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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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kenntniß ihrer selbst gebracht. Lohns dir dein Mei-
ster mit Kälberkutlen und mit Schaafsfüßen! ich
will ihn bezahlen -- wenn er sich dafür meldet.

Ich bin sonst nicht unbarmherzig, aber ich
kanns nicht verheelen, es ist mir angenehm, sie vor
mir zu sehen, wie sie izt da sizt, und Bange hat ob
dem Gedanken, das Gespött, das sie ob der Bon-
naler Ordnung habe treiben wollen -- falle izt auf
sie. --

Sie glaubte nichts anders, als im ersten Brief,
wenn der Junker diese Geschichte dem Bylifsky
schreiben werde, so werde es nicht fehlen, der Men-
zow mahle sie ihm ab -- und dann stellte sie sich
vor, was das für ein Gemählde geben werde mit
den Tüchern, die um sie herumfliegen, und mit dem
leeren Kopf, und mit dem Strick, und mit dem Jäger
-- konnte sich schon einbilden, wie der Herzog darob
lachen werde -- und dachte dann richtig zu diesem
allem hinzu, wenn er darob lacht, so giebt mich
der Helidor preiß wie ein Schuhlumpen.

Es preßte ihr den Schweiß aus. -- Was bin
ich denn mehr in der Welt! sagte sie izt zu sich
selber -- und hüllte sich in die Decke des Betts, wie
gestern der Karl, aber sie biss' in die Tücher, da
er mit denselben sich die Augen getrocknet. --

Das ist der Unterschied.

Und

kenntniß ihrer ſelbſt gebracht. Lohns dir dein Mei-
ſter mit Kaͤlberkutlen und mit Schaafsfuͤßen! ich
will ihn bezahlen — wenn er ſich dafuͤr meldet.

Ich bin ſonſt nicht unbarmherzig, aber ich
kanns nicht verheelen, es iſt mir angenehm, ſie vor
mir zu ſehen, wie ſie izt da ſizt, und Bange hat ob
dem Gedanken, das Geſpoͤtt, das ſie ob der Bon-
naler Ordnung habe treiben wollen — falle izt auf
ſie. —

Sie glaubte nichts anders, als im erſten Brief,
wenn der Junker dieſe Geſchichte dem Bylifsky
ſchreiben werde, ſo werde es nicht fehlen, der Men-
zow mahle ſie ihm ab — und dann ſtellte ſie ſich
vor, was das fuͤr ein Gemaͤhlde geben werde mit
den Tuͤchern, die um ſie herumfliegen, und mit dem
leeren Kopf, und mit dem Strick, und mit dem Jaͤger
— konnte ſich ſchon einbilden, wie der Herzog darob
lachen werde — und dachte dann richtig zu dieſem
allem hinzu, wenn er darob lacht, ſo giebt mich
der Helidor preiß wie ein Schuhlumpen.

Es preßte ihr den Schweiß aus. — Was bin
ich denn mehr in der Welt! ſagte ſie izt zu ſich
ſelber — und huͤllte ſich in die Decke des Betts, wie
geſtern der Karl, aber ſie biſſ' in die Tuͤcher, da
er mit denſelben ſich die Augen getrocknet. —

Das iſt der Unterſchied.

Und
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[80/0098] kenntniß ihrer ſelbſt gebracht. Lohns dir dein Mei- ſter mit Kaͤlberkutlen und mit Schaafsfuͤßen! ich will ihn bezahlen — wenn er ſich dafuͤr meldet. Ich bin ſonſt nicht unbarmherzig, aber ich kanns nicht verheelen, es iſt mir angenehm, ſie vor mir zu ſehen, wie ſie izt da ſizt, und Bange hat ob dem Gedanken, das Geſpoͤtt, das ſie ob der Bon- naler Ordnung habe treiben wollen — falle izt auf ſie. — Sie glaubte nichts anders, als im erſten Brief, wenn der Junker dieſe Geſchichte dem Bylifsky ſchreiben werde, ſo werde es nicht fehlen, der Men- zow mahle ſie ihm ab — und dann ſtellte ſie ſich vor, was das fuͤr ein Gemaͤhlde geben werde mit den Tuͤchern, die um ſie herumfliegen, und mit dem leeren Kopf, und mit dem Strick, und mit dem Jaͤger — konnte ſich ſchon einbilden, wie der Herzog darob lachen werde — und dachte dann richtig zu dieſem allem hinzu, wenn er darob lacht, ſo giebt mich der Helidor preiß wie ein Schuhlumpen. Es preßte ihr den Schweiß aus. — Was bin ich denn mehr in der Welt! ſagte ſie izt zu ſich ſelber — und huͤllte ſich in die Decke des Betts, wie geſtern der Karl, aber ſie biſſ' in die Tuͤcher, da er mit denſelben ſich die Augen getrocknet. — Das iſt der Unterſchied. Und

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 80. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/98>, abgerufen am 21.11.2024.