Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.böse Geister von allen Seiten daher und ergossen sich in Strömen über die schuldlose Gegend. Dessen ungeachtet blieb uns nichts anderes übrig, als diesen üblen Launen des Wassergottes kühnen Trotz entgegen zu setzen und den Weg wieder anzutreten. Schon nach der ersten halben Stunde lief mir das Wasser überall durch, worauf ich ruhig fortgehen konnte, da es nun nicht mehr möglich war, noch nässer zu werden. Als ich nach Papara zurückgekommen war, erfuhr ich, daß Tati's Sohn noch nicht begraben sei. Die Feierlichkeit fand am folgenden Tage statt. -- Der Priester hielt am Grabe eine kurze Rede, und als der Sarg eingesenkt war, warf man die Strohmatte, den Strohhut, die Kleider des Verstorbenen, so wie auch einige der Geschenke ihm nach in die Grube. Die Verwandten waren gegenwärtig, aber eben so gleichgültige Zuseher als ich. Der Friedhof lag ganz nahe an einigen Murai. Es sind dieß die ehemaligen Begräbnißorte der Indianer, kleine viereckige Plätze von 3 -- 4 Fuß hohen Steinwänden eingefaßt. Man legte hier die Verstorbenen auf hölzerne Gerüste, wo sie so lange blieben, bis das Fleisch von den Knochen gefallen war. Letztere sammelte man dann, und begrub sie an irgend einer einsamen Stelle. Denselben Abend sah ich auf eine ganz merkwürdige Art Fische fangen. Zwei Jungen gingen in die See, von welchen der eine mit einem Stocke, der andere mit brennenden Spänen bewaffnet war. Der mit dem Stocke jagte die Fische zwischen den Steinen hervor und schlug dann nach ihnen, zu welcher Arbeit ihm der andere leuchtete. böse Geister von allen Seiten daher und ergossen sich in Strömen über die schuldlose Gegend. Dessen ungeachtet blieb uns nichts anderes übrig, als diesen üblen Launen des Wassergottes kühnen Trotz entgegen zu setzen und den Weg wieder anzutreten. Schon nach der ersten halben Stunde lief mir das Wasser überall durch, worauf ich ruhig fortgehen konnte, da es nun nicht mehr möglich war, noch nässer zu werden. Als ich nach Papara zurückgekommen war, erfuhr ich, daß Tati’s Sohn noch nicht begraben sei. Die Feierlichkeit fand am folgenden Tage statt. — Der Priester hielt am Grabe eine kurze Rede, und als der Sarg eingesenkt war, warf man die Strohmatte, den Strohhut, die Kleider des Verstorbenen, so wie auch einige der Geschenke ihm nach in die Grube. Die Verwandten waren gegenwärtig, aber eben so gleichgültige Zuseher als ich. Der Friedhof lag ganz nahe an einigen Murai. Es sind dieß die ehemaligen Begräbnißorte der Indianer, kleine viereckige Plätze von 3 — 4 Fuß hohen Steinwänden eingefaßt. Man legte hier die Verstorbenen auf hölzerne Gerüste, wo sie so lange blieben, bis das Fleisch von den Knochen gefallen war. Letztere sammelte man dann, und begrub sie an irgend einer einsamen Stelle. Denselben Abend sah ich auf eine ganz merkwürdige Art Fische fangen. Zwei Jungen gingen in die See, von welchen der eine mit einem Stocke, der andere mit brennenden Spänen bewaffnet war. Der mit dem Stocke jagte die Fische zwischen den Steinen hervor und schlug dann nach ihnen, zu welcher Arbeit ihm der andere leuchtete. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0183" n="176"/> böse Geister von allen Seiten daher und ergossen sich in Strömen über die schuldlose Gegend. Dessen ungeachtet blieb uns nichts anderes übrig, als diesen üblen Launen des Wassergottes kühnen Trotz entgegen zu setzen und den Weg wieder anzutreten. Schon nach der ersten halben Stunde lief mir das Wasser überall durch, worauf ich ruhig fortgehen konnte, da es nun nicht mehr möglich war, noch nässer zu werden.</p> <p> Als ich nach Papara zurückgekommen war, erfuhr ich, daß Tati’s Sohn noch nicht begraben sei. Die Feierlichkeit fand am folgenden Tage statt. — Der Priester hielt am Grabe eine kurze Rede, und als der Sarg eingesenkt war, warf man die Strohmatte, den Strohhut, die Kleider des Verstorbenen, so wie auch einige der Geschenke ihm nach in die Grube. Die Verwandten waren gegenwärtig, aber eben so gleichgültige Zuseher als ich.</p> <p> Der Friedhof lag ganz nahe an einigen Murai. Es sind dieß die ehemaligen Begräbnißorte der Indianer, kleine viereckige Plätze von 3 — 4 Fuß hohen Steinwänden eingefaßt. Man legte hier die Verstorbenen auf hölzerne Gerüste, wo sie so lange blieben, bis das Fleisch von den Knochen gefallen war. Letztere sammelte man dann, und begrub sie an irgend einer einsamen Stelle.</p> <p> Denselben Abend sah ich auf eine ganz merkwürdige Art Fische fangen. Zwei Jungen gingen in die See, von welchen der eine mit einem Stocke, der andere mit brennenden Spänen bewaffnet war. Der mit dem Stocke jagte die Fische zwischen den Steinen hervor und schlug dann nach ihnen, zu welcher Arbeit ihm der andere leuchtete.</p> </div> </body> </text> </TEI> [176/0183]
böse Geister von allen Seiten daher und ergossen sich in Strömen über die schuldlose Gegend. Dessen ungeachtet blieb uns nichts anderes übrig, als diesen üblen Launen des Wassergottes kühnen Trotz entgegen zu setzen und den Weg wieder anzutreten. Schon nach der ersten halben Stunde lief mir das Wasser überall durch, worauf ich ruhig fortgehen konnte, da es nun nicht mehr möglich war, noch nässer zu werden.
Als ich nach Papara zurückgekommen war, erfuhr ich, daß Tati’s Sohn noch nicht begraben sei. Die Feierlichkeit fand am folgenden Tage statt. — Der Priester hielt am Grabe eine kurze Rede, und als der Sarg eingesenkt war, warf man die Strohmatte, den Strohhut, die Kleider des Verstorbenen, so wie auch einige der Geschenke ihm nach in die Grube. Die Verwandten waren gegenwärtig, aber eben so gleichgültige Zuseher als ich.
Der Friedhof lag ganz nahe an einigen Murai. Es sind dieß die ehemaligen Begräbnißorte der Indianer, kleine viereckige Plätze von 3 — 4 Fuß hohen Steinwänden eingefaßt. Man legte hier die Verstorbenen auf hölzerne Gerüste, wo sie so lange blieben, bis das Fleisch von den Knochen gefallen war. Letztere sammelte man dann, und begrub sie an irgend einer einsamen Stelle.
Denselben Abend sah ich auf eine ganz merkwürdige Art Fische fangen. Zwei Jungen gingen in die See, von welchen der eine mit einem Stocke, der andere mit brennenden Spänen bewaffnet war. Der mit dem Stocke jagte die Fische zwischen den Steinen hervor und schlug dann nach ihnen, zu welcher Arbeit ihm der andere leuchtete.
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 176. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/183>, abgerufen am 16.07.2024. |