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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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im Fortspringen einsmal über das andere zu sich
selber, die Hundsleute, die Hundsleute! das ist
Zwingherrn Arbeit, wie auf der Tapete.



§ 8.
Die Weisheit der Alten, und das Maul
der Neuen.

Er meynte die Tapete im alten Rittersaal, die der
gute Ahnherr, von dem alle Dorffreyheiten herstam-
men, seinen Kindern und Kindskindern und auch
den Rittern, seinen Nachbarn zur Lehre und zum
Exempel, mit den grösten Fehlern und den besten
Tugenden der Ritterleuten hat bemahlen lassen.

Es sind 12 solche Tapeten, und auf einer jeden
Tafel ein sogeheißener Ritterstreich; dann oben an
dem Ritterstreich diejenige christliche Tugend, die
diesem Ritterstreich entgegen ist, abgemahlt. Vor-
nen an der ersten Tafel ist auf einer Fahne, die Blut
roth ist, mit großen Buchstaben das Wort Heiden
Ritter,
und oben vornen an den Tugenden auf
einem weißen Schild das Wort christlicher
Adel.

Die schönste unter den 12 Tafeln, oder ein-
mal die, worüber der Karl am meisten gelacht,
stellt einen solchen Heiden Ritter vor, mit einem gro-

im Fortſpringen einsmal uͤber das andere zu ſich
ſelber, die Hundsleute, die Hundsleute! das iſt
Zwingherrn Arbeit, wie auf der Tapete.



§ 8.
Die Weisheit der Alten, und das Maul
der Neuen.

Er meynte die Tapete im alten Ritterſaal, die der
gute Ahnherr, von dem alle Dorffreyheiten herſtam-
men, ſeinen Kindern und Kindskindern und auch
den Rittern, ſeinen Nachbarn zur Lehre und zum
Exempel, mit den groͤſten Fehlern und den beſten
Tugenden der Ritterleuten hat bemahlen laſſen.

Es ſind 12 ſolche Tapeten, und auf einer jeden
Tafel ein ſogeheißener Ritterſtreich; dann oben an
dem Ritterſtreich diejenige chriſtliche Tugend, die
dieſem Ritterſtreich entgegen iſt, abgemahlt. Vor-
nen an der erſten Tafel iſt auf einer Fahne, die Blut
roth iſt, mit großen Buchſtaben das Wort Heiden
Ritter,
und oben vornen an den Tugenden auf
einem weißen Schild das Wort chriſtlicher
Adel.

Die ſchoͤnſte unter den 12 Tafeln, oder ein-
mal die, woruͤber der Karl am meiſten gelacht,
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[30/0048] im Fortſpringen einsmal uͤber das andere zu ſich ſelber, die Hundsleute, die Hundsleute! das iſt Zwingherrn Arbeit, wie auf der Tapete. § 8. Die Weisheit der Alten, und das Maul der Neuen. Er meynte die Tapete im alten Ritterſaal, die der gute Ahnherr, von dem alle Dorffreyheiten herſtam- men, ſeinen Kindern und Kindskindern und auch den Rittern, ſeinen Nachbarn zur Lehre und zum Exempel, mit den groͤſten Fehlern und den beſten Tugenden der Ritterleuten hat bemahlen laſſen. Es ſind 12 ſolche Tapeten, und auf einer jeden Tafel ein ſogeheißener Ritterſtreich; dann oben an dem Ritterſtreich diejenige chriſtliche Tugend, die dieſem Ritterſtreich entgegen iſt, abgemahlt. Vor- nen an der erſten Tafel iſt auf einer Fahne, die Blut roth iſt, mit großen Buchſtaben das Wort Heiden Ritter, und oben vornen an den Tugenden auf einem weißen Schild das Wort chriſtlicher Adel. Die ſchoͤnſte unter den 12 Tafeln, oder ein- mal die, woruͤber der Karl am meiſten gelacht, ſtellt einen ſolchen Heiden Ritter vor, mit einem gro-

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/48>, abgerufen am 21.11.2024.