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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Arner und Therese wären beyde froh gewesen,
sie hätten das nicht vernommen, und sagten dem
Onkle, es ist einem wöhler, wenn man dergleichen
Sachen nicht weißt. -- Ich habe es euch einmal
auch sagen müssen, erwiederte der Alte -- aber es
habe ihn doch gereuet, so bald es zum Maul hin-
aus war, denn er fürchtete Sylvia.

Diese sagte auf ihrem Zimmer ganz kalt und
bitter zu Aglee, sie könne nicht begreifen, daß By-
lifsky es wage von solchen Affereyen mit dem Her-
zog zu reden. Aglee erwiederte, sie verwundere sich
gar nicht darüber, es sey izt das Modefieber an
vielen Höfen.

Aber an unserm, sagte Sylvia, wo der Her-
zog schon vor 20 Jahren darob ein Narr wor-
den, da ists doch gewiß ein Wunder, daß mans
wagt, ihm muthwillig und öffentlich dieses Fieber
wieder in den Leib zu jagen, damit ich der schönen
Krankheit keinen andern Namen gebe.

Dann staunte sie eine Weile, und sagte bald
darauf noch, entweder weiß Helidor etwas davon,
und dann ist es nichts anders als eine Falle, die
er dem Bylifsky legt, und ich glaube es, der Dick-
hals mache izt den Blinden, und wisse von allem
nichts, bis der Minister mit seinem guten Freund
bis über die Ohren hinauf im Kothe steckt, denn

Arner und Thereſe waͤren beyde froh geweſen,
ſie haͤtten das nicht vernommen, und ſagten dem
Onkle, es iſt einem woͤhler, wenn man dergleichen
Sachen nicht weißt. — Ich habe es euch einmal
auch ſagen muͤſſen, erwiederte der Alte — aber es
habe ihn doch gereuet, ſo bald es zum Maul hin-
aus war, denn er fuͤrchtete Sylvia.

Dieſe ſagte auf ihrem Zimmer ganz kalt und
bitter zu Aglee, ſie koͤnne nicht begreifen, daß By-
lifsky es wage von ſolchen Affereyen mit dem Her-
zog zu reden. Aglee erwiederte, ſie verwundere ſich
gar nicht daruͤber, es ſey izt das Modefieber an
vielen Hoͤfen.

Aber an unſerm, ſagte Sylvia, wo der Her-
zog ſchon vor 20 Jahren darob ein Narr wor-
den, da iſts doch gewiß ein Wunder, daß mans
wagt, ihm muthwillig und oͤffentlich dieſes Fieber
wieder in den Leib zu jagen, damit ich der ſchoͤnen
Krankheit keinen andern Namen gebe.

Dann ſtaunte ſie eine Weile, und ſagte bald
darauf noch, entweder weiß Helidor etwas davon,
und dann iſt es nichts anders als eine Falle, die
er dem Bylifsky legt, und ich glaube es, der Dick-
hals mache izt den Blinden, und wiſſe von allem
nichts, bis der Miniſter mit ſeinem guten Freund
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[20/0038] Arner und Thereſe waͤren beyde froh geweſen, ſie haͤtten das nicht vernommen, und ſagten dem Onkle, es iſt einem woͤhler, wenn man dergleichen Sachen nicht weißt. — Ich habe es euch einmal auch ſagen muͤſſen, erwiederte der Alte — aber es habe ihn doch gereuet, ſo bald es zum Maul hin- aus war, denn er fuͤrchtete Sylvia. Dieſe ſagte auf ihrem Zimmer ganz kalt und bitter zu Aglee, ſie koͤnne nicht begreifen, daß By- lifsky es wage von ſolchen Affereyen mit dem Her- zog zu reden. Aglee erwiederte, ſie verwundere ſich gar nicht daruͤber, es ſey izt das Modefieber an vielen Hoͤfen. Aber an unſerm, ſagte Sylvia, wo der Her- zog ſchon vor 20 Jahren darob ein Narr wor- den, da iſts doch gewiß ein Wunder, daß mans wagt, ihm muthwillig und oͤffentlich dieſes Fieber wieder in den Leib zu jagen, damit ich der ſchoͤnen Krankheit keinen andern Namen gebe. Dann ſtaunte ſie eine Weile, und ſagte bald darauf noch, entweder weiß Helidor etwas davon, und dann iſt es nichts anders als eine Falle, die er dem Bylifsky legt, und ich glaube es, der Dick- hals mache izt den Blinden, und wiſſe von allem nichts, bis der Miniſter mit ſeinem guten Freund bis uͤber die Ohren hinauf im Kothe ſteckt, denn

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 20. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/38>, abgerufen am 24.11.2024.