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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Nachwelt zurück sehen zu dörfen, und keines seiner
von Gott vertrauten Kindern durch seine Thorheit
und seine Lebens-Fehler an Leib und Seel verderbt
und unglücklich zu wissen -- und dann im Ge-
gentheil das Bild, der vom vierzehnden bis ins
zwanzigste Jahr verlohrenen Ehre und Scham einer
Bauerstochter und eines Bauerknaben mit ihren
Folgen auf Leib und Seel, auf Haus und Hof,
auf Kind und Kindskinder, in allen Umständen
des Wohlstands und der Armuth, und in allen
Zeitpunkten des Lebens, vom zwanzigsten bis ins
siebenzigste Jahr, eben so kanntlich abgemahlt.

Berechnet Leser! die Wirkung dieses Buchs
-- es war recht gemacht -- nicht einzig -- ihr
müßt es in Bonnal in Verbindung mit allem Uebri-
gen, was Arner für sein Volk that, berechnen,
und glaubet mir, seine Wirkung war groß; es
war dem jungen Volk über diesen Punkt zufoderst
im Maul, es müßte einer unglaublich unvernünf-
tig seyn, so er sich, wie die Sachen izt seyen, mit
diesem Fehler in Gefahr begeben würde, das ganze
Glück seines Lebens in die Schanz zu schlagen.
Das junge Volk in Bonnal war mit dem Ge-
schlechtstrieb gar nicht mehr vollends da zu Hause,
wo das Jauner- und Bettlervolk, das die Schan-
de seines diesfälligen Heidenlebens damit entschul-
diget, sie haben sonst nichts Gutes in der Welt. --

Nachwelt zuruͤck ſehen zu doͤrfen, und keines ſeiner
von Gott vertrauten Kindern durch ſeine Thorheit
und ſeine Lebens-Fehler an Leib und Seel verderbt
und ungluͤcklich zu wiſſen — und dann im Ge-
gentheil das Bild, der vom vierzehnden bis ins
zwanzigſte Jahr verlohrenen Ehre und Scham einer
Bauerstochter und eines Bauerknaben mit ihren
Folgen auf Leib und Seel, auf Haus und Hof,
auf Kind und Kindskinder, in allen Umſtaͤnden
des Wohlſtands und der Armuth, und in allen
Zeitpunkten des Lebens, vom zwanzigſten bis ins
ſiebenzigſte Jahr, eben ſo kanntlich abgemahlt.

Berechnet Leſer! die Wirkung dieſes Buchs
— es war recht gemacht — nicht einzig — ihr
muͤßt es in Bonnal in Verbindung mit allem Uebri-
gen, was Arner fuͤr ſein Volk that, berechnen,
und glaubet mir, ſeine Wirkung war groß; es
war dem jungen Volk uͤber dieſen Punkt zufoderſt
im Maul, es muͤßte einer unglaublich unvernuͤnf-
tig ſeyn, ſo er ſich, wie die Sachen izt ſeyen, mit
dieſem Fehler in Gefahr begeben wuͤrde, das ganze
Gluͤck ſeines Lebens in die Schanz zu ſchlagen.
Das junge Volk in Bonnal war mit dem Ge-
ſchlechtstrieb gar nicht mehr vollends da zu Hauſe,
wo das Jauner- und Bettlervolk, das die Schan-
de ſeines diesfaͤlligen Heidenlebens damit entſchul-
diget, ſie haben ſonſt nichts Gutes in der Welt. —

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[314/0332] Nachwelt zuruͤck ſehen zu doͤrfen, und keines ſeiner von Gott vertrauten Kindern durch ſeine Thorheit und ſeine Lebens-Fehler an Leib und Seel verderbt und ungluͤcklich zu wiſſen — und dann im Ge- gentheil das Bild, der vom vierzehnden bis ins zwanzigſte Jahr verlohrenen Ehre und Scham einer Bauerstochter und eines Bauerknaben mit ihren Folgen auf Leib und Seel, auf Haus und Hof, auf Kind und Kindskinder, in allen Umſtaͤnden des Wohlſtands und der Armuth, und in allen Zeitpunkten des Lebens, vom zwanzigſten bis ins ſiebenzigſte Jahr, eben ſo kanntlich abgemahlt. Berechnet Leſer! die Wirkung dieſes Buchs — es war recht gemacht — nicht einzig — ihr muͤßt es in Bonnal in Verbindung mit allem Uebri- gen, was Arner fuͤr ſein Volk that, berechnen, und glaubet mir, ſeine Wirkung war groß; es war dem jungen Volk uͤber dieſen Punkt zufoderſt im Maul, es muͤßte einer unglaublich unvernuͤnf- tig ſeyn, ſo er ſich, wie die Sachen izt ſeyen, mit dieſem Fehler in Gefahr begeben wuͤrde, das ganze Gluͤck ſeines Lebens in die Schanz zu ſchlagen. Das junge Volk in Bonnal war mit dem Ge- ſchlechtstrieb gar nicht mehr vollends da zu Hauſe, wo das Jauner- und Bettlervolk, das die Schan- de ſeines diesfaͤlligen Heidenlebens damit entſchul- diget, ſie haben ſonſt nichts Gutes in der Welt. —

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 314. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/332>, abgerufen am 28.04.2024.