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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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harmoniert die Entfaltung des Ich mit Assimiliation der Lebenseindrücke.

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Literarhistorische Beispiele für das Nebeneinanderbestehen dieser ppe_493.004
drei Typen werden wir am besten in der Zeit der beginnenden ppe_493.005
deutschen Klassik und der vorausgehenden Sturm- und Drangbewegung ppe_493.006
finden. Soll zur Ergänzung der bisher aus Roman und ppe_493.007
Lyrik gegebenen Proben auch einmal das Drama Berücksichtigung ppe_493.008
finden, so ist es natürlich weit schwerer, auf motivgleiche Gegenbilder ppe_493.009
zu kommen, die im kleinen Ausschnitt bereits eine Veranschaulichung ppe_493.010
des ganzen Unterschiedes ermöglichen. Eine günstige Gelegenheit ppe_493.011
bieten die zwei Rivalen Klinger und Leisewitz, deren Bruderzwistdramen ppe_493.012
zu gleicher Zeit völlig unabhängig voneinander entstanden ppe_493.013
und bei dem Hamburger Ausschreiben 1776 in Wettbewerb traten. ppe_493.014
Beide Stücke gipfeln im Brudermord und im Gericht des Vaters, der ppe_493.015
sein eigenes Geschlecht auslöschen muß, indem er selbst das Urteil ppe_493.016
über den Mörder vollzieht. Der Unterschied liegt darin, daß bei ppe_493.017
Leisewitz als Motiv der tragischen Verkettung die Liebe zu demselben ppe_493.018
Mädchen vorherrscht, während bei Klinger außerdem das strittige ppe_493.019
Recht der Erstgeburt die ungeheuerliche Tat des Zurückgesetzten erklärt. ppe_493.020
Wichtiger für den Vergleich ist der Umstand, daß Leisewitz ppe_493.021
mit ganzer Sympathie auf der Seite des Ermordeten steht, während ppe_493.022
Klinger sich in die Rolle des Mörders einlebt und seine Tat durch ppe_493.023
unbändiges Temperament, kraftstrotzende Wildheit und die unerträgliche ppe_493.024
Benachteiligung verständlich macht. Das kann schon expressionistisch ppe_493.025
genannt werden, wenn widernatürliches Handeln als Ausbruch ppe_493.026
der eigenen Natur zu erklären ist. Man darf also sagen, daß ppe_493.027
Leisewitz in seinem Helden Julius, Klinger dagegen, der "Löwenblutsäufer", ppe_493.028
wie er genannt wurde, in der Kraftnatur des Guelfo sich ppe_493.029
selbst ausspricht. Es mögen demnach die zwei Liebesszenen einander ppe_493.030
gegenübergestellt werden, in deren einer Julius seine ihm vorenthaltene ppe_493.031
Geliebte im Kloster aufsucht, während in der andern Guelfo ppe_493.032
die Braut des Bruders, die dieser eben heimgeführt hat, gewaltsam ppe_493.033
in die Arme schließt.

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Julius von Tarent II 2

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Blanca: Lassen Sie mich, hören ppe_493.036
Sie, die Glocke zur Hora läutet.

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Julius: Aber ein Andenken deines ppe_493.038
itzigen Standes mußt du mir geben. (Er ppe_493.039
nimmt ihr den Rosenkranz von der ppe_493.040
Seite.) Pfand der klösterlichen Liebe, ppe_493.041
wie will ich dich schätzen -- Mir für

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Die Zwillinge II 5

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Kamilla: Stehn Sie auf! Wir können ppe_493.103
uns unmöglich wiedersehen, das ich ppe_493.104
doch wollte.

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Guelfo: Das war Kamilla! Da entquillt ppe_493.106
ihren Lippen Erquickung, daß ppe_493.107
sich Ritter Guelfo aufrichten kann! Oh, ppe_493.108
Kamilla kann einen aus Todesschlaf[Ende Spaltensatz]

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 493. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/517>, abgerufen am 22.11.2024.