Dnrch dich vollendet der Gesezgeber sein uner- meßliches Werk.
Wie ein gebändigter Löwe an der Hand des Führers sicher einher geht -- so geht der Mensch an der Hand deiner Anbetung mit reinem Herzen einher, als wär er nicht der Sohn der Freyheit und der König des Raubs.
Warum sollte ich ihn nicht so nennen bey der Unermeßlichkeit der Ansprachen seiner Natur, beym unauslöschlichen Gewalt seiner Trieben für Freyheit und Raub? --
Geheiligte Gottes! ohne Dich bändiget kein Gesezgeber den Sohn der Freyheit und den König des Raubs. --
In den Banden der Macht wird der Löwe zur Schlange, die jeder Fessel entschlüpft; er windet sich unter dem Boden der Thürmen und durch der Mauern vermoosete Ritzen hindurch, und bleibt in ihren Banden, heiligest Du sie nicht, was er vorher war -- der Sohn der Freyheit, und der König des Raubs, aber mit giftigerer Zunge. --
Im Innersten des Menschen tobet ein ewiger Aufruhr gegen Nothwendigkeit und Pflicht -- aber die Kraft deiner Anbetung beruhiget das Toben des ewigen Aufruhrs; und, verbunden mit weiser Bil- dung des Staats, kommt der Mensch an deiner
Dnrch dich vollendet der Geſezgeber ſein uner- meßliches Werk.
Wie ein gebaͤndigter Loͤwe an der Hand des Fuͤhrers ſicher einher geht — ſo geht der Menſch an der Hand deiner Anbetung mit reinem Herzen einher, als waͤr er nicht der Sohn der Freyheit und der Koͤnig des Raubs.
Warum ſollte ich ihn nicht ſo nennen bey der Unermeßlichkeit der Anſprachen ſeiner Natur, beym unausloͤſchlichen Gewalt ſeiner Trieben fuͤr Freyheit und Raub? —
Geheiligte Gottes! ohne Dich baͤndiget kein Geſezgeber den Sohn der Freyheit und den Koͤnig des Raubs. —
In den Banden der Macht wird der Loͤwe zur Schlange, die jeder Feſſel entſchluͤpft; er windet ſich unter dem Boden der Thuͤrmen und durch der Mauern vermooſete Ritzen hindurch, und bleibt in ihren Banden, heiligeſt Du ſie nicht, was er vorher war — der Sohn der Freyheit, und der Koͤnig des Raubs, aber mit giftigerer Zunge. —
Im Innerſten des Menſchen tobet ein ewiger Aufruhr gegen Nothwendigkeit und Pflicht — aber die Kraft deiner Anbetung beruhiget das Toben des ewigen Aufruhrs; und, verbunden mit weiſer Bil- dung des Staats, kommt der Menſch an deiner
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Dnrch dich vollendet der Geſezgeber ſein uner-
meßliches Werk.
Wie ein gebaͤndigter Loͤwe an der Hand des
Fuͤhrers ſicher einher geht — ſo geht der Menſch
an der Hand deiner Anbetung mit reinem Herzen
einher, als waͤr er nicht der Sohn der Freyheit
und der Koͤnig des Raubs.
Warum ſollte ich ihn nicht ſo nennen bey der
Unermeßlichkeit der Anſprachen ſeiner Natur, beym
unausloͤſchlichen Gewalt ſeiner Trieben fuͤr Freyheit
und Raub? —
Geheiligte Gottes! ohne Dich baͤndiget kein
Geſezgeber den Sohn der Freyheit und den Koͤnig
des Raubs. —
In den Banden der Macht wird der Loͤwe zur
Schlange, die jeder Feſſel entſchluͤpft; er windet
ſich unter dem Boden der Thuͤrmen und durch
der Mauern vermooſete Ritzen hindurch, und bleibt
in ihren Banden, heiligeſt Du ſie nicht, was er
vorher war — der Sohn der Freyheit, und der
Koͤnig des Raubs, aber mit giftigerer Zunge. —
Im Innerſten des Menſchen tobet ein ewiger
Aufruhr gegen Nothwendigkeit und Pflicht — aber
die Kraft deiner Anbetung beruhiget das Toben des
ewigen Aufruhrs; und, verbunden mit weiſer Bil-
dung des Staats, kommt der Menſch an deiner
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 328. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/346>, abgerufen am 27.04.2024.
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