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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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zum Voraus in seinem Plane, -- er schoß dem Flüchtlinge nach und streckte ihn todt zu Boden.

Höchst selten sieht man noch unvermischte Abkömmlinge der Ureinwohner*); mir kamen deren nur zwei zu Gesichte. Ich fand sie den Puris in Brasilien ziemlich ähnlich, nur daß sie nicht so kleine und häßlich geschlitzte Augen hatten. -- Sclaven gibt es in diesem Lande nicht.

Die Kleidung der Chilesen ist ganz europäisch, besonders die der Frauen. Die Männer tragen nur statt des Rockes häufig den Poncho, der aus zwei Tuch- oder Merinostreifen besteht, deren jeder ungefähr eine Elle breit und zwei Ellen lang ist. Diese werden zusammen genäht und man läßt nur in der Mitte eine Oeffnung, um den Kopf hindurch zu stecken. Das ganze Kleidungsstück reicht bis an die Hüften und hat ungefähr die Form eines viereckigen Mantelkragens. Man trägt diese Ponchos in allen Farben, grün, blau, hochroth u. s. w. Sie lassen sehr schön, besonders wenn sie, wie dieß bei Reichen und Wohlhabenden der Fall ist, ringsum mit Stickereien in farbiger Seide geziert sind.

Die Frauen tragen auf der Straße stets große Umschlagetücher, die sie in der Kirche über den Kopf ziehen.

Ich war nach Chili mit der Absicht gekommen, einige Wochen da zu verweilen, um auch nach der Hauptstadt des Landes Santiago einen Ausflug machen zu können, und wollte dann erst meine Reise weiter nach China fortsetzen.

*) So wie die jetzigen Brasilianer von der Portugiesen, stammen die Chilesen von den Spaniern.

zum Voraus in seinem Plane, — er schoß dem Flüchtlinge nach und streckte ihn todt zu Boden.

Höchst selten sieht man noch unvermischte Abkömmlinge der Ureinwohner*); mir kamen deren nur zwei zu Gesichte. Ich fand sie den Puris in Brasilien ziemlich ähnlich, nur daß sie nicht so kleine und häßlich geschlitzte Augen hatten. — Sclaven gibt es in diesem Lande nicht.

Die Kleidung der Chilesen ist ganz europäisch, besonders die der Frauen. Die Männer tragen nur statt des Rockes häufig den Poncho, der aus zwei Tuch- oder Merinostreifen besteht, deren jeder ungefähr eine Elle breit und zwei Ellen lang ist. Diese werden zusammen genäht und man läßt nur in der Mitte eine Oeffnung, um den Kopf hindurch zu stecken. Das ganze Kleidungsstück reicht bis an die Hüften und hat ungefähr die Form eines viereckigen Mantelkragens. Man trägt diese Ponchos in allen Farben, grün, blau, hochroth u. s. w. Sie lassen sehr schön, besonders wenn sie, wie dieß bei Reichen und Wohlhabenden der Fall ist, ringsum mit Stickereien in farbiger Seide geziert sind.

Die Frauen tragen auf der Straße stets große Umschlagetücher, die sie in der Kirche über den Kopf ziehen.

Ich war nach Chili mit der Absicht gekommen, einige Wochen da zu verweilen, um auch nach der Hauptstadt des Landes Santiago einen Ausflug machen zu können, und wollte dann erst meine Reise weiter nach China fortsetzen.

*) So wie die jetzigen Brasilianer von der Portugiesen, stammen die Chilesen von den Spaniern.
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[138/0145] zum Voraus in seinem Plane, — er schoß dem Flüchtlinge nach und streckte ihn todt zu Boden. Höchst selten sieht man noch unvermischte Abkömmlinge der Ureinwohner *); mir kamen deren nur zwei zu Gesichte. Ich fand sie den Puris in Brasilien ziemlich ähnlich, nur daß sie nicht so kleine und häßlich geschlitzte Augen hatten. — Sclaven gibt es in diesem Lande nicht. Die Kleidung der Chilesen ist ganz europäisch, besonders die der Frauen. Die Männer tragen nur statt des Rockes häufig den Poncho, der aus zwei Tuch- oder Merinostreifen besteht, deren jeder ungefähr eine Elle breit und zwei Ellen lang ist. Diese werden zusammen genäht und man läßt nur in der Mitte eine Oeffnung, um den Kopf hindurch zu stecken. Das ganze Kleidungsstück reicht bis an die Hüften und hat ungefähr die Form eines viereckigen Mantelkragens. Man trägt diese Ponchos in allen Farben, grün, blau, hochroth u. s. w. Sie lassen sehr schön, besonders wenn sie, wie dieß bei Reichen und Wohlhabenden der Fall ist, ringsum mit Stickereien in farbiger Seide geziert sind. Die Frauen tragen auf der Straße stets große Umschlagetücher, die sie in der Kirche über den Kopf ziehen. Ich war nach Chili mit der Absicht gekommen, einige Wochen da zu verweilen, um auch nach der Hauptstadt des Landes Santiago einen Ausflug machen zu können, und wollte dann erst meine Reise weiter nach China fortsetzen. *) So wie die jetzigen Brasilianer von der Portugiesen, stammen die Chilesen von den Spaniern.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 138. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/145>, abgerufen am 06.05.2024.