Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

sich unter einen Baum und schwatzte mit den Nachbarn heiter und ruhig, wie wenn nichts vorgefallen wäre. In der Hütte saßen die weiblichen Verwandten und Nachbarinnen, die sich ebenfalls ganz gemüthlich unterhielten und dabei aßen und rauchten. Ich mußte mir die Gattin, die Kinder und Verwandten des Verstorbenen zeigen lassen; -- an ihrer Miene hätte ich sie nicht erkannt. Nach einiger Zeit erhoben sich die Stiefmutter und die Gattin, warfen sich über den Sarg und heulten eine halbe Stunde lang; doch merkte man wohl, daß es nicht von Herzen kam. Das Ding ging beständig aus einem und demselben Tone. Beide kehrten hierauf mit freundlicher Miene, mit trockenem Auge wieder an ihren Platz zurück und schienen das Gespräch dort fortzusetzen, wo sie es abgebrochen hatten. -- Am Strand wurde des Verstorbenen Piroge verbrannt.

Ich hatte genug gesehen und kehrte heim, um einige kleine Vorkehrungen für die morgige Partie nach dem Binnensee zu treffen. Man rechnet bis dahin 18 englische Meilen, und die Reise ist daher in zwei Tagen bequem hin und zurück zu machen. Ein Wegweiser begehrte nichts destoweniger die unverschämte Summe von zehn Dollars. Durch Vermittlung des alten Tati erhielt ich jedoch einen solchen für drei Dollars.

Die Fußpartien auf Taiti sind höchst beschwerlich, da man auf dieser unendlich wasserreichen Insel häufig durch Sandstrecken und Flüsse waten muß. Ich war dazu sehr zweckmäßig gekleidet; ich trug feste Männerschuhe, keine Strümpfe, Beinkleider und eine Blouse, die ich bis an die Hüften schürzte. So gerüstet trat ich am 7.

sich unter einen Baum und schwatzte mit den Nachbarn heiter und ruhig, wie wenn nichts vorgefallen wäre. In der Hütte saßen die weiblichen Verwandten und Nachbarinnen, die sich ebenfalls ganz gemüthlich unterhielten und dabei aßen und rauchten. Ich mußte mir die Gattin, die Kinder und Verwandten des Verstorbenen zeigen lassen; — an ihrer Miene hätte ich sie nicht erkannt. Nach einiger Zeit erhoben sich die Stiefmutter und die Gattin, warfen sich über den Sarg und heulten eine halbe Stunde lang; doch merkte man wohl, daß es nicht von Herzen kam. Das Ding ging beständig aus einem und demselben Tone. Beide kehrten hierauf mit freundlicher Miene, mit trockenem Auge wieder an ihren Platz zurück und schienen das Gespräch dort fortzusetzen, wo sie es abgebrochen hatten. — Am Strand wurde des Verstorbenen Piroge verbrannt.

Ich hatte genug gesehen und kehrte heim, um einige kleine Vorkehrungen für die morgige Partie nach dem Binnensee zu treffen. Man rechnet bis dahin 18 englische Meilen, und die Reise ist daher in zwei Tagen bequem hin und zurück zu machen. Ein Wegweiser begehrte nichts destoweniger die unverschämte Summe von zehn Dollars. Durch Vermittlung des alten Tati erhielt ich jedoch einen solchen für drei Dollars.

Die Fußpartien auf Taiti sind höchst beschwerlich, da man auf dieser unendlich wasserreichen Insel häufig durch Sandstrecken und Flüsse waten muß. Ich war dazu sehr zweckmäßig gekleidet; ich trug feste Männerschuhe, keine Strümpfe, Beinkleider und eine Blouse, die ich bis an die Hüften schürzte. So gerüstet trat ich am 7.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0178" n="171"/>
sich unter einen Baum und schwatzte mit den Nachbarn heiter und ruhig, wie wenn nichts vorgefallen wäre. In der Hütte saßen die weiblichen Verwandten und Nachbarinnen, die sich ebenfalls ganz gemüthlich unterhielten und dabei aßen und rauchten. Ich mußte mir die Gattin, die Kinder und Verwandten des Verstorbenen zeigen lassen; &#x2014; an ihrer Miene hätte ich sie nicht erkannt. Nach einiger Zeit erhoben sich die Stiefmutter und die Gattin, warfen sich über den Sarg und heulten eine halbe Stunde lang; doch merkte man wohl, daß es nicht von Herzen kam. Das Ding ging beständig aus einem und demselben Tone. Beide kehrten hierauf mit freundlicher Miene, mit trockenem Auge wieder an ihren Platz zurück und schienen das Gespräch dort fortzusetzen, wo sie es abgebrochen hatten. &#x2014; Am Strand wurde des Verstorbenen Piroge verbrannt.</p>
        <p>   Ich hatte genug gesehen und kehrte heim, um einige kleine Vorkehrungen für die morgige Partie nach dem Binnensee zu treffen. Man rechnet bis dahin 18 englische Meilen, und die Reise ist daher in zwei Tagen bequem hin und zurück zu machen. Ein Wegweiser begehrte nichts destoweniger die unverschämte Summe von zehn Dollars. Durch Vermittlung des alten Tati erhielt ich jedoch einen solchen für drei Dollars.</p>
        <p>   Die Fußpartien auf Taiti sind höchst beschwerlich, da man auf dieser unendlich wasserreichen Insel häufig durch Sandstrecken und Flüsse waten muß. Ich war dazu sehr zweckmäßig gekleidet; ich trug feste Männerschuhe, <hi rendition="#g">keine</hi> Strümpfe, Beinkleider und eine Blouse, die ich bis an die Hüften schürzte. So gerüstet trat ich am 7.
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[171/0178] sich unter einen Baum und schwatzte mit den Nachbarn heiter und ruhig, wie wenn nichts vorgefallen wäre. In der Hütte saßen die weiblichen Verwandten und Nachbarinnen, die sich ebenfalls ganz gemüthlich unterhielten und dabei aßen und rauchten. Ich mußte mir die Gattin, die Kinder und Verwandten des Verstorbenen zeigen lassen; — an ihrer Miene hätte ich sie nicht erkannt. Nach einiger Zeit erhoben sich die Stiefmutter und die Gattin, warfen sich über den Sarg und heulten eine halbe Stunde lang; doch merkte man wohl, daß es nicht von Herzen kam. Das Ding ging beständig aus einem und demselben Tone. Beide kehrten hierauf mit freundlicher Miene, mit trockenem Auge wieder an ihren Platz zurück und schienen das Gespräch dort fortzusetzen, wo sie es abgebrochen hatten. — Am Strand wurde des Verstorbenen Piroge verbrannt. Ich hatte genug gesehen und kehrte heim, um einige kleine Vorkehrungen für die morgige Partie nach dem Binnensee zu treffen. Man rechnet bis dahin 18 englische Meilen, und die Reise ist daher in zwei Tagen bequem hin und zurück zu machen. Ein Wegweiser begehrte nichts destoweniger die unverschämte Summe von zehn Dollars. Durch Vermittlung des alten Tati erhielt ich jedoch einen solchen für drei Dollars. Die Fußpartien auf Taiti sind höchst beschwerlich, da man auf dieser unendlich wasserreichen Insel häufig durch Sandstrecken und Flüsse waten muß. Ich war dazu sehr zweckmäßig gekleidet; ich trug feste Männerschuhe, keine Strümpfe, Beinkleider und eine Blouse, die ich bis an die Hüften schürzte. So gerüstet trat ich am 7.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/178
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 171. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/178>, abgerufen am 23.11.2024.