Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.ziemlicher Ungeduld erwartete ich den folgenden Morgen. Ich hoffte sicher den langersehnten chinesichen Boden zu betreten, ich sah schon die Mandarine mit ihren hohen Mützen, die Chinesinnen mit ihren kleinen Füßen -- da mitten in der Nacht, drehte sich der Wind, und -- wir waren am 7. Juli 100 Meilen weit verschlagen. Zum Ueberflusse fiel noch der Barometer so außerordentlich, daß wir einen Tai-foon befürchteten. Es ist dies ein höchst gefährlicher Sturm oder vielmehr Orkan, der im chinesischen Meere während der Sommermonate Juli, August und September häufig losbricht. Eine schwarze Wolke, welche an einem Rande dunkelroth, am andern halbweiß ist, zeigt sich gewöhnlich als schrecklicher Bote am Horizonte, und fürchterliche Regengüsse, Donner und Blitz sind die Begleiter der heftigsten Winde, die von allen Richtungen zu gleicher Zeit aufspringen und das Meer thurmhoch aufwühlen. Alle Vorkehrungen wurden an unserm Borde zum Empfange des gefährlichen Feindes getroffen; aber diesmal umsonst -- der Orkan brach entweder gar nicht, oder in großer Entfernung los; wir verspürten nur einen kleinen Sturm, der noch überdies von kurzer Dauer war. Am 8. Juli gelangten wir wieder in die Nähe von Macao, in die Straße der Lema und fuhren nun fortwährend durch Buchten und Scheeren, die von den wundervollsten Inselgruppen durchzogen waren und die schönsten und mannigfaltigsten Ansichten gewährten. Am 9. Juli ankerten wir an der Rhede von Macao. Die Stadt (den Portugiesen gehörig und 20,000 Einwohner zählend) liegt äußerst reizend am Meeresufer und ist ziemlicher Ungeduld erwartete ich den folgenden Morgen. Ich hoffte sicher den langersehnten chinesichen Boden zu betreten, ich sah schon die Mandarine mit ihren hohen Mützen, die Chinesinnen mit ihren kleinen Füßen — da mitten in der Nacht, drehte sich der Wind, und — wir waren am 7. Juli 100 Meilen weit verschlagen. Zum Ueberflusse fiel noch der Barometer so außerordentlich, daß wir einen Tai-foon befürchteten. Es ist dies ein höchst gefährlicher Sturm oder vielmehr Orkan, der im chinesischen Meere während der Sommermonate Juli, August und September häufig losbricht. Eine schwarze Wolke, welche an einem Rande dunkelroth, am andern halbweiß ist, zeigt sich gewöhnlich als schrecklicher Bote am Horizonte, und fürchterliche Regengüsse, Donner und Blitz sind die Begleiter der heftigsten Winde, die von allen Richtungen zu gleicher Zeit aufspringen und das Meer thurmhoch aufwühlen. Alle Vorkehrungen wurden an unserm Borde zum Empfange des gefährlichen Feindes getroffen; aber diesmal umsonst — der Orkan brach entweder gar nicht, oder in großer Entfernung los; wir verspürten nur einen kleinen Sturm, der noch überdies von kurzer Dauer war. Am 8. Juli gelangten wir wieder in die Nähe von Macao, in die Straße der Lema und fuhren nun fortwährend durch Buchten und Scheeren, die von den wundervollsten Inselgruppen durchzogen waren und die schönsten und mannigfaltigsten Ansichten gewährten. Am 9. Juli ankerten wir an der Rhede von Macao. Die Stadt (den Portugiesen gehörig und 20,000 Einwohner zählend) liegt äußerst reizend am Meeresufer und ist <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0192" n="185"/> ziemlicher Ungeduld erwartete ich den folgenden Morgen. Ich hoffte sicher den langersehnten chinesichen Boden zu betreten, ich sah schon die Mandarine mit ihren hohen Mützen, die Chinesinnen mit ihren kleinen Füßen — da mitten in der Nacht, drehte sich der Wind, und — wir waren am 7. Juli 100 Meilen weit verschlagen. Zum Ueberflusse fiel noch der Barometer so außerordentlich, daß wir einen <hi rendition="#aq">Tai-foon</hi> befürchteten. Es ist dies ein höchst gefährlicher Sturm oder vielmehr Orkan, der im chinesischen Meere während der Sommermonate Juli, August und September häufig losbricht. Eine schwarze Wolke, welche an einem Rande dunkelroth, am andern halbweiß ist, zeigt sich gewöhnlich als schrecklicher Bote am Horizonte, und fürchterliche Regengüsse, Donner und Blitz sind die Begleiter der heftigsten Winde, die von allen Richtungen zu gleicher Zeit aufspringen und das Meer thurmhoch aufwühlen. Alle Vorkehrungen wurden an unserm Borde zum Empfange des gefährlichen Feindes getroffen; aber diesmal umsonst — der Orkan brach entweder gar nicht, oder in großer Entfernung los; wir verspürten nur einen kleinen Sturm, der noch überdies von kurzer Dauer war.</p> <p> Am 8. Juli gelangten wir wieder in die Nähe von <hi rendition="#aq">Macao</hi>, in die Straße der Lema und fuhren nun fortwährend durch Buchten und Scheeren, die von den wundervollsten Inselgruppen durchzogen waren und die schönsten und mannigfaltigsten Ansichten gewährten.</p> <p> Am 9. Juli ankerten wir an der Rhede von <hi rendition="#aq">Macao</hi>. Die Stadt (den Portugiesen gehörig und 20,000 Einwohner zählend) liegt äußerst reizend am Meeresufer und ist </p> </div> </body> </text> </TEI> [185/0192]
ziemlicher Ungeduld erwartete ich den folgenden Morgen. Ich hoffte sicher den langersehnten chinesichen Boden zu betreten, ich sah schon die Mandarine mit ihren hohen Mützen, die Chinesinnen mit ihren kleinen Füßen — da mitten in der Nacht, drehte sich der Wind, und — wir waren am 7. Juli 100 Meilen weit verschlagen. Zum Ueberflusse fiel noch der Barometer so außerordentlich, daß wir einen Tai-foon befürchteten. Es ist dies ein höchst gefährlicher Sturm oder vielmehr Orkan, der im chinesischen Meere während der Sommermonate Juli, August und September häufig losbricht. Eine schwarze Wolke, welche an einem Rande dunkelroth, am andern halbweiß ist, zeigt sich gewöhnlich als schrecklicher Bote am Horizonte, und fürchterliche Regengüsse, Donner und Blitz sind die Begleiter der heftigsten Winde, die von allen Richtungen zu gleicher Zeit aufspringen und das Meer thurmhoch aufwühlen. Alle Vorkehrungen wurden an unserm Borde zum Empfange des gefährlichen Feindes getroffen; aber diesmal umsonst — der Orkan brach entweder gar nicht, oder in großer Entfernung los; wir verspürten nur einen kleinen Sturm, der noch überdies von kurzer Dauer war.
Am 8. Juli gelangten wir wieder in die Nähe von Macao, in die Straße der Lema und fuhren nun fortwährend durch Buchten und Scheeren, die von den wundervollsten Inselgruppen durchzogen waren und die schönsten und mannigfaltigsten Ansichten gewährten.
Am 9. Juli ankerten wir an der Rhede von Macao. Die Stadt (den Portugiesen gehörig und 20,000 Einwohner zählend) liegt äußerst reizend am Meeresufer und ist
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription.
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition
(2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-06-28T07:11:29Z)
Weitere Informationen:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |