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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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gehabt, und ihr habt sie ihnen erst heut oder gestern
abgeschnitten -- und die auch -- und die auch --
sagte er, und sprang von einer zur andern, und
wo ers sah, da sagte er -- auch diese. -- Ja,
aber sags doch auch dem Papa nicht, (baten die
Knaben, es war ihnen so angst,) wir haben doch
auch so einen schlechten Stall, und können sie nicht
trocken legen; und dergleichen sagten sie viel, nah-
men ihn bey der Hand, und beym Rock, und baten
immer, sags doch auch dem Papa nicht, sags doch
auch dem Papa nicht! --

Karl. Jä -- meynet ihr, er sehe es nicht
von sich selbst? --

Die Kinder. Nein, er siehts gewiß nicht,
wenn du ihms nicht sagst.

Karl. Ihr wisset es nicht recht. --

Die Kinder. Nein doch! -- ich bitte, bit-
te, sag ihm doch du nichts. --

Karl. Ich will schweigen, aber ich hätte
doch geglaubt, die Geißen wären euch lieber als
so! --

Ihrer viele hatten aus Hoffart die Müttern
heut nicht einmal ausmelken lassen, daß man
meyne, sie geben viel Milch; auch das merkte
Karl, und sagte, die sind heut nicht gemolken
worden.

N 4

gehabt, und ihr habt ſie ihnen erſt heut oder geſtern
abgeſchnitten — und die auch — und die auch —
ſagte er, und ſprang von einer zur andern, und
wo ers ſah, da ſagte er — auch dieſe. — Ja,
aber ſags doch auch dem Papa nicht, (baten die
Knaben, es war ihnen ſo angſt,) wir haben doch
auch ſo einen ſchlechten Stall, und koͤnnen ſie nicht
trocken legen; und dergleichen ſagten ſie viel, nah-
men ihn bey der Hand, und beym Rock, und baten
immer, ſags doch auch dem Papa nicht, ſags doch
auch dem Papa nicht! —

Karl. Jaͤ — meynet ihr, er ſehe es nicht
von ſich ſelbſt? —

Die Kinder. Nein, er ſiehts gewiß nicht,
wenn du ihms nicht ſagſt.

Karl. Ihr wiſſet es nicht recht. —

Die Kinder. Nein doch! — ich bitte, bit-
te, ſag ihm doch du nichts. —

Karl. Ich will ſchweigen, aber ich haͤtte
doch geglaubt, die Geißen waͤren euch lieber als
ſo! —

Ihrer viele hatten aus Hoffart die Muͤttern
heut nicht einmal ausmelken laſſen, daß man
meyne, ſie geben viel Milch; auch das merkte
Karl, und ſagte, die ſind heut nicht gemolken
worden.

N 4
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[199/0217] gehabt, und ihr habt ſie ihnen erſt heut oder geſtern abgeſchnitten — und die auch — und die auch — ſagte er, und ſprang von einer zur andern, und wo ers ſah, da ſagte er — auch dieſe. — Ja, aber ſags doch auch dem Papa nicht, (baten die Knaben, es war ihnen ſo angſt,) wir haben doch auch ſo einen ſchlechten Stall, und koͤnnen ſie nicht trocken legen; und dergleichen ſagten ſie viel, nah- men ihn bey der Hand, und beym Rock, und baten immer, ſags doch auch dem Papa nicht, ſags doch auch dem Papa nicht! — Karl. Jaͤ — meynet ihr, er ſehe es nicht von ſich ſelbſt? — Die Kinder. Nein, er ſiehts gewiß nicht, wenn du ihms nicht ſagſt. Karl. Ihr wiſſet es nicht recht. — Die Kinder. Nein doch! — ich bitte, bit- te, ſag ihm doch du nichts. — Karl. Ich will ſchweigen, aber ich haͤtte doch geglaubt, die Geißen waͤren euch lieber als ſo! — Ihrer viele hatten aus Hoffart die Muͤttern heut nicht einmal ausmelken laſſen, daß man meyne, ſie geben viel Milch; auch das merkte Karl, und ſagte, die ſind heut nicht gemolken worden. N 4

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/217>, abgerufen am 28.11.2024.