Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

tervogt in das Klag- und Streitbuch des Gerichts
eintragen lassen; hierauf erfolgte die obrigkeitliche
Weisung zur Besitzung der rechtlichen Freundlich-
keit, mit welcher alle Rechtshandlungen anheben
mußten. -- Im Gefolg dieser mußte der Kläger
am Tag, an welchem er seine Klage in das Streit
und Rechtsbuch des Untervogts eingetragen, dem
Beklagten die rechtliche Freundlichkeit durch den
Weibel auf einen der drey nächsten Tage, welchen
auszuwählen bey dem Beklagten stund, ansagen,
mit Befehl, laut Gesetzes, zwey sechszigjährige
Freundlichkeits-Männer zu erwählen, und sie auf
abgeredten Tag und Stund zu sich kommen zu
lassen. --

Ein gleiches mußte er den Aeltern, Schwieger-
Aeltern, der Frau, und den Brüdern des Beklag-
ten anzeigen, mit obrigkeitlichem Befehl, dieser
rechtlichen Freundlichkeits-Handlung beyzuwohnen,
um wo möglich, sie in ihrer Streitsache mit Frie-
den von einander zu bringen.

Und auch auf seiner Seite mußte er seine Ael-
tern, Schwiegerältern, seine Frau, und seine Brü-
der zu dieser rechtlichen Freundlichkeit zu ziehen,
laut obrigkeitlicher Ordnung sie förmlich dazu citie-
ren zu lassen; auch mußte der Beklagte den aller-
seits citierten Leuten ebenfalls den Zutritt zu dieser
rechtlichen Handlung in seinem Haus gestatten.

tervogt in das Klag- und Streitbuch des Gerichts
eintragen laſſen; hierauf erfolgte die obrigkeitliche
Weiſung zur Beſitzung der rechtlichen Freundlich-
keit, mit welcher alle Rechtshandlungen anheben
mußten. — Im Gefolg dieſer mußte der Klaͤger
am Tag, an welchem er ſeine Klage in das Streit
und Rechtsbuch des Untervogts eingetragen, dem
Beklagten die rechtliche Freundlichkeit durch den
Weibel auf einen der drey naͤchſten Tage, welchen
auszuwaͤhlen bey dem Beklagten ſtund, anſagen,
mit Befehl, laut Geſetzes, zwey ſechszigjaͤhrige
Freundlichkeits-Maͤnner zu erwaͤhlen, und ſie auf
abgeredten Tag und Stund zu ſich kommen zu
laſſen. —

Ein gleiches mußte er den Aeltern, Schwieger-
Aeltern, der Frau, und den Bruͤdern des Beklag-
ten anzeigen, mit obrigkeitlichem Befehl, dieſer
rechtlichen Freundlichkeits-Handlung beyzuwohnen,
um wo moͤglich, ſie in ihrer Streitſache mit Frie-
den von einander zu bringen.

