ppe_142.001 als nachher ... Aber ich kann mir nicht helfen, dergleichen ist mir ppe_142.002 kein poetisches Kunstwerk, auch die Hebbelschen Stücke kommen ppe_142.003 mir immer nur vor wie der rohe Stoff zu einem Kunstwerk, nicht wie ppe_142.004 ein solches selbst. Es ist noch kein Mensch geworden, es ist ein ppe_142.005 Gerippe, etwas Fleisch darum, dem man aber die Zusammensetzung ppe_142.006 noch anmerkt."
ppe_142.007 Im Lichte dieser Selbstbeobachtung erscheint die Bewußtheit bei ppe_142.008 Hebbel als Endform, bei Ludwig als Übergangsphase im Werden des ppe_142.009 Werkes. Beide Dichter haben im übrigen von bewußtem und unbewußtem ppe_142.010 Schaffen verschiedene Vorstellungen gehabt. Auf die ppe_142.011 Scheidung dieser Vorgänge, zwischen die der amerikanische Psychologe ppe_142.012 F. C. Prescott mit Recht die Zwischenzone eines halb unbewußten, ppe_142.013 halb bewußten Dämmerzustandes legt, kommt es indessen der ppe_142.014 Analyse nicht an. Diese Fragen bleiben der Psychologie des dichterischen ppe_142.015 Schaffens überlassen und kommen im zweiten Buch zur ppe_142.016 Erörterung. Die Werkanalyse kann nur die Verknüpfung von Situationen ppe_142.017 und Motiven in der Fabel unter dem Gesichtspunkt künstlerischer ppe_142.018 Zweckmäßigkeit erkennen. Sie gelangt von der Absicht aus ppe_142.019 zur Technik des Dichters. Bei diesem Übergang fällt, wie Dilthey ppe_142.020 gesagt hat, der Psychologie nur mehr die zweite begleitende Stimme ppe_142.021 zu, während die literarhistorische Empirie die Führung übernimmt.
ppe_142.022 c) Technik
ppe_142.023 Unter Technik ist alle überlegte Formgebung zu verstehen: alles, ppe_142.024 was Klarstellung der künstlerischen Absicht, Berechnung der Wirkung, ppe_142.025 Erregung der Anteilnahme, Mittel der Spannung, Sicherung des ppe_142.026 Interesses bedeutet. Technik ist erwachendes Bewußtsein des Künstlers, ppe_142.027 der aus einem Traumzustand herausgerissen wird und mit dem ppe_142.028 Augenaufschlag sich Hörern, Lesern, Zuschauern gegenüberfühlt, die ppe_142.029 er unter seinen Willen zwingen will und muß, indem er sich als ein ppe_142.030 Eigener zeigt. Technik ergibt sich nicht aus dem Gestaltungszwang, ppe_142.031 der schon im Erlebnis liegen kann, sondern aus dem Gestaltungswillen. ppe_142.032 Die Mittel dazu sind kein lehrbares Handwerk, aber sie sind ppe_142.033 lernbar durch Übung; kein Meister fällt vom Himmel, aber auch ppe_142.034 keiner kann durch diktierte Anweisung einem anderen das, was ppe_142.035 Technik heißt, beibringen; die eigene Auseinandersetzung mit den ppe_142.036 Meistern, das Studium großer Vorbilder, das Ringen mit ihnen, das ppe_142.037 Eindringen in die Geheimnisse ihres Schaffens, nicht um sie nachzuahmen, ppe_142.038 sondern um es ihnen gleichzutun auf andere, selbständige, ppe_142.039 vielleicht entgegengesetzte Weise, ist der Weg des Dichters zur technischen
ppe_142.001 als nachher ... Aber ich kann mir nicht helfen, dergleichen ist mir ppe_142.002 kein poetisches Kunstwerk, auch die Hebbelschen Stücke kommen ppe_142.003 mir immer nur vor wie der rohe Stoff zu einem Kunstwerk, nicht wie ppe_142.004 ein solches selbst. Es ist noch kein Mensch geworden, es ist ein ppe_142.005 Gerippe, etwas Fleisch darum, dem man aber die Zusammensetzung ppe_142.006 noch anmerkt.“
