Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

Bild:
<< vorherige Seite

men, ein anderes mit den Füßen nicht mehr konnte
still stehen, bis er ihm rufte -- wieder ein anders
Feuerzündend roth worden -- noch ein anders mit
den Augen gesperbert -- und wie eins, das sich
hat zwingen wollen nicht zu lachen, doch hat müssen
lachen, und vor Freuden kein verständliches Wort
hat reden können. --

Er mußte auch lachen, und sagte ihm, du bist
nicht witzig; ich weiß wohl, sagte das Kind; aber
seine Arbeit war die brävste, und Therese sagte ihm,
es solle sie ihr am Sonntag bringen.

Dann fragte er sie alle insgesamt, wie es auf
der Weyd mit dem Hüten und ihrem Versprechen
gehe? Eines sah das andere an, und keines redete.

Warum sagt ihr nichts? fragte der Junker.
Sie schwiegen noch izt, und ein jedes sah, ob nicht
ein anders reden wollte. -- Einsmals sagte eines
zur kleinern Rickenbergerin, (der Schwester derjeni-
gen, die wir kennen) du kannst am besten erzählen
wie es zugegangen, du hast uns gar manchmal er-
weckt, wenn wir zu lang im Schatten haben liegen
und schlafen wollen.

So -- sagte der Junker -- und nahm das
Rickenbergerli, das nahe an ihm stund, bey
der Hand, und Therese zog es zu sich zu, fast auf
den Schoos.

men, ein anderes mit den Fuͤßen nicht mehr konnte
ſtill ſtehen, bis er ihm rufte — wieder ein anders
Feuerzuͤndend roth worden — noch ein anders mit
den Augen geſperbert — und wie eins, das ſich
hat zwingen wollen nicht zu lachen, doch hat muͤſſen
lachen, und vor Freuden kein verſtaͤndliches Wort
hat reden koͤnnen. —

Er mußte auch lachen, und ſagte ihm, du biſt
nicht witzig; ich weiß wohl, ſagte das Kind; aber
ſeine Arbeit war die braͤvſte, und Thereſe ſagte ihm,
es ſolle ſie ihr am Sonntag bringen.

Dann fragte er ſie alle insgeſamt, wie es auf
der Weyd mit dem Huͤten und ihrem Verſprechen
gehe? Eines ſah das andere an, und keines redete.

Warum ſagt ihr nichts? fragte der Junker.
Sie ſchwiegen noch izt, und ein jedes ſah, ob nicht
ein anders reden wollte. — Einsmals ſagte eines
zur kleinern Rickenbergerin, (der Schweſter derjeni-
gen, die wir kennen) du kannſt am beſten erzaͤhlen
wie es zugegangen, du haſt uns gar manchmal er-
weckt, wenn wir zu lang im Schatten haben liegen
und ſchlafen wollen.

So — ſagte der Junker — und nahm das
Rickenbergerli, das nahe an ihm ſtund, bey
der Hand, und Thereſe zog es zu ſich zu, faſt auf
den Schoos.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0219" n="201"/>
men, ein anderes mit den Fu&#x0364;ßen nicht mehr konnte<lb/>
&#x017F;till &#x017F;tehen, bis er ihm rufte &#x2014; wieder ein anders<lb/>
Feuerzu&#x0364;ndend roth worden &#x2014; noch ein anders mit<lb/>
den Augen ge&#x017F;perbert &#x2014; und wie eins, das &#x017F;ich<lb/>
hat zwingen wollen nicht zu lachen, doch hat mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en<lb/>
lachen, und vor Freuden kein ver&#x017F;ta&#x0364;ndliches Wort<lb/>
hat reden ko&#x0364;nnen. &#x2014;</p><lb/>
        <p>Er mußte auch lachen, und &#x017F;agte ihm, du bi&#x017F;t<lb/>
nicht witzig; ich weiß wohl, &#x017F;agte das Kind; aber<lb/>
&#x017F;eine Arbeit war die bra&#x0364;v&#x017F;te, und There&#x017F;e &#x017F;agte ihm,<lb/>
es &#x017F;olle &#x017F;ie ihr am Sonntag bringen.</p><lb/>
        <p>Dann fragte er &#x017F;ie alle insge&#x017F;amt, wie es auf<lb/>
der Weyd mit dem Hu&#x0364;ten und ihrem Ver&#x017F;prechen<lb/>
gehe? Eines &#x017F;ah das andere an, und keines redete.</p><lb/>
        <p>Warum &#x017F;agt ihr nichts? fragte der Junker.<lb/>
Sie &#x017F;chwiegen noch izt, und ein jedes &#x017F;ah, ob nicht<lb/>
ein anders reden wollte. &#x2014; Einsmals &#x017F;agte eines<lb/>
zur kleinern Rickenbergerin, (der Schwe&#x017F;ter derjeni-<lb/>
gen, die wir kennen) du kann&#x017F;t am be&#x017F;ten erza&#x0364;hlen<lb/>
wie es zugegangen, du ha&#x017F;t uns gar manchmal er-<lb/>
weckt, wenn wir zu lang im Schatten haben liegen<lb/>
und &#x017F;chlafen wollen.</p><lb/>
        <p>So &#x2014; &#x017F;agte der Junker &#x2014; und nahm das<lb/>
Rickenbergerli, das nahe an ihm &#x017F;tund, bey<lb/>
der Hand, und There&#x017F;e zog es zu &#x017F;ich zu, fa&#x017F;t auf<lb/>
den Schoos.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[201/0219] men, ein anderes mit den Fuͤßen nicht mehr konnte ſtill ſtehen, bis er ihm rufte — wieder ein anders Feuerzuͤndend roth worden — noch ein anders mit den Augen geſperbert — und wie eins, das ſich hat zwingen wollen nicht zu lachen, doch hat muͤſſen lachen, und vor Freuden kein verſtaͤndliches Wort hat reden koͤnnen. — Er mußte auch lachen, und ſagte ihm, du biſt nicht witzig; ich weiß wohl, ſagte das Kind; aber ſeine Arbeit war die braͤvſte, und Thereſe ſagte ihm, es ſolle ſie ihr am Sonntag bringen. Dann fragte er ſie alle insgeſamt, wie es auf der Weyd mit dem Huͤten und ihrem Verſprechen gehe? Eines ſah das andere an, und keines redete. Warum ſagt ihr nichts? fragte der Junker. Sie ſchwiegen noch izt, und ein jedes ſah, ob nicht ein anders reden wollte. — Einsmals ſagte eines zur kleinern Rickenbergerin, (der Schweſter derjeni- gen, die wir kennen) du kannſt am beſten erzaͤhlen wie es zugegangen, du haſt uns gar manchmal er- weckt, wenn wir zu lang im Schatten haben liegen und ſchlafen wollen. So — ſagte der Junker — und nahm das Rickenbergerli, das nahe an ihm ſtund, bey der Hand, und Thereſe zog es zu ſich zu, faſt auf den Schoos.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/219
Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/219>, abgerufen am 08.05.2024.