Und auch auf ſeiner Seite mußte er ſeine Ael-
tern, Schwiegeraͤltern, ſeine Frau, und ſeine Bruͤ-
der zu dieſer rechtlichen Freundlichkeit zu ziehen,
laut obrigkeitlicher Ordnung ſie foͤrmlich dazu citie-
ren zu laſſen; auch mußte der Beklagte den aller-
ſeits citierten Leuten ebenfalls den Zutritt zu dieſer
rechtlichen Handlung in ſeinem Haus geſtatten.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0303" n="285"/>
tervogt in das Klag- und Streitbuch des Gerichts<lb/>
eintragen la&#x017F;&#x017F;en; hierauf erfolgte die obrigkeitliche<lb/>
Wei&#x017F;ung zur Be&#x017F;itzung der rechtlichen Freundlich-<lb/>
keit, mit welcher alle Rechtshandlungen anheben<lb/>
mußten. &#x2014; Im Gefolg die&#x017F;er mußte der Kla&#x0364;ger<lb/>
am Tag, an welchem er &#x017F;eine Klage in das Streit<lb/>
und Rechtsbuch des Untervogts eingetragen, dem<lb/>
Beklagten die rechtliche Freundlichkeit durch den<lb/>
Weibel auf einen der drey na&#x0364;ch&#x017F;ten Tage, welchen<lb/>
auszuwa&#x0364;hlen bey dem Beklagten &#x017F;tund, an&#x017F;agen,<lb/>
mit Befehl, laut Ge&#x017F;etzes, zwey &#x017F;echszigja&#x0364;hrige<lb/>
Freundlichkeits-Ma&#x0364;nner zu erwa&#x0364;hlen, und &#x017F;ie auf<lb/>
abgeredten Tag und Stund zu &#x017F;ich kommen zu<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Ein gleiches mußte er den Aeltern, Schwieger-<lb/>
Aeltern, der Frau, und den Bru&#x0364;dern des Beklag-<lb/>
ten anzeigen, mit obrigkeitlichem Befehl, die&#x017F;er<lb/>
rechtlichen Freundlichkeits-Handlung beyzuwohnen,<lb/>
um wo mo&#x0364;glich, &#x017F;ie in ihrer Streit&#x017F;ache mit Frie-<lb/>
den von einander zu bringen.</p><lb/>
        <p>Und auch auf &#x017F;einer Seite mußte er &#x017F;eine Ael-<lb/>
tern, Schwiegera&#x0364;ltern, &#x017F;eine Frau, und &#x017F;eine Bru&#x0364;-<lb/>
der zu die&#x017F;er rechtlichen Freundlichkeit zu ziehen,<lb/>
laut obrigkeitlicher Ordnung &#x017F;ie fo&#x0364;rmlich dazu citie-<lb/>
ren zu la&#x017F;&#x017F;en; auch mußte der Beklagte den aller-<lb/>
&#x017F;eits citierten Leuten ebenfalls den Zutritt zu die&#x017F;er<lb/>
rechtlichen Handlung in &#x017F;einem Haus ge&#x017F;tatten.<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0303] tervogt in das Klag- und Streitbuch des Gerichts eintragen laſſen; hierauf erfolgte die obrigkeitliche Weiſung zur Beſitzung der rechtlichen Freundlich- keit, mit welcher alle Rechtshandlungen anheben mußten. — Im Gefolg dieſer mußte der Klaͤger am Tag, an welchem er ſeine Klage in das Streit und Rechtsbuch des Untervogts eingetragen, dem Beklagten die rechtliche Freundlichkeit durch den Weibel auf einen der drey naͤchſten Tage, welchen auszuwaͤhlen bey dem Beklagten ſtund, anſagen, mit Befehl, laut Geſetzes, zwey ſechszigjaͤhrige Freundlichkeits-Maͤnner zu erwaͤhlen, und ſie auf abgeredten Tag und Stund zu ſich kommen zu laſſen. — Ein gleiches mußte er den Aeltern, Schwieger- Aeltern, der Frau, und den Bruͤdern des Beklag- ten anzeigen, mit obrigkeitlichem Befehl, dieſer rechtlichen Freundlichkeits-Handlung beyzuwohnen, um wo moͤglich, ſie in ihrer Streitſache mit Frie- den von einander zu bringen. Und auch auf ſeiner Seite mußte er ſeine Ael- tern, Schwiegeraͤltern, ſeine Frau, und ſeine Bruͤ- der zu dieſer rechtlichen Freundlichkeit zu ziehen, laut obrigkeitlicher Ordnung ſie foͤrmlich dazu citie- ren zu laſſen; auch mußte der Beklagte den aller- ſeits citierten Leuten ebenfalls den Zutritt zu dieſer rechtlichen Handlung in ſeinem Haus geſtatten.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/303
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/303>, abgerufen am 28.04.2024.