ppe_142.007 Im Lichte dieser Selbstbeobachtung erscheint die Bewußtheit bei ppe_142.008 Hebbel als Endform, bei Ludwig als Übergangsphase im Werden des ppe_142.009 Werkes. Beide Dichter haben im übrigen von bewußtem und unbewußtem ppe_142.010 Schaffen verschiedene Vorstellungen gehabt. Auf die ppe_142.011 Scheidung dieser Vorgänge, zwischen die der amerikanische Psychologe ppe_142.012 F. C. Prescott mit Recht die Zwischenzone eines halb unbewußten, ppe_142.013 halb bewußten Dämmerzustandes legt, kommt es indessen der ppe_142.014 Analyse nicht an. Diese Fragen bleiben der Psychologie des dichterischen ppe_142.015 Schaffens überlassen und kommen im zweiten Buch zur ppe_142.016 Erörterung. Die Werkanalyse kann nur die Verknüpfung von Situationen ppe_142.017 und Motiven in der Fabel unter dem Gesichtspunkt künstlerischer ppe_142.018 Zweckmäßigkeit erkennen. Sie gelangt von der Absicht aus ppe_142.019 zur Technik des Dichters. Bei diesem Übergang fällt, wie Dilthey ppe_142.020 gesagt hat, der Psychologie nur mehr die zweite begleitende Stimme ppe_142.021 zu, während die literarhistorische Empirie die Führung übernimmt.
ppe_142.022 c) Technik
ppe_142.023 Unter Technik ist alle überlegte Formgebung zu verstehen: alles, ppe_142.024 was Klarstellung der künstlerischen Absicht, Berechnung der Wirkung, ppe_142.025 Erregung der Anteilnahme, Mittel der Spannung, Sicherung des ppe_142.026 Interesses bedeutet. Technik ist erwachendes Bewußtsein des Künstlers, ppe_142.027 der aus einem Traumzustand herausgerissen wird und mit dem ppe_142.028 Augenaufschlag sich Hörern, Lesern, Zuschauern gegenüberfühlt, die ppe_142.029 er unter seinen Willen zwingen will und muß, indem er sich als ein ppe_142.030 Eigener zeigt. Technik ergibt sich nicht aus dem Gestaltungszwang, ppe_142.031 der schon im Erlebnis liegen kann, sondern aus dem Gestaltungswillen. ppe_142.032 Die Mittel dazu sind kein lehrbares Handwerk, aber sie sind ppe_142.033 lernbar durch Übung; kein Meister fällt vom Himmel, aber auch ppe_142.034 keiner kann durch diktierte Anweisung einem anderen das, was ppe_142.035 Technik heißt, beibringen; die eigene Auseinandersetzung mit den ppe_142.036 Meistern, das Studium großer Vorbilder, das Ringen mit ihnen, das ppe_142.037 Eindringen in die Geheimnisse ihres Schaffens, nicht um sie nachzuahmen, ppe_142.038 sondern um es ihnen gleichzutun auf andere, selbständige, ppe_142.039 vielleicht entgegengesetzte Weise, ist der Weg des Dichters zur technischen
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kein poetisches Kunstwerk, auch die Hebbelschen Stücke kommen ppe_142.003
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Scheidung dieser Vorgänge, zwischen die der amerikanische Psychologe ppe_142.012
F. C. Prescott mit Recht die Zwischenzone eines halb unbewußten, ppe_142.013
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Petersen, Julius: Die Wissenschaft von der Dichtung. System und Methodenlehre der Literaturwissenschaft. 2. Auflage. Berlin, 1944, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/petersen_poetik_1944/166>, abgerufen am 22.11.2024.
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