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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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sein, denn mehr als ein halbes Dutzend Mal mußten wir Flüsse und Bäche durchwaten.

Herr . . . . besaß zu Papara einige Ländereien nebst einem hölzernen Häuschen von vier Zimmern. Es war so gefällig, mich in seiner Behausung aufzunehmen.

Wir erfuhren hier den Tod eines der Söhne Tati's (welcher deren 21 gehabt hatte); der Sohn war schon seit 3 Tagen gestorben, und man erwartete nur den Vater, um jenem die letzte Ehre zu erweisen. -- Ich hatte zwar einen Ausflug nach dem Binnensee Vaihiria vorgehabt, verschob denselben aber, um den stattzufindenden Begräbnißfeierlichkeiten beizuwohnen. Am folgenden Morgen (6. Mai) besuchte ich die Hütte des Verstorbenen. Herr . . . . gab mir ein neues Sacktuch mit, um es dem Todten als Geschenk zu überbringen -- ein Gebrauch, den das taitische Volk aus seinem alten Glauben ins Christenthum mitgenommen hat. Diese Geschenke sollen den Geist des Todten beruhigen. Der Leichnam lag in einem schmalen Sarge auf einer niedern Bahre; beide waren mit einem weißen Laken überdeckt. Vor der Bahre hatte man zwei Strohmatten ausgebreitet, auf deren einer die Kleidungsstücke, das Trinkgefäß, Messer u. s. w. des Verstorbenen lagen, während auf der andern die Geschenke zur Schau gestellt waren. Letztere bildeten einen ganzen Haufen von Hemden, Pareos, Stücken Zeuges u. s. w. -- alles so neu und hübsch, daß man einen kleinen Kramladen ganz artig damit hätte ausstatten können.

Der alte Tati kam alsbald in der Hütte, hielt sich aber nur einige Augenblicke auf, da der Tode schon ganz abscheulich roch, und kehrte ins Freie zurück. Er setzte

sein, denn mehr als ein halbes Dutzend Mal mußten wir Flüsse und Bäche durchwaten.

Herr . . . . besaß zu Papara einige Ländereien nebst einem hölzernen Häuschen von vier Zimmern. Es war so gefällig, mich in seiner Behausung aufzunehmen.

Wir erfuhren hier den Tod eines der Söhne Tati’s (welcher deren 21 gehabt hatte); der Sohn war schon seit 3 Tagen gestorben, und man erwartete nur den Vater, um jenem die letzte Ehre zu erweisen. — Ich hatte zwar einen Ausflug nach dem Binnensee Vaihiria vorgehabt, verschob denselben aber, um den stattzufindenden Begräbnißfeierlichkeiten beizuwohnen. Am folgenden Morgen (6. Mai) besuchte ich die Hütte des Verstorbenen. Herr . . . . gab mir ein neues Sacktuch mit, um es dem Todten als Geschenk zu überbringen — ein Gebrauch, den das taitische Volk aus seinem alten Glauben ins Christenthum mitgenommen hat. Diese Geschenke sollen den Geist des Todten beruhigen. Der Leichnam lag in einem schmalen Sarge auf einer niedern Bahre; beide waren mit einem weißen Laken überdeckt. Vor der Bahre hatte man zwei Strohmatten ausgebreitet, auf deren einer die Kleidungsstücke, das Trinkgefäß, Messer u. s. w. des Verstorbenen lagen, während auf der andern die Geschenke zur Schau gestellt waren. Letztere bildeten einen ganzen Haufen von Hemden, Pareos, Stücken Zeuges u. s. w. — alles so neu und hübsch, daß man einen kleinen Kramladen ganz artig damit hätte ausstatten können.

Der alte Tati kam alsbald in der Hütte, hielt sich aber nur einige Augenblicke auf, da der Tode schon ganz abscheulich roch, und kehrte ins Freie zurück. Er setzte

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[170/0177] sein, denn mehr als ein halbes Dutzend Mal mußten wir Flüsse und Bäche durchwaten. Herr . . . . besaß zu Papara einige Ländereien nebst einem hölzernen Häuschen von vier Zimmern. Es war so gefällig, mich in seiner Behausung aufzunehmen. Wir erfuhren hier den Tod eines der Söhne Tati’s (welcher deren 21 gehabt hatte); der Sohn war schon seit 3 Tagen gestorben, und man erwartete nur den Vater, um jenem die letzte Ehre zu erweisen. — Ich hatte zwar einen Ausflug nach dem Binnensee Vaihiria vorgehabt, verschob denselben aber, um den stattzufindenden Begräbnißfeierlichkeiten beizuwohnen. Am folgenden Morgen (6. Mai) besuchte ich die Hütte des Verstorbenen. Herr . . . . gab mir ein neues Sacktuch mit, um es dem Todten als Geschenk zu überbringen — ein Gebrauch, den das taitische Volk aus seinem alten Glauben ins Christenthum mitgenommen hat. Diese Geschenke sollen den Geist des Todten beruhigen. Der Leichnam lag in einem schmalen Sarge auf einer niedern Bahre; beide waren mit einem weißen Laken überdeckt. Vor der Bahre hatte man zwei Strohmatten ausgebreitet, auf deren einer die Kleidungsstücke, das Trinkgefäß, Messer u. s. w. des Verstorbenen lagen, während auf der andern die Geschenke zur Schau gestellt waren. Letztere bildeten einen ganzen Haufen von Hemden, Pareos, Stücken Zeuges u. s. w. — alles so neu und hübsch, daß man einen kleinen Kramladen ganz artig damit hätte ausstatten können. Der alte Tati kam alsbald in der Hütte, hielt sich aber nur einige Augenblicke auf, da der Tode schon ganz abscheulich roch, und kehrte ins Freie zurück. Er setzte

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 170. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/177>, abgerufen am 27.04.2024.