darnach hungern und dürsten, etwas Widriges gegen unsere Ordnung auszuspüren, und bey so neuen noch unreifen Einrichtungen ist man nie sicher, wie weit auch die kleinsten Umstände, die widrig sind, langen mögen. Aber ich bin vielleicht zu ängstlich, und will von diesem schweigen, um mit Ihnen noch von ihm zu schwatzen. --
Ich glaubte längst, daß ich ihn kenne, aber ich bin bey weitem noch nicht da. Man sollte glauben, seine Schul sey ihm alles, aber sie ist ihm nichts. Junker! diese Schule, aus der er alles macht, sie ist ihm sicher nichts, er macht sie ohne Maaß zu gut, als daß sie ihm etwas seyn könnte. Ich weiß es, wann sie gemacht ist, er wirft sie weg wie einen Ball, mit dem er einen Wurf that, blos um zu zeigen, wie leicht er darmit spiele. Die Richtung seines Geistes, mit der er bey jedem Wort, und bey jeder Handlung die Bedürfnisse des Menschenge- schlechts umfaßt, laßt ihm keine Ruhe, weder Tag noch Nacht; -- er muß -- er kann nicht anderst als die grösten Endzwecke haben -- dessen bin ich sicher. Ich hörte ihn einmal in der Stube, da er sich in seinem Ecken allein glaubte, und mit sich selber redte, bestimmt die Worte sagen, ich will ih- nen zeigen wer ich bin: und eine Weile darauf, wenn die Staffeln an der Leiter glühend wären, so muß es seyn! -- Sie wissen die Worte von den Staffeln an der Leiter in des Grafen Brief? --
darnach hungern und duͤrſten, etwas Widriges gegen unſere Ordnung auszuſpuͤren, und bey ſo neuen noch unreifen Einrichtungen iſt man nie ſicher, wie weit auch die kleinſten Umſtaͤnde, die widrig ſind, langen moͤgen. Aber ich bin vielleicht zu aͤngſtlich, und will von dieſem ſchweigen, um mit Ihnen noch von ihm zu ſchwatzen. —
Ich glaubte laͤngſt, daß ich ihn kenne, aber ich bin bey weitem noch nicht da. Man ſollte glauben, ſeine Schul ſey ihm alles, aber ſie iſt ihm nichts. Junker! dieſe Schule, aus der er alles macht, ſie iſt ihm ſicher nichts, er macht ſie ohne Maaß zu gut, als daß ſie ihm etwas ſeyn koͤnnte. Ich weiß es, wann ſie gemacht iſt, er wirft ſie weg wie einen Ball, mit dem er einen Wurf that, blos um zu zeigen, wie leicht er darmit ſpiele. Die Richtung ſeines Geiſtes, mit der er bey jedem Wort, und bey jeder Handlung die Beduͤrfniſſe des Menſchenge- ſchlechts umfaßt, laßt ihm keine Ruhe, weder Tag noch Nacht; — er muß — er kann nicht anderſt als die groͤſten Endzwecke haben — deſſen bin ich ſicher. Ich hoͤrte ihn einmal in der Stube, da er ſich in ſeinem Ecken allein glaubte, und mit ſich ſelber redte, beſtimmt die Worte ſagen, ich will ih- nen zeigen wer ich bin: und eine Weile darauf, wenn die Staffeln an der Leiter gluͤhend waͤren, ſo muß es ſeyn! — Sie wiſſen die Worte von den Staffeln an der Leiter in des Grafen Brief? —
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[38/0056]
darnach hungern und duͤrſten, etwas Widriges gegen
unſere Ordnung auszuſpuͤren, und bey ſo neuen
noch unreifen Einrichtungen iſt man nie ſicher, wie
weit auch die kleinſten Umſtaͤnde, die widrig ſind,
langen moͤgen. Aber ich bin vielleicht zu aͤngſtlich,
und will von dieſem ſchweigen, um mit Ihnen
noch von ihm zu ſchwatzen. —
Ich glaubte laͤngſt, daß ich ihn kenne, aber ich
bin bey weitem noch nicht da. Man ſollte glauben,
ſeine Schul ſey ihm alles, aber ſie iſt ihm nichts.
Junker! dieſe Schule, aus der er alles macht, ſie iſt
ihm ſicher nichts, er macht ſie ohne Maaß zu gut,
als daß ſie ihm etwas ſeyn koͤnnte. Ich weiß es,
wann ſie gemacht iſt, er wirft ſie weg wie einen
Ball, mit dem er einen Wurf that, blos um zu
zeigen, wie leicht er darmit ſpiele. Die Richtung
ſeines Geiſtes, mit der er bey jedem Wort, und bey
jeder Handlung die Beduͤrfniſſe des Menſchenge-
ſchlechts umfaßt, laßt ihm keine Ruhe, weder Tag
noch Nacht; — er muß — er kann nicht anderſt
als die groͤſten Endzwecke haben — deſſen bin ich
ſicher. Ich hoͤrte ihn einmal in der Stube, da er
ſich in ſeinem Ecken allein glaubte, und mit ſich
ſelber redte, beſtimmt die Worte ſagen, ich will ih-
nen zeigen wer ich bin: und eine Weile darauf,
wenn die Staffeln an der Leiter gluͤhend waͤren,
ſo muß es ſeyn! — Sie wiſſen die Worte von den
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/56>, abgerufen am 16.02.2025.
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