Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.Zuckerladung drang. Das Verdeck glich einem See, man mußte die großen Lucken am Bollwerke öffnen, um das Wasser schneller abzuleiten, und das Schiff selbst ließ in der Stunde bei zwei Zoll Wasser ein. Feuer konnte gar nicht angemacht werden: wir mußten uns mit Brod, Käse und rohem Schinken begnügen, welche Lebensmittel wir, auf der Erde kauernd, mit vieler Mühe zum Munde brachten. Das letzte Fäßchen Brennöl ward auch ein Opfer dieses Sturmes -- es hatte sich losgerissen und brach in Stücke. Der Kapitän war in großer Angst, daß wir mit der Beleuchtung des Kompasses nicht bis Valparaiso auslangen würden; alle Lampen im Schiffe wurden durch Kerzenlicht ersetzt und der kleine noch vorhandene Rest des Oeles für den Kompaß bewahrt. -- Trotz all diesen Unannehmlichkeiten blieben wir guten Muthes, und während des Sturmes selbst konnten wir uns kaum des Lachens enthalten über die komischen Stellungen, die jeder unwillkürlich annahm, wenn er einen Versuch machte, sich zu erheben. Die weitere Fahrt bis Valparaiso war ruhig, aber höchst unangenehm. Unser Kapitän wollte in Valparaiso einen glänzenden Einzug halten und den guten Leuten daselbst glauben machen, daß Sturm und Wogen seinem schönen Schiffe nichts anhaben konnten. Er ließ daher das ganze Schiff von oben bis unten mit Oelfarbe anstreichen, sogar die schmalen Thüren in den Kabinen blieben von dieser schrecklichen Malerei nicht verschont. -- Der Zimmermann hantirte nicht nur ganz mörderisch über unsern Köpfen, ach! er kam auch in die Kabinen und Zuckerladung drang. Das Verdeck glich einem See, man mußte die großen Lucken am Bollwerke öffnen, um das Wasser schneller abzuleiten, und das Schiff selbst ließ in der Stunde bei zwei Zoll Wasser ein. Feuer konnte gar nicht angemacht werden: wir mußten uns mit Brod, Käse und rohem Schinken begnügen, welche Lebensmittel wir, auf der Erde kauernd, mit vieler Mühe zum Munde brachten. Das letzte Fäßchen Brennöl ward auch ein Opfer dieses Sturmes — es hatte sich losgerissen und brach in Stücke. Der Kapitän war in großer Angst, daß wir mit der Beleuchtung des Kompasses nicht bis Valparaiso auslangen würden; alle Lampen im Schiffe wurden durch Kerzenlicht ersetzt und der kleine noch vorhandene Rest des Oeles für den Kompaß bewahrt. — Trotz all diesen Unannehmlichkeiten blieben wir guten Muthes, und während des Sturmes selbst konnten wir uns kaum des Lachens enthalten über die komischen Stellungen, die jeder unwillkürlich annahm, wenn er einen Versuch machte, sich zu erheben. Die weitere Fahrt bis Valparaiso war ruhig, aber höchst unangenehm. Unser Kapitän wollte in Valparaiso einen glänzenden Einzug halten und den guten Leuten daselbst glauben machen, daß Sturm und Wogen seinem schönen Schiffe nichts anhaben konnten. Er ließ daher das ganze Schiff von oben bis unten mit Oelfarbe anstreichen, sogar die schmalen Thüren in den Kabinen blieben von dieser schrecklichen Malerei nicht verschont. — Der Zimmermann hantirte nicht nur ganz mörderisch über unsern Köpfen, ach! er kam auch in die Kabinen und <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0137" n="130"/> Zuckerladung drang. Das Verdeck glich einem See, man mußte die großen Lucken am Bollwerke öffnen, um das Wasser schneller abzuleiten, und das Schiff selbst ließ in der Stunde bei zwei Zoll Wasser ein. Feuer konnte gar nicht angemacht werden: wir mußten uns mit Brod, Käse und rohem Schinken begnügen, welche Lebensmittel wir, auf der Erde kauernd, mit vieler Mühe zum Munde brachten.</p> <p> Das letzte Fäßchen Brennöl ward auch ein Opfer dieses Sturmes — es hatte sich losgerissen und brach in Stücke. Der Kapitän war in großer Angst, daß wir mit der Beleuchtung des Kompasses nicht bis <hi rendition="#aq">Valparaiso</hi> auslangen würden; alle Lampen im Schiffe wurden durch Kerzenlicht ersetzt und der kleine noch vorhandene Rest des Oeles für den Kompaß bewahrt. — Trotz all diesen Unannehmlichkeiten blieben wir guten Muthes, und während des Sturmes selbst konnten wir uns kaum des Lachens enthalten über die komischen Stellungen, die jeder unwillkürlich annahm, wenn er einen Versuch machte, sich zu erheben.</p> <p> Die weitere Fahrt bis Valparaiso war ruhig, aber höchst unangenehm. Unser Kapitän wollte in Valparaiso einen glänzenden Einzug halten und den guten Leuten daselbst glauben machen, daß Sturm und Wogen seinem schönen Schiffe nichts anhaben konnten. Er ließ daher das ganze Schiff von oben bis unten mit Oelfarbe anstreichen, sogar die schmalen Thüren in den Kabinen blieben von dieser schrecklichen Malerei nicht verschont. — Der Zimmermann hantirte nicht nur ganz mörderisch über unsern Köpfen, ach! er kam auch in die Kabinen und </p> </div> </body> </text> </TEI> [130/0137]
Zuckerladung drang. Das Verdeck glich einem See, man mußte die großen Lucken am Bollwerke öffnen, um das Wasser schneller abzuleiten, und das Schiff selbst ließ in der Stunde bei zwei Zoll Wasser ein. Feuer konnte gar nicht angemacht werden: wir mußten uns mit Brod, Käse und rohem Schinken begnügen, welche Lebensmittel wir, auf der Erde kauernd, mit vieler Mühe zum Munde brachten.
Das letzte Fäßchen Brennöl ward auch ein Opfer dieses Sturmes — es hatte sich losgerissen und brach in Stücke. Der Kapitän war in großer Angst, daß wir mit der Beleuchtung des Kompasses nicht bis Valparaiso auslangen würden; alle Lampen im Schiffe wurden durch Kerzenlicht ersetzt und der kleine noch vorhandene Rest des Oeles für den Kompaß bewahrt. — Trotz all diesen Unannehmlichkeiten blieben wir guten Muthes, und während des Sturmes selbst konnten wir uns kaum des Lachens enthalten über die komischen Stellungen, die jeder unwillkürlich annahm, wenn er einen Versuch machte, sich zu erheben.
Die weitere Fahrt bis Valparaiso war ruhig, aber höchst unangenehm. Unser Kapitän wollte in Valparaiso einen glänzenden Einzug halten und den guten Leuten daselbst glauben machen, daß Sturm und Wogen seinem schönen Schiffe nichts anhaben konnten. Er ließ daher das ganze Schiff von oben bis unten mit Oelfarbe anstreichen, sogar die schmalen Thüren in den Kabinen blieben von dieser schrecklichen Malerei nicht verschont. — Der Zimmermann hantirte nicht nur ganz mörderisch über unsern Köpfen, ach! er kam auch in die Kabinen und
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 130. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/137>, abgerufen am 03.07.2024. |