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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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weißest weder was du bist, noch was du thust;
aber in einem ganz umgekehrten Sinn als wir
hier, denen das leider auch begegnet.

Dein Lieutenant ist Gold werth: sage ihm
von meinetwegen, er solle dein Werk vollenden;
und es sichs nicht verdrießen lassen, so lang es
nöthig, auf dieser niedern Stafel seiner so sichern
als großen Leiter zu stehen.

Was machen deine Kinder? Und Therese?
Grüß mir sie; und sage ihr, ich sehe die Hofcer-
kles nicht mehr, seit dem der Schwan weggeflo-
gen, dessen sich unsere Gänse auch izt, nur noch
mit Neid erinnern. *) Lebe wohl! Schreib mir
bald wieder. -- Ich müßte dich izt um Briefe
bitten, wenn ich sie auch schon nicht gern hätte. --

Was ich dir wünsche, mein Freund! ist, daß
dein Glück dem Meinigen nie gleich werde, denn
es drückt mich auf beyden Achseln.

Bylifsky --
*) Therese war vorigen Sommer bey Hof.
A 2


weißeſt weder was du biſt, noch was du thuſt;
aber in einem ganz umgekehrten Sinn als wir
hier, denen das leider auch begegnet.

Dein Lieutenant iſt Gold werth: ſage ihm
von meinetwegen, er ſolle dein Werk vollenden;
und es ſichs nicht verdrießen laſſen, ſo lang es
noͤthig, auf dieſer niedern Stafel ſeiner ſo ſichern
als großen Leiter zu ſtehen.

Was machen deine Kinder? Und Thereſe?
Gruͤß mir ſie; und ſage ihr, ich ſehe die Hofcer-
kles nicht mehr, ſeit dem der Schwan weggeflo-
gen, deſſen ſich unſere Gaͤnſe auch izt, nur noch
mit Neid erinnern. *) Lebe wohl! Schreib mir
bald wieder. — Ich muͤßte dich izt um Briefe
bitten, wenn ich ſie auch ſchon nicht gern haͤtte. —

Was ich dir wuͤnſche, mein Freund! iſt, daß
dein Gluͤck dem Meinigen nie gleich werde, denn
es druͤckt mich auf beyden Achſeln.

Bylifsky —
*) Thereſe war vorigen Sommer bey Hof.
A 2
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[3/0021] weißeſt weder was du biſt, noch was du thuſt; aber in einem ganz umgekehrten Sinn als wir hier, denen das leider auch begegnet. Dein Lieutenant iſt Gold werth: ſage ihm von meinetwegen, er ſolle dein Werk vollenden; und es ſichs nicht verdrießen laſſen, ſo lang es noͤthig, auf dieſer niedern Stafel ſeiner ſo ſichern als großen Leiter zu ſtehen. Was machen deine Kinder? Und Thereſe? Gruͤß mir ſie; und ſage ihr, ich ſehe die Hofcer- kles nicht mehr, ſeit dem der Schwan weggeflo- gen, deſſen ſich unſere Gaͤnſe auch izt, nur noch mit Neid erinnern. *) Lebe wohl! Schreib mir bald wieder. — Ich muͤßte dich izt um Briefe bitten, wenn ich ſie auch ſchon nicht gern haͤtte. — Was ich dir wuͤnſche, mein Freund! iſt, daß dein Gluͤck dem Meinigen nie gleich werde, denn es druͤckt mich auf beyden Achſeln. Bylifsky — *) Thereſe war vorigen Sommer bey Hof. A 2

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/21>, abgerufen am 24.11.2024.