thete eben mit den Schulkindern ein stilles Gebeth für das Leben des Junkers. -- Bylifsky hörts -- geht auch zur Kirche, thut mit leiser Hand die Thüre auf, tritt mit stillem unhörbarem Schritt hinein, siehet die Schaar der Kinder, und den Pfarrer und ihren Lehrer vor dem Altar auf den Knien, und ihr Angesicht unverwandt gegen den Boden, hört ihr Schluchzen, fällt in seinem Ecken auf die Knie, weinet und bethet mit diesen Kindern für seinen Freund; und da sie wieder aufstehen, ge- het er zu ihnen hervor, sagt wer er sey, grüßet sie alle, und giebt wie der Pfarrer und der Lieutenant den Behüte Gott sagenden Kindern die Hand -- siehet eines nach dem andern so steif und genau an, als ob er keinen Gedanken in seiner Seele habe als diese Kinder -- ißt dann mit dem Pfarrer seine Suppe geschwind, wie sie da stund, und geht mit ihm und dem Lieutenant zu Fuß über den Berg nach Arnburg.
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thete eben mit den Schulkindern ein ſtilles Gebeth fuͤr das Leben des Junkers. — Bylifsky hoͤrts — geht auch zur Kirche, thut mit leiſer Hand die Thuͤre auf, tritt mit ſtillem unhoͤrbarem Schritt hinein, ſiehet die Schaar der Kinder, und den Pfarrer und ihren Lehrer vor dem Altar auf den Knien, und ihr Angeſicht unverwandt gegen den Boden, hoͤrt ihr Schluchzen, faͤllt in ſeinem Ecken auf die Knie, weinet und bethet mit dieſen Kindern fuͤr ſeinen Freund; und da ſie wieder aufſtehen, ge- het er zu ihnen hervor, ſagt wer er ſey, gruͤßet ſie alle, und giebt wie der Pfarrer und der Lieutenant den Behuͤte Gott ſagenden Kindern die Hand — ſiehet eines nach dem andern ſo ſteif und genau an, als ob er keinen Gedanken in ſeiner Seele habe als dieſe Kinder — ißt dann mit dem Pfarrer ſeine Suppe geſchwind, wie ſie da ſtund, und geht mit ihm und dem Lieutenant zu Fuß uͤber den Berg nach Arnburg.
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thete eben mit den Schulkindern ein ſtilles Gebeth
fuͤr das Leben des Junkers. — Bylifsky hoͤrts —
geht auch zur Kirche, thut mit leiſer Hand die
Thuͤre auf, tritt mit ſtillem unhoͤrbarem Schritt
hinein, ſiehet die Schaar der Kinder, und den
Pfarrer und ihren Lehrer vor dem Altar auf den
Knien, und ihr Angeſicht unverwandt gegen den
Boden, hoͤrt ihr Schluchzen, faͤllt in ſeinem Ecken
auf die Knie, weinet und bethet mit dieſen Kindern
fuͤr ſeinen Freund; und da ſie wieder aufſtehen, ge-
het er zu ihnen hervor, ſagt wer er ſey, gruͤßet ſie
alle, und giebt wie der Pfarrer und der Lieutenant
den Behuͤte Gott ſagenden Kindern die Hand —
ſiehet eines nach dem andern ſo ſteif und genau an,
als ob er keinen Gedanken in ſeiner Seele habe als
dieſe Kinder — ißt dann mit dem Pfarrer ſeine
Suppe geſchwind, wie ſie da ſtund, und geht mit
ihm und dem Lieutenant zu Fuß uͤber den Berg
nach Arnburg.
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/153>, abgerufen am 21.11.2024.
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