Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850.

Bild:
<< vorherige Seite

gehalten, neben dem Kahrne schwimmen mußten und demselben häufig so nahe kamen, daß ich jeden Augenblick besorgte, er würde umgestürzt werden.

Nachdem wir an 3 Leguas zurückgelegt hatten, erreichten wir die letzte Niederlassung der Weißen*). Auf einem freien Platze, der mit Mühe dem Urwald abgerungen war, stand ein ziemlich großes, hölzernes Haus, umgeben von einigen elenden Hütten; das Haus diente den Weißen, die Hütten ihren Sclaven zum Aufenthalte. Ein Brief, den ich vom Pfarrer mitbrachte, verschaffte mir gute Aufnahme.

Die Wirthschaft in dieser Ansiedlung war der Art, daß ich schon hier wähnte, mich unter Wilden zu befinden.

Das große Haus enthielt eine Vorhalle, von welcher man in vier Zimmer gelangte, deren jedes von einer weißen Familie bewohnt war. Die ganze Einrichtung dieser Zimmer bestand aus einigen Hängmatten und Strohdecken. Die Inwohner kauerten auf dem Boden und spielten mit den Kindern oder halfen sich gegenseitig vom Ungeziefer befreien. Die Küche stieß unmittelbar an das Haus und glich einer sehr großen, durchlöcherten Scheuer; auf einem Herde, der beinahe die Länge der Scheuer einnahm, brannten viele Feuer; darüber hingen kleine Kessel und an den Seiten waren hölzerne Spieße befestiget, an welchen einige Stücke Fleisch theils vom Feuer, theils vom

*) Unter den "Weißen" versteht man nicht nur neu eingewanderte Europäer, sondern auch die seit Jahrhunderten angesiedelten Portugiesen.

gehalten, neben dem Kahrne schwimmen mußten und demselben häufig so nahe kamen, daß ich jeden Augenblick besorgte, er würde umgestürzt werden.

Nachdem wir an 3 Leguas zurückgelegt hatten, erreichten wir die letzte Niederlassung der Weißen*). Auf einem freien Platze, der mit Mühe dem Urwald abgerungen war, stand ein ziemlich großes, hölzernes Haus, umgeben von einigen elenden Hütten; das Haus diente den Weißen, die Hütten ihren Sclaven zum Aufenthalte. Ein Brief, den ich vom Pfarrer mitbrachte, verschaffte mir gute Aufnahme.

Die Wirthschaft in dieser Ansiedlung war der Art, daß ich schon hier wähnte, mich unter Wilden zu befinden.

Das große Haus enthielt eine Vorhalle, von welcher man in vier Zimmer gelangte, deren jedes von einer weißen Familie bewohnt war. Die ganze Einrichtung dieser Zimmer bestand aus einigen Hängmatten und Strohdecken. Die Inwohner kauerten auf dem Boden und spielten mit den Kindern oder halfen sich gegenseitig vom Ungeziefer befreien. Die Küche stieß unmittelbar an das Haus und glich einer sehr großen, durchlöcherten Scheuer; auf einem Herde, der beinahe die Länge der Scheuer einnahm, brannten viele Feuer; darüber hingen kleine Kessel und an den Seiten waren hölzerne Spieße befestiget, an welchen einige Stücke Fleisch theils vom Feuer, theils vom

