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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787.

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Er trug mit deutscher Treu des Vaters Schrift
ins Kloster; aber es war als wenn ihn die Patres
flohen. -- Es zeigte sich ein einziger hagerer langer,
den er nicht kannte -- der Ritter gab ihm die
Schrift -- der Pater las sie, bückte sich tief, und
sagte mit der Hand auf der Brust -- Ihr Hoch-
würden und Gnaden, der Abt, und ein howürdiges
Konvent, werden die Schrift reiflich bedenken. --

Aber über 8 Tage wollte Ihr Hochwürden
und Gnaden der Abt und ein hochwürdiges Kon-
vent nichts von der Schrift wissen. --

Der Ritter stand da wie Loths gesalzenes
Weib, die Patres stoben und flohen von ihm weg,
kreuzigten sich, wenn er nur wieder zur Pforte
hinaus wär.

Der Ritter gehet die Halle auf und nieder; in
einer Ecke an dem dunkelsten Orte erscheint ihm
wieder der lange hagere Pater; es war ihm er sehe
ein Gespenst in dem Dunkeln des Gangs, er bückte
sich wieder so tief, hielt die Hand wieder auf die
Brust, und sagte zum Ritter: Er solle in Gnaden
verzeihen, seine Hochwürdigen Obern können ihm
diese ganz unstatthafte, siegellose und nichtsbewei-
sende Schrift um seiner Seele Heil willen nicht wie-
der zurückstellen, indem dieselbige den wunderthä-
tigen Gnadensitz ihres Klosters widerrechtlich beküm-

G

Er trug mit deutſcher Treu des Vaters Schrift
ins Kloſter; aber es war als wenn ihn die Patres
flohen. — Es zeigte ſich ein einziger hagerer langer,
den er nicht kannte — der Ritter gab ihm die
Schrift — der Pater laſ ſie, buͤckte ſich tief, und
ſagte mit der Hand auf der Bruſt — Ihr Hoch-
wuͤrden und Gnaden, der Abt, und ein howuͤrdiges
Konvent, werden die Schrift reiflich bedenken. —

Aber uͤber 8 Tage wollte Ihr Hochwuͤrden
und Gnaden der Abt und ein hochwuͤrdiges Kon-
vent nichts von der Schrift wiſſen. —

Der Ritter ſtand da wie Loths geſalzenes
Weib, die Patres ſtoben und flohen von ihm weg,
kreuzigten ſich, wenn er nur wieder zur Pforte
hinaus waͤr.

Der Ritter gehet die Halle auf und nieder; in
einer Ecke an dem dunkelſten Orte erſcheint ihm
wieder der lange hagere Pater; es war ihm er ſehe
ein Geſpenſt in dem Dunkeln des Gangs, er buͤckte
ſich wieder ſo tief, hielt die Hand wieder auf die
Bruſt, und ſagte zum Ritter: Er ſolle in Gnaden
verzeihen, ſeine Hochwuͤrdigen Obern koͤnnen ihm
dieſe ganz unſtatthafte, ſiegelloſe und nichtsbewei-
ſende Schrift um ſeiner Seele Heil willen nicht wie-
der zuruͤckſtellen, indem dieſelbige den wunderthaͤ-
tigen Gnadenſitz ihres Kloſters widerrechtlich bekuͤm-

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[97/0115] Er trug mit deutſcher Treu des Vaters Schrift ins Kloſter; aber es war als wenn ihn die Patres flohen. — Es zeigte ſich ein einziger hagerer langer, den er nicht kannte — der Ritter gab ihm die Schrift — der Pater laſ ſie, buͤckte ſich tief, und ſagte mit der Hand auf der Bruſt — Ihr Hoch- wuͤrden und Gnaden, der Abt, und ein howuͤrdiges Konvent, werden die Schrift reiflich bedenken. — Aber uͤber 8 Tage wollte Ihr Hochwuͤrden und Gnaden der Abt und ein hochwuͤrdiges Kon- vent nichts von der Schrift wiſſen. — Der Ritter ſtand da wie Loths geſalzenes Weib, die Patres ſtoben und flohen von ihm weg, kreuzigten ſich, wenn er nur wieder zur Pforte hinaus waͤr. Der Ritter gehet die Halle auf und nieder; in einer Ecke an dem dunkelſten Orte erſcheint ihm wieder der lange hagere Pater; es war ihm er ſehe ein Geſpenſt in dem Dunkeln des Gangs, er buͤckte ſich wieder ſo tief, hielt die Hand wieder auf die Bruſt, und ſagte zum Ritter: Er ſolle in Gnaden verzeihen, ſeine Hochwuͤrdigen Obern koͤnnen ihm dieſe ganz unſtatthafte, ſiegelloſe und nichtsbewei- ſende Schrift um ſeiner Seele Heil willen nicht wie- der zuruͤckſtellen, indem dieſelbige den wunderthaͤ- tigen Gnadenſitz ihres Kloſters widerrechtlich bekuͤm- G

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Zitationshilfe: [Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 4. Frankfurt (Main) u. a., 1787, S. 97. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard04_1787/115>, abgerufen am 21.11.2024.