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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Wenn Nachwirkung und Geltung, Dauer und Wert des Dichters als ppe_485.002
seine eigentliche Existenz bezeichnet werden kann, so soll deshalb das ppe_485.003
Werden aus Samen, Wurzel und Wachstum ebensowenig unbeachtet ppe_485.004
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sich vorbereitet. Die Erscheinung jedes Dichters richtet ihren Blick ppe_485.006
auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er ist Glied einer unendlichen ppe_485.007
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größeren, ja in dem größten Zusammenhang auf.

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Es kann aber zu einer neuen Vereinzelung kommen, die allerdings ppe_485.010
nur scheinbar ist und partiell genannt werden muß, weil sie zwischen ppe_485.011
Einheit und Vielheit vermittelt. Dies tritt, wie oben schon angedeutet ppe_485.012
ist, dann ein, sobald von der Individualität des Dichters abgesehen ppe_485.013
wird und er als Typus erscheint. Er kann als repräsentativer Vertreter ppe_485.014
seines rassischen Erbteils, seiner psychologischen Anlage, seiner ppe_485.015
Volks- und Stammesart, seiner Generation, seiner Gesellschaft, seiner ppe_485.016
Geistesrichtung, seiner Stilform eingeführt werden. Dann steht der ppe_485.017
einzelne für viele, die in bedeutenden Wesenszügen ihm gleich sind; ppe_485.018
er wird aus dieser Gruppe als Stimmführer herausgenommen. Der ppe_485.019
Dichtertypus gleicht dann dem künstlerischen Symbol, indem seine ppe_485.020
Existenz eine ganze Kategorie versinnbildlicht, und diese Kategorie ppe_485.021
gleicht wiederum der Dichtungsgattung, die sich am einzelnen Werk ppe_485.022
veranschaulichen läßt.

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Die Gleichheit, die eine Voraussetzung alles Typischen ist, läßt sich ppe_485.024
entweder auf räumliche Gemeinschaft zurückführen, wie bei Rasse, ppe_485.025
Volk und Stamm, oder auf zeitliche Zusammengehörigkeit, wie bei ppe_485.026
Generation und Zeitgeist. Oder es tritt ein räumlich-zeitliches Zusammenwirken ppe_485.027
in Kraft. So bei der Gesellschaft, die zugleich eine ppe_485.028
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Erscheinung darstellt; so beim Geist, der Nationen und Zeitalter, ppe_485.030
räumlichen und zeitlichen Einheiten gemeinsam ist; so beim Stil, der ppe_485.031
neben dem individuellen Personalstil in den Spielarten des wandelbaren ppe_485.032
und in gewissen Zügen regelmäßig wechselnden Epochalstils ppe_485.033
und des bei zeitlicher Veränderung doch im Kern unwandelbaren Nationalstils ppe_485.034
uns entgegentritt. (Buch I, S. 197 ff.) Der Stil ist die greifbarste ppe_485.035
Erscheinungsform der Geistesrichtung eines menschlichen ppe_485.036
Typus, und der Typus ist gewissermaßen die allegorische Personifikation ppe_485.037
eines Stiles, Zeiterscheinung und Raumerscheinung ergänzen ppe_485.038
sich dabei und stehen in ständiger Wechselwirkung.

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Im einzelnen Dichter kann man sogar verschiedene Typen repräsentiert ppe_485.040
sehen, je nachdem sie in Raum, Zeit, Gesellschaft oder Stil- ppe_485.041
und Geistesrichtung ihren Bereich haben. Je größer der Dichter ist,

