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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944.

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Seuse, bei Luther, bei Paracelsus und Jakob Böhme, wie im Freiheitswillen ppe_378.002
des ganzen Protestantismus zum Durchbruch als Gegensatz zu ppe_378.003
den aufgezwungenen romanischen Denkformen der mittelalterlichen ppe_378.004
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Jede Kirche prägt nun ihr eigenes Weltbild. Das Luthertum führt ppe_378.006
zur Berufsethik; der Kalvinismus rechtfertigt, wie Max Weber gezeigt ppe_378.007
hat, in seiner realistischen Diesseits-Tendenz den Kapitalismus; der ppe_378.008
Puritanismus gewinnt nach Herbert Schöfflers Darstellung bestimmenden ppe_378.009
Einfluß auf die englische Lebensanschauung; die Soziallehren ppe_378.010
der christlichen Kirchen stehen nach Tröltschs großem Geschichtsbild ppe_378.011
in fortschreitender Entwicklung unter dem Einfluß des ppe_378.012
Zeitgeists; der Jesuitismus greift mit der Gegenreformation in politische ppe_378.013
Grundsätze wie in Erziehungsmethoden ein und wird zur Stütze ppe_378.014
des Absolutismus; in derselben Zeit aber entwickelt sich als Folgewirkung ppe_378.015
großer Entdeckungen das von Dilthey in seiner Entstehungsgeschichte ppe_378.016
dargestellte natürliche Weltbild, worin Naturrecht, natürliche ppe_378.017
Religion und natürliche Gesellschaftsordnung eingeschlossen sind.

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Eine weitere Bedingtheit besteht in der Standeszugehörigkeit und ppe_378.019
in den gesellschaftlichen Anschauungen, die einem Wandel der Werte ppe_378.020
unterliegen. Das Weltbild der höfischen Gesellschaft wird gegen Ende ppe_378.021
des Mittelalters durch das Aufblühen des städtischen Bürgerstandes ppe_378.022
abgelöst. Man kann schon an dem Gegensatz des ritterbürtigen ppe_378.023
Aristokraten Wolfram v. Eschenbach, der im "schildes ambet" seine ppe_378.024
angestammte Art erblickte, und des Meisters Gottfried von Straßburg, ppe_378.025
von dem erworbene Zucht und Bildung verherrlicht wurden, die ganz ppe_378.026
verschiedene Einstellung des ritterlichen und bürgerlichen Sängers ppe_378.027
beobachten. Ein ähnlicher Übergang vollzog sich um die Wende des ppe_378.028
17. und 18. Jahrhunderts in England seit der großen Revolution und ppe_378.029
bald danach in Frankreich, für das B. Groethuysen das Werden eines ppe_378.030
bürgerlichen Weltbildes dargestellt hat. In Deutschland aber setzt ppe_378.031
sich mit Überwindung des Bildungsdünkels der Aufklärung im letzten ppe_378.032
Viertel des Jahrhunderts ein organisches Weltbild durch, das von ppe_378.033
Herder bis zur Romantik den Begriff des Volkes zur Ehre bringt als ppe_378.034
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der den "Einzigen" in den Mittelpunkt der Welt rückte, ppe_378.038
und durch den Materialismus eines proletarischen Weltbildes, das die ppe_378.039
"Masse Mensch" in den Kampf ums Dasein stellte, erfolgt, bis schließlich ppe_378.040
durch den Nationalsozialismus dem Begriff des Volkes eine ppe_378.041
wahrhaft religiöse Bedeutung zurückgegeben wurde.

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Zitationshilfe: Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 378. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/402>, abgerufen am 23.11.2024.