ungesalznen Suppe zur Stube hinaus, da sie ihm so kam.
Die Jooßlin war in gleichem Jammer; der elende Mantel ob dem sie so oft mit ihrem lieben Mann gezanket, daß ihn die Bättler, die bey ihnen übernacht waren, gestohlen, war jezt leyder auch beym Vogt, und sie mußte es bekennen: der Mantel und das Ver- sauffen und alles thut mir nicht halb so weh als daß du alleweil mit mir gezanket und er- zwingen wollen, ich müsse glauben die Bätt- ler, die uns unser Lebtag nichts gestohlen, haben uns das gestohlen, sagte ihr Mann, da sie jezt so bekennte.
Es thut einem auch so weh wenn einem ein Mann lieb ist, und er einen denn für eine Diebin hält, sagte die Frau.
Noch grösser als alles war der Jammer der Barbel, die den Nahmen hat, daß sie eine Fromme sey; sie konnte sint dieser Mittags- kirchen nicht mehr in der Bibel lesen, und nicht mehr in ihrem liebsten Bättbuch bätten; die heiligen Papyr liessen sie lange ohne Trost in ihren Nöthen, -- so sehr sie den Kopf darüber hängte und ihre Thränen darauf hinabfallen ließ; endlich auf einmal war sie getröstet, es kam ihr in Sinn, sie könne es leugnen; -- und sobald sie im Kopfe hatte wie, rief sie ih- rer Dienstmagd und Mithalterin ihrer stillen
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ungeſalznen Suppe zur Stube hinaus, da ſie ihm ſo kam.
Die Jooßlin war in gleichem Jammer; der elende Mantel ob dem ſie ſo oft mit ihrem lieben Mann gezanket, daß ihn die Baͤttler, die bey ihnen uͤbernacht waren, geſtohlen, war jezt leyder auch beym Vogt, und ſie mußte es bekennen: der Mantel und das Ver- ſauffen und alles thut mir nicht halb ſo weh als daß du alleweil mit mir gezanket und er- zwingen wollen, ich muͤſſe glauben die Baͤtt- ler, die uns unſer Lebtag nichts geſtohlen, haben uns das geſtohlen, ſagte ihr Mann, da ſie jezt ſo bekennte.
Es thut einem auch ſo weh wenn einem ein Mann lieb iſt, und er einen denn fuͤr eine Diebin haͤlt, ſagte die Frau.
Noch groͤſſer als alles war der Jammer der Barbel, die den Nahmen hat, daß ſie eine Fromme ſey; ſie konnte ſint dieſer Mittags- kirchen nicht mehr in der Bibel leſen, und nicht mehr in ihrem liebſten Baͤttbuch baͤtten; die heiligen Papyr lieſſen ſie lange ohne Troſt in ihren Noͤthen, — ſo ſehr ſie den Kopf daruͤber haͤngte und ihre Thraͤnen darauf hinabfallen ließ; endlich auf einmal war ſie getroͤſtet, es kam ihr in Sinn, ſie koͤnne es leugnen; — und ſobald ſie im Kopfe hatte wie, rief ſie ih- rer Dienſtmagd und Mithalterin ihrer ſtillen
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ungeſalznen Suppe zur Stube hinaus, da ſie
ihm ſo kam.
Die Jooßlin war in gleichem Jammer;
der elende Mantel ob dem ſie ſo oft mit ihrem
lieben Mann gezanket, daß ihn die Baͤttler,
die bey ihnen uͤbernacht waren, geſtohlen,
war jezt leyder auch beym Vogt, und ſie
mußte es bekennen: der Mantel und das Ver-
ſauffen und alles thut mir nicht halb ſo weh
als daß du alleweil mit mir gezanket und er-
zwingen wollen, ich muͤſſe glauben die Baͤtt-
ler, die uns unſer Lebtag nichts geſtohlen,
haben uns das geſtohlen, ſagte ihr Mann, da
ſie jezt ſo bekennte.
Es thut einem auch ſo weh wenn einem ein
Mann lieb iſt, und er einen denn fuͤr eine
Diebin haͤlt, ſagte die Frau.
Noch groͤſſer als alles war der Jammer
der Barbel, die den Nahmen hat, daß ſie eine
Fromme ſey; ſie konnte ſint dieſer Mittags-
kirchen nicht mehr in der Bibel leſen, und nicht
mehr in ihrem liebſten Baͤttbuch baͤtten; die
heiligen Papyr lieſſen ſie lange ohne Troſt in
ihren Noͤthen, — ſo ſehr ſie den Kopf daruͤber
haͤngte und ihre Thraͤnen darauf hinabfallen
ließ; endlich auf einmal war ſie getroͤſtet, es
kam ihr in Sinn, ſie koͤnne es leugnen; —
und ſobald ſie im Kopfe hatte wie, rief ſie ih-
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[Pestalozzi, Johann Heinrich]: Lienhard und Gertrud. Bd. 3. Frankfurt (Main) u. a., 1785, S. 21. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/pestalozzi_lienhard03_1785/43>, abgerufen am 22.11.2024.
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