§. 52. Arner fährt fort mit seinen Grundsätzen, an den Lieblingsfehler unserer Zeit -- an die Trägheit, anzustoßen.
Auch seine Art, Streit und Prozeß im Dorf vor- zubeugen, ruhete auf gleichen Grundsätzen. Er fand, daß die Bauern immer in dem Grad mit einander leicht in Streit kommen, als sie unor- dentlich und nachläßig sind, es auch an genugsa- mer Aufmerksamkeit auf die Sicherheit und Nuz- nießung ihrer Recht amen und ihres Eigenthums ermangeln lassen, und urtheilte also: Die wahren Mittel, Streit und Prozeß bey ihnen vorzubiegen, bestehen in sorgfältigen Bemühungen, sie in Absicht auf ihre Rechtsamen und Eigenthum behutsamer und sorgfältiger zu machen, und dahin zu bringen, daß sie sich hierüber gegen Niemand bloß geben, und die Titel, Kennzeichen, Merkmale, und Be- weisthümer derselben immer, und gegen jedermann in der besten Ordnung zu halten, für eine ihrer er- sten Lebens-Angelegenheiten achten.
Er ließ desnahen auch zu diesem Endzweck die Hausväter von Bonnal zusammen kommen, zeigte ihnen einen ganzen Abend vom Schlag 1 Uhr bis
§. 52. Arner faͤhrt fort mit ſeinen Grundſaͤtzen, an den Lieblingsfehler unſerer Zeit — an die Traͤgheit, anzuſtoßen.
Auch ſeine Art, Streit und Prozeß im Dorf vor- zubeugen, ruhete auf gleichen Grundſaͤtzen. Er fand, daß die Bauern immer in dem Grad mit einander leicht in Streit kommen, als ſie unor- dentlich und nachlaͤßig ſind, es auch an genugſa- mer Aufmerkſamkeit auf die Sicherheit und Nuz- nießung ihrer Recht amen und ihres Eigenthums ermangeln laſſen, und urtheilte alſo: Die wahren Mittel, Streit und Prozeß bey ihnen vorzubiegen, beſtehen in ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen, ſie in Abſicht auf ihre Rechtſamen und Eigenthum behutſamer und ſorgfaͤltiger zu machen, und dahin zu bringen, daß ſie ſich hieruͤber gegen Niemand bloß geben, und die Titel, Kennzeichen, Merkmale, und Be- weisthuͤmer derſelben immer, und gegen jedermann in der beſten Ordnung zu halten, fuͤr eine ihrer er- ſten Lebens-Angelegenheiten achten.
Er ließ desnahen auch zu dieſem Endzweck die Hausvaͤter von Bonnal zuſammen kommen, zeigte ihnen einen ganzen Abend vom Schlag 1 Uhr bis
<TEI><text><body><pbfacs="#f0287"n="269"/><divn="1"><head><hirendition="#b">§. 52.<lb/>
Arner faͤhrt fort mit ſeinen Grundſaͤtzen,<lb/>
an den Lieblingsfehler unſerer Zeit —<lb/>
an die Traͤgheit, anzuſtoßen.</hi></head><lb/><p><hirendition="#in">A</hi>uch ſeine Art, Streit und Prozeß im Dorf vor-<lb/>
zubeugen, ruhete auf gleichen Grundſaͤtzen. Er<lb/>
fand, daß die Bauern immer in dem Grad mit<lb/>
einander leicht in Streit kommen, als ſie unor-<lb/>
dentlich und nachlaͤßig ſind, es auch an genugſa-<lb/>
mer Aufmerkſamkeit auf die Sicherheit und Nuz-<lb/>
nießung ihrer Recht amen und ihres Eigenthums<lb/>
ermangeln laſſen, und urtheilte alſo: Die wahren<lb/>
Mittel, Streit und Prozeß bey ihnen vorzubiegen,<lb/>
beſtehen in ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen, ſie in Abſicht<lb/>
auf ihre Rechtſamen und Eigenthum behutſamer<lb/>
und ſorgfaͤltiger zu machen, und dahin zu bringen,<lb/>
daß ſie ſich hieruͤber gegen Niemand bloß geben,<lb/>
und die Titel, Kennzeichen, Merkmale, und Be-<lb/>
weisthuͤmer derſelben immer, und gegen jedermann<lb/>
in der beſten Ordnung zu halten, fuͤr eine ihrer er-<lb/>ſten Lebens-Angelegenheiten achten.</p><lb/><p>Er ließ desnahen auch zu dieſem Endzweck die<lb/>
Hausvaͤter von Bonnal zuſammen kommen, zeigte<lb/>
ihnen einen ganzen Abend vom Schlag 1 Uhr bis<lb/></p></div></body></text></TEI>
[269/0287]
§. 52.
Arner faͤhrt fort mit ſeinen Grundſaͤtzen,
an den Lieblingsfehler unſerer Zeit —
an die Traͤgheit, anzuſtoßen.
Auch ſeine Art, Streit und Prozeß im Dorf vor-
zubeugen, ruhete auf gleichen Grundſaͤtzen. Er
fand, daß die Bauern immer in dem Grad mit
einander leicht in Streit kommen, als ſie unor-
dentlich und nachlaͤßig ſind, es auch an genugſa-
mer Aufmerkſamkeit auf die Sicherheit und Nuz-
nießung ihrer Recht amen und ihres Eigenthums
ermangeln laſſen, und urtheilte alſo: Die wahren
Mittel, Streit und Prozeß bey ihnen vorzubiegen,
beſtehen in ſorgfaͤltigen Bemuͤhungen, ſie in Abſicht
auf ihre Rechtſamen und Eigenthum behutſamer
und ſorgfaͤltiger zu machen, und dahin zu bringen,
daß ſie ſich hieruͤber gegen Niemand bloß geben,
und die Titel, Kennzeichen, Merkmale, und Be-
weisthuͤmer derſelben immer, und gegen jedermann
in der beſten Ordnung zu halten, fuͤr eine ihrer er-
ſten Lebens-Angelegenheiten achten.
Er ließ desnahen auch zu dieſem Endzweck die
Hausvaͤter von Bonnal zuſammen kommen, zeigte
ihnen einen ganzen Abend vom Schlag 1 Uhr bis
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/287>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.