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seine eigentliche Existenz bezeichnet werden kann, so soll deshalb das ppe_485.003
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Es kann aber zu einer neuen Vereinzelung kommen, die allerdings ppe_485.010
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Dichtertypus gleicht dann dem künstlerischen Symbol, indem seine ppe_485.020
Existenz eine ganze Kategorie versinnbildlicht, und diese Kategorie ppe_485.021
gleicht wiederum der Dichtungsgattung, die sich am einzelnen Werk ppe_485.022
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Die Gleichheit, die eine Voraussetzung alles Typischen ist, läßt sich ppe_485.024
entweder auf räumliche Gemeinschaft zurückführen, wie bei Rasse, ppe_485.025
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Generation und Zeitgeist. Oder es tritt ein räumlich-zeitliches Zusammenwirken ppe_485.027
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räumlichen und zeitlichen Einheiten gemeinsam ist; so beim Stil, der ppe_485.031
neben dem individuellen Personalstil in den Spielarten des wandelbaren ppe_485.032
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[485/0509] ppe_485.001 Wenn Nachwirkung und Geltung, Dauer und Wert des Dichters als ppe_485.002 seine eigentliche Existenz bezeichnet werden kann, so soll deshalb das ppe_485.003 Werden aus Samen, Wurzel und Wachstum ebensowenig unbeachtet ppe_485.004 bleiben, wie das unmittelbare Wirken, in dem das endgültige Sein ppe_485.005 sich vorbereitet. Die Erscheinung jedes Dichters richtet ihren Blick ppe_485.006 auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Er ist Glied einer unendlichen ppe_485.007 Kette, und damit geht seine individuelle Existenz in einem ppe_485.008 größeren, ja in dem größten Zusammenhang auf. ppe_485.009 Es kann aber zu einer neuen Vereinzelung kommen, die allerdings ppe_485.010 nur scheinbar ist und partiell genannt werden muß, weil sie zwischen ppe_485.011 Einheit und Vielheit vermittelt. Dies tritt, wie oben schon angedeutet ppe_485.012 ist, dann ein, sobald von der Individualität des Dichters abgesehen ppe_485.013 wird und er als Typus erscheint. Er kann als repräsentativer Vertreter ppe_485.014 seines rassischen Erbteils, seiner psychologischen Anlage, seiner ppe_485.015 Volks- und Stammesart, seiner Generation, seiner Gesellschaft, seiner ppe_485.016 Geistesrichtung, seiner Stilform eingeführt werden. Dann steht der ppe_485.017 einzelne für viele, die in bedeutenden Wesenszügen ihm gleich sind; ppe_485.018 er wird aus dieser Gruppe als Stimmführer herausgenommen. Der ppe_485.019 Dichtertypus gleicht dann dem künstlerischen Symbol, indem seine ppe_485.020 Existenz eine ganze Kategorie versinnbildlicht, und diese Kategorie ppe_485.021 gleicht wiederum der Dichtungsgattung, die sich am einzelnen Werk ppe_485.022 veranschaulichen läßt. ppe_485.023 Die Gleichheit, die eine Voraussetzung alles Typischen ist, läßt sich ppe_485.024 entweder auf räumliche Gemeinschaft zurückführen, wie bei Rasse, ppe_485.025 Volk und Stamm, oder auf zeitliche Zusammengehörigkeit, wie bei ppe_485.026 Generation und Zeitgeist. Oder es tritt ein räumlich-zeitliches Zusammenwirken ppe_485.027 in Kraft. So bei der Gesellschaft, die zugleich eine ppe_485.028 Schicht des Volksganzen und eine zeitlich veränderliche internationale ppe_485.029 Erscheinung darstellt; so beim Geist, der Nationen und Zeitalter, ppe_485.030 räumlichen und zeitlichen Einheiten gemeinsam ist; so beim Stil, der ppe_485.031 neben dem individuellen Personalstil in den Spielarten des wandelbaren ppe_485.032 und in gewissen Zügen regelmäßig wechselnden Epochalstils ppe_485.033 und des bei zeitlicher Veränderung doch im Kern unwandelbaren Nationalstils ppe_485.034 uns entgegentritt. (Buch I, S. 197 ff.) Der Stil ist die greifbarste ppe_485.035 Erscheinungsform der Geistesrichtung eines menschlichen ppe_485.036 Typus, und der Typus ist gewissermaßen die allegorische Personifikation ppe_485.037 eines Stiles, Zeiterscheinung und Raumerscheinung ergänzen ppe_485.038 sich dabei und stehen in ständiger Wechselwirkung. ppe_485.039 Im einzelnen Dichter kann man sogar verschiedene Typen repräsentiert ppe_485.040 sehen, je nachdem sie in Raum, Zeit, Gesellschaft oder Stil- ppe_485.041 und Geistesrichtung ihren Bereich haben. Je größer der Dichter ist,

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 485. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/509>, abgerufen am 22.11.2024.