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Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

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bewegt sein soll. Auch wir machten diese Erfahrung; heftige Stürme trieben uns bis auf den 60. Breitengrad hinab, brachen den Topmast, der trotz der hochgehenden See aufgesetzt werden mußte, und warfen das Schiff der Art herum, daß wir oft nicht am Tische speisen konnten, sondern uns auf den Boden kauern und den Teller mit der Hand festhalten mußten. An einem dieser schönen Tage stürzte der Aufwärter mit der Kaffeekanne auf mich und übergoß mich mit ihrem heißen Inhalte; glücklicherweise kam nur ein ganz kleiner Theil auf meine Hände, und so war das Unglück nicht sehr groß.

Nach 14tägigem Kampfe mit Stürmen und Wogen, mit Regen und Kälte*) erreichten wir endlich die Höhe der Magellanstraße an der Westküste und hatten somit den gefährlichsten Theil der Reise hinter uns.

Wallfische und Albatrosse sahen wir während dieser 14 Tage sehr selten, schwimmende Eisberge gar nicht.

Wir dachten, nun ruhig auf der stillen See dahin zu schiffen, in festem Vertrauen auf ihren friedlichen Namen, es ging auch recht gut durch volle 3 Tage; dann aber in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar überfiel uns ein Sturm, der des atlantischen Oceans würdig gewesen wäre. Er hielt beinahe 24 Stunden an und raubte uns 4 Segel. Der größte Schaden erwuchs uns durch die fürchterlichen Wogen, die mit solcher Gewalt über das Schiff gingen, daß sich am Oberdecke ein Bret löste und Wasser in die

*) Der Thermometer sank bei Tage auf 6 -- 7, bei Nacht auf 1 -- 2 Grad über Null.

bewegt sein soll. Auch wir machten diese Erfahrung; heftige Stürme trieben uns bis auf den 60. Breitengrad hinab, brachen den Topmast, der trotz der hochgehenden See aufgesetzt werden mußte, und warfen das Schiff der Art herum, daß wir oft nicht am Tische speisen konnten, sondern uns auf den Boden kauern und den Teller mit der Hand festhalten mußten. An einem dieser schönen Tage stürzte der Aufwärter mit der Kaffeekanne auf mich und übergoß mich mit ihrem heißen Inhalte; glücklicherweise kam nur ein ganz kleiner Theil auf meine Hände, und so war das Unglück nicht sehr groß.

Nach 14tägigem Kampfe mit Stürmen und Wogen, mit Regen und Kälte*) erreichten wir endlich die Höhe der Magellanstraße an der Westküste und hatten somit den gefährlichsten Theil der Reise hinter uns.

Wallfische und Albatrosse sahen wir während dieser 14 Tage sehr selten, schwimmende Eisberge gar nicht.

Wir dachten, nun ruhig auf der stillen See dahin zu schiffen, in festem Vertrauen auf ihren friedlichen Namen, es ging auch recht gut durch volle 3 Tage; dann aber in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar überfiel uns ein Sturm, der des atlantischen Oceans würdig gewesen wäre. Er hielt beinahe 24 Stunden an und raubte uns 4 Segel. Der größte Schaden erwuchs uns durch die fürchterlichen Wogen, die mit solcher Gewalt über das Schiff gingen, daß sich am Oberdecke ein Bret löste und Wasser in die

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[129/0136] bewegt sein soll. Auch wir machten diese Erfahrung; heftige Stürme trieben uns bis auf den 60. Breitengrad hinab, brachen den Topmast, der trotz der hochgehenden See aufgesetzt werden mußte, und warfen das Schiff der Art herum, daß wir oft nicht am Tische speisen konnten, sondern uns auf den Boden kauern und den Teller mit der Hand festhalten mußten. An einem dieser schönen Tage stürzte der Aufwärter mit der Kaffeekanne auf mich und übergoß mich mit ihrem heißen Inhalte; glücklicherweise kam nur ein ganz kleiner Theil auf meine Hände, und so war das Unglück nicht sehr groß. Nach 14tägigem Kampfe mit Stürmen und Wogen, mit Regen und Kälte *) erreichten wir endlich die Höhe der Magellanstraße an der Westküste und hatten somit den gefährlichsten Theil der Reise hinter uns. Wallfische und Albatrosse sahen wir während dieser 14 Tage sehr selten, schwimmende Eisberge gar nicht. Wir dachten, nun ruhig auf der stillen See dahin zu schiffen, in festem Vertrauen auf ihren friedlichen Namen, es ging auch recht gut durch volle 3 Tage; dann aber in der Nacht vom 19. auf den 20. Februar überfiel uns ein Sturm, der des atlantischen Oceans würdig gewesen wäre. Er hielt beinahe 24 Stunden an und raubte uns 4 Segel. Der größte Schaden erwuchs uns durch die fürchterlichen Wogen, die mit solcher Gewalt über das Schiff gingen, daß sich am Oberdecke ein Bret löste und Wasser in die *) Der Thermometer sank bei Tage auf 6 — 7, bei Nacht auf 1 — 2 Grad über Null.

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Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/136>, abgerufen am 27.11.2024.