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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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hätte ihn können abhalten -- Dann wars ihm
auch, er habe nur keinen Hund gesehen, und doch
das in seinem Leben nie gethan, und auch der Jä-
ger hätte es nicht thun sollen, wenn er es ihn auch
geheißen hätte. --

So wirbelten ihm in seiner Schlaflosigkeit Ge-
danken von Angst und Gutmüthigkeit durcheinan-
der, und das erste und letzte dieser Gedanken war
immer, wenn der Mann nur nicht todt ist! --

Daß Arner krank sey, dachte er nur nicht --
aber da er seine Thüre einmal über das andere auf-
und zugehen hörte, wunderte es ihn was es sey!
Und da er den Klaus, der die Treppe hinauf- und
hinabgieng, an seinem Schritte erkannte, stund
er auf, gieng unter die Thüre, und fragte ihn, ob
es etwas Unrichtiges sey? -- Der Knecht antwor-
tete ihm, der Junker sey gar nicht wohl; und erst da
kam ihm wieder in den Sinn, Er sey schon gestern
nicht bey dem Nachtessen gewesen. Aber das erste
Wort, das er darüber sagte, war, ist es auch vom
Hund her? --

Ich weiß nicht, es wird alles zusammenge-
schlagen haben, der Hund und die Leute, erwie-
derte der Klaus. --

Jesus! ist es übel? sagte der General -- und
in gleichem Augenblicke -- eh der Knecht hierauf

haͤtte ihn koͤnnen abhalten — Dann wars ihm
auch, er habe nur keinen Hund geſehen, und doch
das in ſeinem Leben nie gethan, und auch der Jaͤ-
ger haͤtte es nicht thun ſollen, wenn er es ihn auch
geheißen haͤtte. —

So wirbelten ihm in ſeiner Schlafloſigkeit Ge-
danken von Angſt und Gutmuͤthigkeit durcheinan-
der, und das erſte und letzte dieſer Gedanken war
immer, wenn der Mann nur nicht todt iſt! —

Daß Arner krank ſey, dachte er nur nicht —
aber da er ſeine Thuͤre einmal uͤber das andere auf-
und zugehen hoͤrte, wunderte es ihn was es ſey!
Und da er den Klaus, der die Treppe hinauf- und
hinabgieng, an ſeinem Schritte erkannte, ſtund
er auf, gieng unter die Thuͤre, und fragte ihn, ob
es etwas Unrichtiges ſey? — Der Knecht antwor-
tete ihm, der Junker ſey gar nicht wohl; und erſt da
kam ihm wieder in den Sinn, Er ſey ſchon geſtern
nicht bey dem Nachteſſen geweſen. Aber das erſte
Wort, das er daruͤber ſagte, war, iſt es auch vom
Hund her? —

Ich weiß nicht, es wird alles zuſammenge-
ſchlagen haben, der Hund und die Leute, erwie-
derte der Klaus. —

Jeſus! iſt es uͤbel? ſagte der General — und
in gleichem Augenblicke — eh der Knecht hierauf

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[44/0062] haͤtte ihn koͤnnen abhalten — Dann wars ihm auch, er habe nur keinen Hund geſehen, und doch das in ſeinem Leben nie gethan, und auch der Jaͤ- ger haͤtte es nicht thun ſollen, wenn er es ihn auch geheißen haͤtte. — So wirbelten ihm in ſeiner Schlafloſigkeit Ge- danken von Angſt und Gutmuͤthigkeit durcheinan- der, und das erſte und letzte dieſer Gedanken war immer, wenn der Mann nur nicht todt iſt! — Daß Arner krank ſey, dachte er nur nicht — aber da er ſeine Thuͤre einmal uͤber das andere auf- und zugehen hoͤrte, wunderte es ihn was es ſey! Und da er den Klaus, der die Treppe hinauf- und hinabgieng, an ſeinem Schritte erkannte, ſtund er auf, gieng unter die Thuͤre, und fragte ihn, ob es etwas Unrichtiges ſey? — Der Knecht antwor- tete ihm, der Junker ſey gar nicht wohl; und erſt da kam ihm wieder in den Sinn, Er ſey ſchon geſtern nicht bey dem Nachteſſen geweſen. Aber das erſte Wort, das er daruͤber ſagte, war, iſt es auch vom Hund her? — Ich weiß nicht, es wird alles zuſammenge- ſchlagen haben, der Hund und die Leute, erwie- derte der Klaus. — Jeſus! iſt es uͤbel? ſagte der General — und in gleichem Augenblicke — eh der Knecht hierauf

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/62>, abgerufen am 25.04.2024.