Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.mochten mich deshalb für eine gar gelehrte Person halten und maßen mir als solcher auch medizinische Kenntnisse bei. Sie erbaten sich meinen Rath für verschiedene Krankheitsfälle -- da gab es Ohrenstechen, Hautausschläge und bei den Kindern bedeutende Scrophelanlagen u.s.w. Ich verordnete lauwarme Bäder, Waschungen, Oel- und Seifen-Einreibungen -- und wollte Gott, daß das alles wirklich geholfen hat. Am 11. Oktober ging ich, in Begleitung einer Negerin und eines Puri, in die Wälder, um die Indianer aufzusuchen. Wir arbeiteten uns theilweise mit vieler Mühe durch das Dickicht und fanden auch wieder schmale Steige, auf welchen sich die Wanderung etwas leichter fortsetzen ließ. Nach ungefähr 8 Stunden stießen wir auf einige Puris, die uns zu ihren nahen Hütten führten. Hier traf ich die größte Dürftigkeit, das größte Elend! -- Ich hatte auf meinen Reisen schon manche Bilder der Armuth gesehen, doch nirgends in solcher Weise. Auf einem kleinen Raume unter hohen Bäumen waren fünf Hütten oder eigentlich Laubdächer (bei 18 Fuß lang und 12 Fuß breit), aufgeschlagen. Vier Stangen in die Erde gesteckt, daran eine Querstange, bildeten das Gerippe, -- große Palmblätter, zwischen welchen der Regen ganz bequem eindringen konnte, das Dach. Auf drei Seiten war die Laube ganz offen. Im Innern hingen ein Paar Hängematten und auf der Erde glomm etwas Feuer und Asche, in welcher einige Wurzeln, Maiskolben und Bananen geröstet wurden. In einem Winkelchen unter dem Dache war ein kleiner Vorrath dieser Lebensmittel mochten mich deshalb für eine gar gelehrte Person halten und maßen mir als solcher auch medizinische Kenntnisse bei. Sie erbaten sich meinen Rath für verschiedene Krankheitsfälle — da gab es Ohrenstechen, Hautausschläge und bei den Kindern bedeutende Scrophelanlagen u.s.w. Ich verordnete lauwarme Bäder, Waschungen, Oel- und Seifen-Einreibungen — und wollte Gott, daß das alles wirklich geholfen hat. Am 11. Oktober ging ich, in Begleitung einer Negerin und eines Puri, in die Wälder, um die Indianer aufzusuchen. Wir arbeiteten uns theilweise mit vieler Mühe durch das Dickicht und fanden auch wieder schmale Steige, auf welchen sich die Wanderung etwas leichter fortsetzen ließ. Nach ungefähr 8 Stunden stießen wir auf einige Puris, die uns zu ihren nahen Hütten führten. Hier traf ich die größte Dürftigkeit, das größte Elend! — Ich hatte auf meinen Reisen schon manche Bilder der Armuth gesehen, doch nirgends in solcher Weise. Auf einem kleinen Raume unter hohen Bäumen waren fünf Hütten oder eigentlich Laubdächer (bei 18 Fuß lang und 12 Fuß breit), aufgeschlagen. Vier Stangen in die Erde gesteckt, daran eine Querstange, bildeten das Gerippe, — große Palmblätter, zwischen welchen der Regen ganz bequem eindringen konnte, das Dach. Auf drei Seiten war die Laube ganz offen. Im Innern hingen ein Paar Hängematten und auf der Erde glomm etwas Feuer und Asche, in welcher einige Wurzeln, Maiskolben und Bananen geröstet wurden. In einem Winkelchen unter dem Dache war ein kleiner Vorrath dieser Lebensmittel <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0107" n="100"/> mochten mich deshalb für eine gar gelehrte Person halten und maßen mir als solcher auch medizinische Kenntnisse bei. Sie erbaten sich meinen Rath für verschiedene Krankheitsfälle — da gab es Ohrenstechen, Hautausschläge und bei den Kindern bedeutende Scrophelanlagen u.s.w. Ich verordnete lauwarme Bäder, Waschungen, Oel- und Seifen-Einreibungen — und wollte Gott, daß das alles wirklich geholfen hat.</p> <p> Am 11. Oktober ging ich, in Begleitung einer Negerin und eines Puri, in die Wälder, um die Indianer aufzusuchen. Wir arbeiteten uns theilweise mit vieler Mühe durch das Dickicht und fanden auch wieder schmale Steige, auf welchen sich die Wanderung etwas leichter fortsetzen ließ. Nach ungefähr 8 Stunden stießen wir auf einige Puris, die uns zu ihren nahen Hütten führten.</p> <p> Hier traf ich die größte Dürftigkeit, das größte Elend! — Ich hatte auf meinen Reisen schon manche Bilder der Armuth gesehen, doch nirgends in solcher Weise.</p> <p> Auf einem kleinen Raume unter hohen Bäumen waren fünf Hütten oder eigentlich Laubdächer (bei 18 Fuß lang und 12 Fuß breit), aufgeschlagen. Vier Stangen in die Erde gesteckt, daran eine Querstange, bildeten das Gerippe, — große Palmblätter, zwischen welchen der Regen ganz bequem eindringen konnte, das Dach. Auf drei Seiten war die Laube ganz offen. Im Innern hingen ein Paar Hängematten und auf der Erde glomm etwas Feuer und Asche, in welcher einige Wurzeln, Maiskolben und Bananen geröstet wurden. In einem Winkelchen unter dem Dache war ein kleiner Vorrath dieser Lebensmittel </p> </div> </body> </text> </TEI> [100/0107]
mochten mich deshalb für eine gar gelehrte Person halten und maßen mir als solcher auch medizinische Kenntnisse bei. Sie erbaten sich meinen Rath für verschiedene Krankheitsfälle — da gab es Ohrenstechen, Hautausschläge und bei den Kindern bedeutende Scrophelanlagen u.s.w. Ich verordnete lauwarme Bäder, Waschungen, Oel- und Seifen-Einreibungen — und wollte Gott, daß das alles wirklich geholfen hat.
Am 11. Oktober ging ich, in Begleitung einer Negerin und eines Puri, in die Wälder, um die Indianer aufzusuchen. Wir arbeiteten uns theilweise mit vieler Mühe durch das Dickicht und fanden auch wieder schmale Steige, auf welchen sich die Wanderung etwas leichter fortsetzen ließ. Nach ungefähr 8 Stunden stießen wir auf einige Puris, die uns zu ihren nahen Hütten führten.
Hier traf ich die größte Dürftigkeit, das größte Elend! — Ich hatte auf meinen Reisen schon manche Bilder der Armuth gesehen, doch nirgends in solcher Weise.
Auf einem kleinen Raume unter hohen Bäumen waren fünf Hütten oder eigentlich Laubdächer (bei 18 Fuß lang und 12 Fuß breit), aufgeschlagen. Vier Stangen in die Erde gesteckt, daran eine Querstange, bildeten das Gerippe, — große Palmblätter, zwischen welchen der Regen ganz bequem eindringen konnte, das Dach. Auf drei Seiten war die Laube ganz offen. Im Innern hingen ein Paar Hängematten und auf der Erde glomm etwas Feuer und Asche, in welcher einige Wurzeln, Maiskolben und Bananen geröstet wurden. In einem Winkelchen unter dem Dache war ein kleiner Vorrath dieser Lebensmittel
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/107 |
Zitationshilfe: | Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/107>, abgerufen am 22.07.2024. |