab.

4. August. Heute war der erste Tag, der sich durch Hitze als südlich kund gab, doch fehlte ihm, wie auch den folgenden, jener reine, dunkelblaue Himmel, der sich so unnachahmlich schön über das Mittelmeer wölbt. Eine kleine Entschädigung gewährten die Auf- und Untergänge der Sonne, die oft von den seltsamsten Wolkenbildungen und Farbenmischungen begleitet waren.

Wir befanden uns auf der Höhe von Marokko, und waren an diesem Tage so glücklich, eine große Menge

*) Ich rechne stets nach Reaumur, und zwar in Schatten.

Kanal ziemlich kalt und rauh; nur selten stieg der Thermometer über 15 Grad*).

Endlich, am 24. Juli, erreichten wir das Ende des Kanales, und kamen in die hohe See; wir hatten ziemlich guten Wind, und befanden uns an 2. August schon auf der Höhe von Gibraltar, wo uns eine Windstill überfiel, die 24 Stunden anhielt. Der Kapitän warf einige Stücke weißen Geschirres, so wie einige große Knochen in das Meer, um uns zu zeigen, wie wunderschön grün derlei Gegenstände erscheinen, wenn sie langsam in die Tiefe sinken; natürlich kann man dies nur bei gänzlicher Windstille bemerken.

Des Abends erfreuten uns viele Mollusken durch ihr schönes Leuchten im Meere; sie sahen aus wie handgroße, schwimmende Sterne; auch bei Tage sahen wir sie häufig unter dem Wasser. Bräunlichroth gefärbt glichen sie an Form einem Fliegenschwamme; manche hatten einen dicken Stengel, der unter etwas ausgefranzt war; bei andern hingen statt des Stengels viele Fäden hinab.

4. August. Heute war der erste Tag, der sich durch Hitze als südlich kund gab, doch fehlte ihm, wie auch den folgenden, jener reine, dunkelblaue Himmel, der sich so unnachahmlich schön über das Mittelmeer wölbt. Eine kleine Entschädigung gewährten die Auf- und Untergänge der Sonne, die oft von den seltsamsten Wolkenbildungen und Farbenmischungen begleitet waren.

Wir befanden uns auf der Höhe von Marokko, und waren an diesem Tage so glücklich, eine große Menge

*) Ich rechne stets nach Reaumur, und zwar in Schatten.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0020" n="13"/>
Kanal ziemlich kalt und rauh; nur selten stieg der Thermometer über 15 Grad<note place="foot" n="*)">Ich rechne stets nach Reaumur, und zwar in Schatten.</note>.</p>
        <p>   Endlich, am 24. Juli, erreichten wir das Ende des Kanales, und kamen in die hohe See; wir hatten ziemlich guten Wind, und befanden uns an 2. August schon auf der Höhe von Gibraltar, wo uns eine Windstill überfiel, die 24 Stunden anhielt. Der Kapitän warf einige Stücke weißen Geschirres, so wie einige große Knochen in das Meer, um uns zu zeigen, wie wunderschön grün derlei Gegenstände erscheinen, wenn sie langsam in die Tiefe sinken; natürlich kann man dies nur bei gänzlicher Windstille bemerken.</p>
        <p>   Des Abends erfreuten uns viele Mollusken durch ihr schönes Leuchten im Meere; sie sahen aus wie handgroße, schwimmende Sterne; auch bei Tage sahen wir sie häufig unter dem Wasser. Bräunlichroth gefärbt glichen sie an Form einem Fliegenschwamme; manche hatten einen dicken Stengel, der unter etwas ausgefranzt war; bei andern hingen statt des Stengels viele Fäden hinab.</p>
        <p>   4. August. Heute war der erste Tag, der sich durch Hitze als südlich kund gab, doch fehlte ihm, wie auch den folgenden, jener reine, dunkelblaue Himmel, der sich so unnachahmlich schön über das Mittelmeer wölbt. Eine kleine Entschädigung gewährten die Auf- und Untergänge der Sonne, die oft von den seltsamsten Wolkenbildungen und Farbenmischungen begleitet waren.</p>
        <p>   Wir befanden uns auf der Höhe von Marokko, und waren an diesem Tage so glücklich, eine große Menge
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0020] Kanal ziemlich kalt und rauh; nur selten stieg der Thermometer über 15 Grad *). Endlich, am 24. Juli, erreichten wir das Ende des Kanales, und kamen in die hohe See; wir hatten ziemlich guten Wind, und befanden uns an 2. August schon auf der Höhe von Gibraltar, wo uns eine Windstill überfiel, die 24 Stunden anhielt. Der Kapitän warf einige Stücke weißen Geschirres, so wie einige große Knochen in das Meer, um uns zu zeigen, wie wunderschön grün derlei Gegenstände erscheinen, wenn sie langsam in die Tiefe sinken; natürlich kann man dies nur bei gänzlicher Windstille bemerken. Des Abends erfreuten uns viele Mollusken durch ihr schönes Leuchten im Meere; sie sahen aus wie handgroße, schwimmende Sterne; auch bei Tage sahen wir sie häufig unter dem Wasser. Bräunlichroth gefärbt glichen sie an Form einem Fliegenschwamme; manche hatten einen dicken Stengel, der unter etwas ausgefranzt war; bei andern hingen statt des Stengels viele Fäden hinab. 4. August. Heute war der erste Tag, der sich durch Hitze als südlich kund gab, doch fehlte ihm, wie auch den folgenden, jener reine, dunkelblaue Himmel, der sich so unnachahmlich schön über das Mittelmeer wölbt. Eine kleine Entschädigung gewährten die Auf- und Untergänge der Sonne, die oft von den seltsamsten Wolkenbildungen und Farbenmischungen begleitet waren. Wir befanden uns auf der Höhe von Marokko, und waren an diesem Tage so glücklich, eine große Menge *) Ich rechne stets nach Reaumur, und zwar in Schatten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/20
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/20>, abgerufen am 27.11.2024.