ppe_508.001 oder des Zerrissenen wurden gleichfalls in eigenen Kapiteln der Soziologie ppe_508.002 als typische Zeiterscheinungen behandelt. Ebenso hat Paul ppe_508.003 Hoffmann auf Grund einer Analyse des Mönches Notker den ppe_508.004 deutschen Menschen des Mittelalters als Zeittypus zu entwickeln gesucht. ppe_508.005 Das Bemühen, den deutschen Menschen überhaupt als Typus ppe_508.006 im europäischen Raum zu erfassen, geht noch weiter. Schon Arthur ppe_508.007 Moeller van den Bruck hat in seinen, unter dem Titel "Die Deutschen" ppe_508.008 zusammengefaßten Essaysammlungen aus den Gruppen der verirrten, ppe_508.009 führenden, verschwärmten, gestaltenden, scheiternden, entscheidenden ppe_508.010 Deutschen, deren typische Schicksale er zusammenstellt, einen ppe_508.011 Beitrag zum Gesamtbild des deutschen Menschen gewinnen wollen.
ppe_508.012 Aber alle diese Monographien, seien sie von psychologischer, ppe_508.013 geistesgeschichtlicher oder kulturgeschichtlicher Einstellung, vermögen ppe_508.014 vom Einzelnen nicht zum Ganzen zu führen. Indem sie dichterische ppe_508.015 Selbstzeugnisse und Selbstgestaltungen neben Bekenntnissen ppe_508.016 und Handlungen anderer Art als Schlüssel benutzen, um in menschliche ppe_508.017 Wesensformen einzudringen, lassen sie die künstlerische Entfaltung ppe_508.018 der Dichtung unbeachtet; sie benutzen literarhistorisches Material, ppe_508.019 aber in ihrer Zielsetzung entfernen sie sich von der Literaturgeschichte. ppe_508.020 Selbst wenn sie dazu beitragen, bestimmte Dichtertypen ppe_508.021 zu analysieren, führen sie zu Spielarten der Dichtkunst hin, aber ppe_508.022 nicht zum Ganzen der Dichtung.
ppe_508.023
3. Dichtung und Dichtkunst
ppe_508.024
a) Unterscheidung
ppe_508.025 Indem wir die Abstraktion "Dichtkunst", der sowohl die Gattungen ppe_508.026 als die Dichtertypen unterzuordnen sind, neben die konkretere ppe_508.027 Tatsache der "Dichtung" stellen, nehmen wir aufs neue den ppe_508.028 Unterschied zwischen Analyse und Synthese auf.
ppe_508.029 Dichtung ist immer ein Gewordenes, ein synthetisches Ganzes, ppe_508.030 sei es, daß sie als künstliche Schöpfung der Wahrheit gegenübergestellt ppe_508.031 wird wie im Titel von Goethes Lebensbeschreibung oder der ppe_508.032 Geschichte, von deren Überlieferung sie sich befreit, oder den Lebensproblemen, ppe_508.033 die in ihr Gestaltung fanden, oder endlich der Wissenschaft, ppe_508.034 zu deren Forschungsgegenstand sie gemacht werden kann. ppe_508.035 Wir sprechen von der Dichtung Nürnbergs oder Berlins, von der ppe_508.036 elisabethanischen oder victorianischen, von der des jungen Deutschland ppe_508.037 oder des Biedermeier, von höfischer oder bürgerlicher, von ppe_508.038 japanischer oder amerikanischer, von der der Gegenreformation, des
ppe_508.001 oder des Zerrissenen wurden gleichfalls in eigenen Kapiteln der Soziologie ppe_508.002 als typische Zeiterscheinungen behandelt. Ebenso hat Paul ppe_508.003 Hoffmann auf Grund einer Analyse des Mönches Notker den ppe_508.004 deutschen Menschen des Mittelalters als Zeittypus zu entwickeln gesucht. ppe_508.005 Das Bemühen, den deutschen Menschen überhaupt als Typus ppe_508.006 im europäischen Raum zu erfassen, geht noch weiter. Schon Arthur ppe_508.007 Moeller van den Bruck hat in seinen, unter dem Titel „Die Deutschen“ ppe_508.008 zusammengefaßten Essaysammlungen aus den Gruppen der verirrten, ppe_508.009 führenden, verschwärmten, gestaltenden, scheiternden, entscheidenden ppe_508.010 Deutschen, deren typische Schicksale er zusammenstellt, einen ppe_508.011 Beitrag zum Gesamtbild des deutschen Menschen gewinnen wollen.
ppe_508.012 Aber alle diese Monographien, seien sie von psychologischer, ppe_508.013 geistesgeschichtlicher oder kulturgeschichtlicher Einstellung, vermögen ppe_508.014 vom Einzelnen nicht zum Ganzen zu führen. Indem sie dichterische ppe_508.015 Selbstzeugnisse und Selbstgestaltungen neben Bekenntnissen ppe_508.016 und Handlungen anderer Art als Schlüssel benutzen, um in menschliche ppe_508.017 Wesensformen einzudringen, lassen sie die künstlerische Entfaltung ppe_508.018 der Dichtung unbeachtet; sie benutzen literarhistorisches Material, ppe_508.019 aber in ihrer Zielsetzung entfernen sie sich von der Literaturgeschichte. ppe_508.020 Selbst wenn sie dazu beitragen, bestimmte Dichtertypen ppe_508.021 zu analysieren, führen sie zu Spielarten der Dichtkunst hin, aber ppe_508.022 nicht zum Ganzen der Dichtung.
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 508. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/532>, abgerufen am 22.11.2024.
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