*) Unter den „Weißen“ versteht man nicht nur neu eingewanderte Europäer, sondern auch die seit Jahrhunderten angesiedelten Portugiesen.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0104" n="97"/>
gehalten, neben dem Kahrne schwimmen mußten und demselben häufig so nahe kamen, daß ich jeden Augenblick besorgte, er würde umgestürzt werden.</p>
        <p>   Nachdem wir an 3 Leguas zurückgelegt hatten, erreichten wir die letzte Niederlassung der Weißen<note place="foot" n="*)">Unter den &#x201E;Weißen&#x201C; versteht man nicht nur neu eingewanderte Europäer, sondern auch die seit Jahrhunderten angesiedelten Portugiesen.</note>. Auf einem freien Platze, der mit Mühe dem Urwald abgerungen war, stand ein ziemlich großes, hölzernes Haus, umgeben von einigen elenden Hütten; das Haus diente den Weißen, die Hütten ihren Sclaven zum Aufenthalte. Ein Brief, den ich vom Pfarrer mitbrachte, verschaffte mir gute Aufnahme.</p>
        <p>   Die Wirthschaft in dieser Ansiedlung war der Art, daß ich schon hier wähnte, mich unter Wilden zu befinden.</p>
        <p>   Das große Haus enthielt eine Vorhalle, von welcher man in vier Zimmer gelangte, deren jedes von einer weißen Familie bewohnt war. Die ganze Einrichtung dieser Zimmer bestand aus einigen Hängmatten und Strohdecken. Die Inwohner kauerten auf dem Boden und spielten mit den Kindern oder halfen sich gegenseitig vom Ungeziefer befreien. Die Küche stieß unmittelbar an das Haus und glich einer sehr großen, durchlöcherten Scheuer; auf einem Herde, der beinahe die Länge der Scheuer einnahm, brannten viele Feuer; darüber hingen kleine Kessel und an den Seiten waren hölzerne Spieße befestiget, an welchen einige Stücke Fleisch theils vom Feuer, theils vom
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[97/0104] gehalten, neben dem Kahrne schwimmen mußten und demselben häufig so nahe kamen, daß ich jeden Augenblick besorgte, er würde umgestürzt werden. Nachdem wir an 3 Leguas zurückgelegt hatten, erreichten wir die letzte Niederlassung der Weißen *). Auf einem freien Platze, der mit Mühe dem Urwald abgerungen war, stand ein ziemlich großes, hölzernes Haus, umgeben von einigen elenden Hütten; das Haus diente den Weißen, die Hütten ihren Sclaven zum Aufenthalte. Ein Brief, den ich vom Pfarrer mitbrachte, verschaffte mir gute Aufnahme. Die Wirthschaft in dieser Ansiedlung war der Art, daß ich schon hier wähnte, mich unter Wilden zu befinden. Das große Haus enthielt eine Vorhalle, von welcher man in vier Zimmer gelangte, deren jedes von einer weißen Familie bewohnt war. Die ganze Einrichtung dieser Zimmer bestand aus einigen Hängmatten und Strohdecken. Die Inwohner kauerten auf dem Boden und spielten mit den Kindern oder halfen sich gegenseitig vom Ungeziefer befreien. Die Küche stieß unmittelbar an das Haus und glich einer sehr großen, durchlöcherten Scheuer; auf einem Herde, der beinahe die Länge der Scheuer einnahm, brannten viele Feuer; darüber hingen kleine Kessel und an den Seiten waren hölzerne Spieße befestiget, an welchen einige Stücke Fleisch theils vom Feuer, theils vom *) Unter den „Weißen“ versteht man nicht nur neu eingewanderte Europäer, sondern auch die seit Jahrhunderten angesiedelten Portugiesen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Sophie: A digital library of works by german-speaking women: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-06-28T07:11:29Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Frederike Neuber: Bearbeitung der digitalen Edition (2013-06-28T07:11:29Z)
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-06-28T07:11:29Z)

Weitere Informationen:

  • I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert
  • langes s (ſ): als s transkribiert
  • rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert
  • Silbentrennung: aufgelöst
  • Zeilenumbrüche markiert: nein
  • Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.) sind nicht konsequent wie in der Vorlage gekennzeichnet



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/104
Zitationshilfe: Pfeiffer, Ida: Eine Frauenfahrt um die Welt, Band 1. Wien, 1850, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pfeiffer_frauenfahrt01_1850/104>, abgerufen am 23.11.2024.