Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.herum. Dann stoben sie plötzlich auseinander, spannten die Bogen, legten die Pfeile auf und machten die Pantomine, als schössen sie dem fliehenden Feinde nach; dabei stießen sie fürchterlich durchdringende Töne aus, die im ganzen Walde wiederhallten; ich fuhr erschrocken empor denn ich glaubte wirklich von Feinden umzingelt, und ohne die geringste Hilfe und Stütze in ihre Gewalt gerathen zu sein; -- ich war herzlich froh, daß dieser gräßliche Siegestanz bald ein Ende hatte. Als ich mich dann zur Ruhe begab und nach und nach alles stille um mich ward, befiel mich eine Angst anderer Art; ich dachte der vielen wilden Thiere, der schrecklichen Schlangen, die vielleicht ganz nahe um uns hausen möchten und des offnen, schutzlosen Obdaches, unter welchem ich die Nacht zubringen mußte. Lange hielt mich diese Furcht wach und oft vermeinte ich, die Blätter rauschen zu hören, wie wenn sich eines der gefürchteten Thiere Bahn bräche. Endlich aber forderte der ermüdete Körper dennoch seine Rechte, ich stützte den Kopf auf den hölzernen Block und tröstete mich mit dem Gedanken, daß es mit der Gefahr doch nicht so arg beschaffen sein möge, als uns manche Reisende glauben machen wollen; -- wie wäre es denn sonst möglich, daß die Wilden so unbekümmert und so ganz ohne Vorkehrungen in ihren offnen Hütten wohnten. Am 12. Oktober. Morgens nahm ich Abschied von den Wilden und beschenkte sie mit verschiedenem Bronce-Schmuck, über welchen sie so entzückt waren, daß sie mir alles anboten, was sie besaßen. Ich nahm einen herum. Dann stoben sie plötzlich auseinander, spannten die Bogen, legten die Pfeile auf und machten die Pantomine, als schössen sie dem fliehenden Feinde nach; dabei stießen sie fürchterlich durchdringende Töne aus, die im ganzen Walde wiederhallten; ich fuhr erschrocken empor denn ich glaubte wirklich von Feinden umzingelt, und ohne die geringste Hilfe und Stütze in ihre Gewalt gerathen zu sein; — ich war herzlich froh, daß dieser gräßliche Siegestanz bald ein Ende hatte. Als ich mich dann zur Ruhe begab und nach und nach alles stille um mich ward, befiel mich eine Angst anderer Art; ich dachte der vielen wilden Thiere, der schrecklichen Schlangen, die vielleicht ganz nahe um uns hausen möchten und des offnen, schutzlosen Obdaches, unter welchem ich die Nacht zubringen mußte. Lange hielt mich diese Furcht wach und oft vermeinte ich, die Blätter rauschen zu hören, wie wenn sich eines der gefürchteten Thiere Bahn bräche. Endlich aber forderte der ermüdete Körper dennoch seine Rechte, ich stützte den Kopf auf den hölzernen Block und tröstete mich mit dem Gedanken, daß es mit der Gefahr doch nicht so arg beschaffen sein möge, als uns manche Reisende glauben machen wollen; — wie wäre es denn sonst möglich, daß die Wilden so unbekümmert und so ganz ohne Vorkehrungen in ihren offnen Hütten wohnten. Am 12. Oktober. Morgens nahm ich Abschied von den Wilden und beschenkte sie mit verschiedenem Bronce-Schmuck, über welchen sie so entzückt waren, daß sie mir alles anboten, was sie besaßen. Ich nahm einen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0113" n="106"/> herum. Dann stoben sie plötzlich auseinander, spannten die Bogen, legten die Pfeile auf und machten die Pantomine, als schössen sie dem fliehenden Feinde nach; dabei stießen sie fürchterlich durchdringende Töne aus, die im ganzen Walde wiederhallten; ich fuhr erschrocken empor denn ich glaubte wirklich von Feinden umzingelt, und ohne die geringste Hilfe und Stütze in ihre Gewalt gerathen zu sein; — ich war herzlich froh, daß dieser gräßliche Siegestanz bald ein Ende hatte.</p> <p> Als ich mich dann zur Ruhe begab und nach und nach alles stille um mich ward, befiel mich eine Angst anderer Art; ich dachte der vielen wilden Thiere, der schrecklichen Schlangen, die vielleicht ganz nahe um uns hausen möchten und des offnen, schutzlosen Obdaches, unter welchem ich die Nacht zubringen mußte. Lange hielt mich diese Furcht wach und oft vermeinte ich, die Blätter rauschen zu hören, wie wenn sich eines der gefürchteten Thiere Bahn bräche. Endlich aber forderte der ermüdete Körper dennoch seine Rechte, ich stützte den Kopf auf den hölzernen Block und tröstete mich mit dem Gedanken, daß es mit der Gefahr doch nicht so arg beschaffen sein möge, als uns manche Reisende glauben machen wollen; — wie wäre es denn sonst möglich, daß die Wilden so unbekümmert und so ganz ohne Vorkehrungen in ihren offnen Hütten wohnten.</p> <p> Am 12. Oktober. Morgens nahm ich Abschied von den Wilden und beschenkte sie mit verschiedenem Bronce-Schmuck, über welchen sie so entzückt waren, daß sie mir alles anboten, was sie besaßen. Ich nahm einen </p> </div> </body> </text> </TEI> [106/0113]
herum. Dann stoben sie plötzlich auseinander, spannten die Bogen, legten die Pfeile auf und machten die Pantomine, als schössen sie dem fliehenden Feinde nach; dabei stießen sie fürchterlich durchdringende Töne aus, die im ganzen Walde wiederhallten; ich fuhr erschrocken empor denn ich glaubte wirklich von Feinden umzingelt, und ohne die geringste Hilfe und Stütze in ihre Gewalt gerathen zu sein; — ich war herzlich froh, daß dieser gräßliche Siegestanz bald ein Ende hatte.
Als ich mich dann zur Ruhe begab und nach und nach alles stille um mich ward, befiel mich eine Angst anderer Art; ich dachte der vielen wilden Thiere, der schrecklichen Schlangen, die vielleicht ganz nahe um uns hausen möchten und des offnen, schutzlosen Obdaches, unter welchem ich die Nacht zubringen mußte. Lange hielt mich diese Furcht wach und oft vermeinte ich, die Blätter rauschen zu hören, wie wenn sich eines der gefürchteten Thiere Bahn bräche. Endlich aber forderte der ermüdete Körper dennoch seine Rechte, ich stützte den Kopf auf den hölzernen Block und tröstete mich mit dem Gedanken, daß es mit der Gefahr doch nicht so arg beschaffen sein möge, als uns manche Reisende glauben machen wollen; — wie wäre es denn sonst möglich, daß die Wilden so unbekümmert und so ganz ohne Vorkehrungen in ihren offnen Hütten wohnten.
Am 12. Oktober. Morgens nahm ich Abschied von den Wilden und beschenkte sie mit verschiedenem Bronce-Schmuck, über welchen sie so entzückt waren, daß sie mir alles anboten, was sie besaßen. Ich nahm einen
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Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/113>, abgerufen am 22.07.2024. |