der erste dargestellt als ein Diener Gottes, und ein Vater des Volks, der andere hingegen als eine völlige Ueberlast der Gesellschaft, und als ein Mann, der ohne Ehre im Leib, auf Rechnung und Zehrung der Religion, und auf Unkosten des Staats, un- verdientes Brod esse, und dafür großen Schaden stifte. Dieses doppelte Bild des guten und des schlechten Pfarrers, und das Glück der wahren Volksvorsorge unter dem ersten, und der Ver- wahrlosung desselben unter dem andern, las er laut vor allem Volk vor. --
Dann traten die Vorgesezten vor den Altar, knieten nieder -- dann las der Pfarrer --
Das ist die Prüfung eines Vorgesezten zur Vorbereitung am Feste des Herrn! --
Ist Ordnung und Licht in allem was dir über- geben worden? -- Besorgst du die Sachen des Dorfs wie deine Eigene? -- Legt dich die Noth der Witwen und der Mangel des Waisleins un- geschlafen? -- Ist keinem Unschuldigen und Armen Angst, wann du um den Weg bist? -- Und wann du in die Häuser des Dorfs hinein kommst, fürch- tet das Weib des Armen, und sein Kind nichts Böses von dir? -- Gehet es denen Kindern auf, deren Vogt du bist? -- Und wann dein Haus und deine Habe besorgt würde, wie das und die Habe
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der erſte dargeſtellt als ein Diener Gottes, und ein Vater des Volks, der andere hingegen als eine voͤllige Ueberlaſt der Geſellſchaft, und als ein Mann, der ohne Ehre im Leib, auf Rechnung und Zehrung der Religion, und auf Unkoſten des Staats, un- verdientes Brod eſſe, und dafuͤr großen Schaden ſtifte. Dieſes doppelte Bild des guten und des ſchlechten Pfarrers, und das Gluͤck der wahren Volksvorſorge unter dem erſten, und der Ver- wahrloſung deſſelben unter dem andern, las er laut vor allem Volk vor. —
Dann traten die Vorgeſezten vor den Altar, knieten nieder — dann las der Pfarrer —
Das iſt die Pruͤfung eines Vorgeſezten zur Vorbereitung am Feſte des Herrn! —
Iſt Ordnung und Licht in allem was dir uͤber- geben worden? — Beſorgſt du die Sachen des Dorfs wie deine Eigene? — Legt dich die Noth der Witwen und der Mangel des Waiſleins un- geſchlafen? — Iſt keinem Unſchuldigen und Armen Angſt, wann du um den Weg biſt? — Und wann du in die Haͤuſer des Dorfs hinein kommſt, fuͤrch- tet das Weib des Armen, und ſein Kind nichts Boͤſes von dir? — Gehet es denen Kindern auf, deren Vogt du biſt? — Und wann dein Haus und deine Habe beſorgt wuͤrde, wie das und die Habe
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[353/0371]
der erſte dargeſtellt als ein Diener Gottes, und ein
Vater des Volks, der andere hingegen als eine
voͤllige Ueberlaſt der Geſellſchaft, und als ein Mann,
der ohne Ehre im Leib, auf Rechnung und Zehrung
der Religion, und auf Unkoſten des Staats, un-
verdientes Brod eſſe, und dafuͤr großen Schaden
ſtifte. Dieſes doppelte Bild des guten und des
ſchlechten Pfarrers, und das Gluͤck der wahren
Volksvorſorge unter dem erſten, und der Ver-
wahrloſung deſſelben unter dem andern, las er laut
vor allem Volk vor. —
Dann traten die Vorgeſezten vor den Altar,
knieten nieder — dann las der Pfarrer —
Das iſt die Pruͤfung eines Vorgeſezten zur
Vorbereitung am Feſte des Herrn! —
Iſt Ordnung und Licht in allem was dir uͤber-
geben worden? — Beſorgſt du die Sachen des
Dorfs wie deine Eigene? — Legt dich die Noth
der Witwen und der Mangel des Waiſleins un-
geſchlafen? — Iſt keinem Unſchuldigen und Armen
Angſt, wann du um den Weg biſt? — Und wann
du in die Haͤuſer des Dorfs hinein kommſt, fuͤrch-
tet das Weib des Armen, und ſein Kind nichts
Boͤſes von dir? — Gehet es denen Kindern auf,
deren Vogt du biſt? — Und wann dein Haus und
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/371>, abgerufen am 23.11.2024.
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